Star-Comedian Michael Mittermeier tritt in Kempten auf

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Michael Mittermeier will in Kempten mit seinem neuen Programm #13 das Publikum zum Lachen bringen. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. © Olaf Heine Mediapool

Kempten – Nächste Woche tritt Michael Mittermeier in Kempten auf. Besucherinnen und Besucher können sich auf sein bislang persönlichstes Programm freuen. Vorab gab der deutschlandweit bekannte Komiker dem Kreisboten ein Interview.

Vor seinem Auftritt in der Bix Box Allgäu in Kempten am 28. November sprach der Star-Comedian mit dem Kreisboten über Comedy in den momentanen Krisenzeiten, sein aktuelles Programm #13, was sein bisher persönlichstes ist und seine Zukunftspläne.

Nachrichten lassen uns derzeit nichts zum Lachen. Schlechte Zeiten für Comedy – oder gilt: gerade jetzt?

Mittermeier: Theoretisch ist die Zeit immer gut für Comedy, weil die Leute immer lachen wollen. In Zeiten, wenn es gefühlt mehr Krieg gibt oder Dinge passieren, wird darüber mehr diskutiert. Menschen kommen immer, in diesen und auch in ruhigeren Zeiten. Und wenn sie dann mal richtig lachen können, das tut der Seele richtig gut. Das ist in so einer Zeit wie jetzt noch wichtiger denn je.

Wie gehen Sie Gags über harte Themen an?

Mittermeier: Ich denke nicht darüber nach, ob ich anders damit umgehen muss. Mein Gefühl sagt mir: Hey, über dieses Thema würde ich gerne etwas machen. Fällt mir dazu was ein? Ich muss jetzt nicht zwingend die zehn heftigsten Dinge abarbeiten, aber man kann aus allem Humor machen. Dann sollten es halt gute Gags sein. Ein guter Gag, und das ist meine Meinung, entbindet dich dann auch davon, immer zu denken: Och, jetzt habe ich noch eine Message. Das haben wir eh ständig.

Wenn ich in eine Vorstellung gehe und da liest mir einer die Tageszeitung vor, dann sag ich: Ja gut, die kann ich auch selber lesen. Natürlich spreche ich aber auch über die harten Dinge und ich vermische das mit Persönlichem. Das ist auch die Kunst der Stand-up-Comedy. Die oberste und erste Prämisse ist: Die Leute sollen unterhalten werden. Meine erste Prämisse ist nicht, dass ich die Leute brainwashe.

Zum Beispiel?

Mittermeier: In meinem Programm habe ich was drin zu Russland und der Ukraine. Verteidigungsminister Pistorius war vor einem Dreivierteljahr zum Jahrestag der Invasion in der Ukraine und sagte dort: „Wir haben im Moment keine Armee, die verteidigungsfähig ist“, verteidigungsfähig gegen einen brutal, offensiv geführten Angriffskrieg. Da setze ich dann einen drauf und sage: „Oida, so was sagt man doch nicht im Fernsehen. Da sitzen jetzt die anderen Länder und sagen: Spoileralarm! Das kriegt ja selbst Liechtenstein Bock auf Krieg mit Deutschland.“ Und dann spinne ich so was weiter. Ich habe eine Zuschrift bekommen von jemandem, der mir ein Foto geschickt hat mit einem Liechtensteiner Soldaten und drunter „Liechtenstein, wir sind bereit!“. Und sofort kann man über so was schmunzeln.

Putin habe ich auch im Programm. Der hat die Gesetze geändert, dass alle jungen Männer ins Militär eingezogen werden, auch diejenigen, die den Anforderungen für Soldaten gar nicht entsprechen. Zum Beispiel körperlich. Was ist denn die Konsequenz davon? Eine Behindertenarmee? Da bekommt das Wort Paramilitär eine ganz neue Bedeutung. Das ist ein hartes Thema und ein Gag, bei dem nicht jeder mitgeht. Aber ich glaube, dass man die Absurdität, die davon ausgeht, die harte Absurdität, auch mal in einen guten Gag packen kann. Lachen hat ja auch was davon, dass du dann Spannung verlierst. Und wir sind angespannt, das merkst du an den Leuten. Die Lunte wird kürzer. Die Leute hören nicht mehr richtig zu. Sie lesen eine Schlagzeile, und lesen gar nicht mehr die Nachricht, auch wenn in der am Ende das Gegenteil von der Schlagzeile steht. Deswegen bitte immer den ganzen Artikel lesen!

