Wie werde ich sie los in zehn Tagen: FDP-Chef Lindner quält seine Ampelfreunde

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Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) präsentiert aktuell eine Gemeinheit nach der anderen gegen seine Partner in der Ampel-Regierung. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis. © Jonathan Penschek/dpa/Klaus Haag

FDP-Chef Linder bringt SPD und Grüne mit seinen Forderungen auf die Palme. Zerbricht die Ampel bald nach dem Vorbild eines Drehbuchs, durch das einst Kanzler Helmut Schmidt zu Fall kam? Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

„Wie werde ich ihn los in zehn Tagen“, lautet der Titel einer Hollywood-Komödie, in dem die Hauptdarstellerin alle Register zieht, um ihren Galan zu vergraulen - was am Ende aber natürlich nicht klappt, weil sie sich insgeheim doch noch in ihn verliebt. Im Fall der Ampel-Koalition ist das eher nicht mehr zu erwarten. Unterhaltsam, fast schon amüsant ist es dennoch zu beobachten, was FDP-Chef Christian Lindner so alles unternimmt, um die Koalitionspartner SPD und Grüne möglichst noch vor dem regulären Wahltermin im Herbst 2025 loszuwerden. Er serviert ihnen die für Linksgrüne völlig ungenießbare „Wirtschaftswende“ mitsamt „Sozialstaatswende“, fordert ein „Bürgergeld-Update“, stoppt das rot-grüne Lieblingsprojekt Kindergrundsicherung, nur um seinen Koalitionsfreunden im Gegenzug selbst Wortbruch und Blockade vorzuwerfen, nämlich beim Abbau der „Kalten Progression“, womit Lindner die inflationsbedingten heimlichen Steuererhöhungen rückgängig machen und die arbeitende Mitte entlasten will. Und das Ganze garniert der Bundesfinanzminister noch mit dem netten Satz, Sozialdemokraten und Grünen fehle der „Respekt vor den Steuerzahlern“. Was, nebenbei gesagt, stimmt.

Lindner: SPD und Grünen „fehlt der Respekt vor den Steuerzahlern“

Feinschmecker kennen das Drehbuch: Exakt so haben vor 42 Jahren Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff das ungeliebte Bündnis mit der SPD von Kanzler Helmut Schmidt beendet (und sich in ein neues Bündnis mit Helmut Kohls Union gerettet). Am Ende war es der verärgerte SPD-Kanzler selbst, der die Liberalen hochkant aus seiner Regierung warf.

Jetzt rätselt ganz Berlin: Kommt es wieder so? Lange genug haben vor allem die Grünen zu Beginn der Ampelkoalition die FDP gequält und kleingehäckselt. Jetzt hat Lindner den Spieß umgedreht. Inzwischen vergeht kaum mehr ein Tag, an dem er sich nicht eine neue Gemeinheit gegen seine Ampelpartner einfallen lässt. Und das Beste kommt ja erst noch: In den nächsten Wochen muss ein neuer Bundeshaushalt her, es klafft ein riesiges Milliardenloch, und der FDP-Chef ist als Bundesfinanzminister Herr des Verfahrens. Mal schauen, wann Olaf Scholz und seinem grünen Vizekanzler Habeck endgültig die Lust an der Koalition mit Lindners einfallsreichen Liberalen vergeht.

Georg Anastasiadis

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