Drei Jahre nach der Befreiung: So stark hat sich das Leben im ukrainischen Cherson verändert

Drei Jahre nach der Befreiung von der russischen Besatzung hat sich das Leben in der südukrainischen Stadt Cherson grundlegend verändert. Am 11. November 2022 feierten die Bewohner der südlichen Hafenstadt ihre Freiheit, als ukrainische Soldaten die Stadt nach neun Monaten russischer Besatzung zurückeroberten. 

Doch die Hoffnung auf Normalität wich schnell einer bitteren Gewissheit: Der Krieg ist geblieben, wenn auch in anderer Form. 

Russische Truppen greifen regelmäßig an

Von der gegenüberliegenden Seite des Dnipro-Flusses greifen russische Truppen regelmäßig mit Artillerie und Raketen an. Gleichzeitig überfliegen Drohnen den Himmel über der Stadt, die laut "AP" von zerstörten Gebäuden, leeren Straßen und verlassenen Plätzen geprägt ist. 

Die einst lebendige Stadt mit rund 280.000 Einwohnern ist heute ein fast menschenleerer Ort, an dem das Leben hinter verschlossenen Türen oder unterirdisch stattfindet.

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Cherson wird täglich bombardiert picture alliance / imageBROKER | Florian Bachmeier

Netze und Bunker als Schutzmaßnahmen

Der Alltag in Cherson ist geprägt von Vorsichtsmaßnahmen gegen die allgegenwärtige Gefahr. Über Straßen und Gebäude wurden laut "AP" Netze gespannt, die ursprünglich für Baustellen gedacht waren. Diese dienen nun als Schutz vor Drohnenangriffen. Besonders gefährdete Orte wie Krankenhäuser sind vollständig mit Netzen umgeben, um Patienten und Personal zu schützen.

An Bushaltestellen, die trotz der Gefahr weiterhin in Betrieb sind, wurden kleine Betonbunker errichtet, um Schutz vor plötzlichem Beschuss zu bieten. Auch Postämter sind weiterhin geöffnet, ihre Eingänge jedoch mit Betonsperren gesichert, um Explosionen abzufangen.

Täglich werden hunderte Drohnen abgefangen

Neben physischen Schutzmaßnahmen setzt Cherson auf moderne Technologie, um sich gegen Drohnenangriffe zu verteidigen. Elektronische Abwehrsysteme sollen feindliche Drohnen zu erkennen, und unschädlich zu machen. Laut "AP" werden in der Stadt täglich bis zu 250 Drohnen abgefangen.

Um den Bewohnern ein Mindestmaß an Sicherheit zu bieten, hat sich ein Großteil des öffentlichen Lebens in Keller und unterirdische Räume verlagert. Ehemalige Wohnhauskeller wurden zu Gemeinschaftsräumen umfunktioniert, in denen Kinder spielen und lernen können. Schulunterricht und Freizeitaktivitäten finden laut "AP" größtenteils online oder in diesen geschützten Räumen statt.

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Angelina Jolie mit ukrainischen Kindern Maksym Kozutsky/Lviv City Hall/AP/dpa

Solidaritätsbesuch aus den USA

Vor Kurzem absolvierte Hollywood-Star Angelina Jolie einen Solidaritätsbesuch in der Stadt und zeigte sich laut "Reuters" beeindruckt vom Überlebenswillen der Bevölkerung: "In einer Zeit, in der sich Regierungen weltweit vom Schutz der Zivilbevölkerung abwenden, sind ihre Stärke und gegenseitiger Beistand beeindruckend."