Ein Kumpel von mir, der meinte: „Du, die Russen haben mit einer Atombombe die Brücke zur Krim gesprengt.“ Da habe ich gefragt: „Bist du dir sicher? Atombombe?“ – „Ja, Atombombe“. Dann habe ich gegoogelt und es war eine Autobombe. Den habe ich dann angerufen und gesagt: „Autobombe! Kann man schon mal verwechseln.“ Das ist natürlich total absurd, für zwei, drei Minuten dachte ich, ach du scheiße, der Atomkrieg hat begonnen. Und dann war das eine Autobombe, die zwei Spuren auf der Krimbrücke gestört hat.

In frühen Programmen haben Sie sich viel dem TV-Programm gewidmet. Sind Ihre Programme politischer geworden?

Mittermeier: Mein politischstes Programm war „Paranoid“, das war extremst politisch, das ist aber schon 20 Jahre alt. Es ist eher so, dass ich mich in Wellen bewege. Ich bin ein Lustarbeiter. Wenn für mich ansteht, was Politisches zu machen, dann tu ich das; und dann gibt es wieder Programme, in denen das ganz anders ist. In der #13 geht es zwar auch um das, was gerade in der Welt draußen passiert, aber es hat einen sehr persönlichen Touch. Das sind Diskussionen in der Familie Mittermeier. Mit einer fünfzehnjährigen Tochter ist das doch sehr spannend.

Ich starte den Auftritt immer mit einem Flash: neue Nummern, aktuelle Nummern, manchmal beginne ich das eigentliche, offizielle Programm erst bei Minute 30, und da vorher ist alles drin. Nummern über die Freigabe von Cannabis bis zur Frage, wie es denn als 57 Jahre alter, weißer Mann so ist, in einem Comedyclub zu spielen, wo nur Neunzehnjährige drinsitzen. Das geht bis zu lokaler Impro. Wenn ich in Kempten spiele, müssen wir immer über eines reden: Schaut man vom Backstagebereich in der Big Box nach hinten raus, dann steht da das hiesige Puff. Das ist ein ganz schönes, tolles, altes Haus, das sieht aus wie die Villa Kunterbunt. Ich habe den Veranstalter, das ist schon vor 20 Jahren gewesen, gefragt, was das ist. Und er: Der Puff. Das ist für mich zum Running Gag geworden, das zieht sich durch alle meine Auftritte in Kempten, seit es die Big Box gibt.

Wie geht es nach dieser Tour weiter?

Mittermeier: Die #13 spiele ich bis Mitte 2024. Und zum ersten Mal in all den Jahrzehnten wird es dann eine Pause zwischen zwei Programmen geben, erst 2025 wird ein neues kommen. Pause heißt aber, ich mache andere Dinge und nächstes Jahr werde ich mich noch mehr meinem Großprojekt widmen: Ich habe einen Comedyclub aufgemacht in München, den Lucky Punch Comedy Club (Anmerkung der Red.: im Gasteig als Teil des Kulturareals Fat Cat).

Das hatte ich seit Jahren im Kopf, das ist ein großer Traum gewesen. Einen Club macht man nicht auf und sagt ein paar Monate später „Och, komm, lass mal“. Der Club ist jetzt da und wie meine Frau sagen würde: Wir sind wieder Eltern geworden – von einem Club. Das Problem ist nur, der Club schläft nicht durch. Aber es ist großartig. Ich habe schon viel drin gespielt und genauso auch die junge Szene.

Ich habe in Kempten einen Support-Act dabei, Marie-Theres, sie ist auch aus Kempten. Ich habe sie in München kennengelernt, sie ist viel in der Münchner Open-Mike-Szene unterwegs. Es gibt so viele tolle, neue, junge Comedians, die da draußen keiner kennt, die Szene ist riesig. Im Club spielen wir sechs Tage die Woche; am Wochenende sind wir fast immer ausverkauft, unter der Woche haben wir Specials wie Impro-Comedy und Open-Mikes, wo du etwas ausprobierst, eine Challenge, wo du etwas Spontanes machst. Dem werde ich mich nächstes Jahr viel widmen. Das tolle ist, ich kann dann auch viel für ein neues Programm ausprobieren. Aber bis ich damit komme, das wird noch dauern.

Wer Michael Mittermeier vor seiner Pause nicht verpassen will, kommt am Dienstag, 28. November, 20 Uhr in die Big Box Allgäu. Karten gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, in der Big Box Allgäu, sowie online bei Eventim unter www.eventim.de.

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