Roche-Werk in Penzberg: Schweizer Konzern investiert kräftig in Produktion und Forschung

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Eine Stadt neben der Stadt: Das Penzberger Roche-Werk im Nonnenwald zählt inklusive der Norderweiterung (Vordergrund) stolze 590.000 Quadratmeter Gesamtfläche. © Roche

Penzberg - Der Roche-Konzerns blickt auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 zurück. Das Unternehmen investiert 600 Millionen Euro in sein Werk in Penzberg.

Als der Schweizer Roche-Konzern 2022 das 50-jährige Bestehen seines Oberland-Standorts in Penzberg feierte, hörten das Unternehmen seitens der Lokalpolitik naturgemäß viel Lob für sein wirtschaftliches Engagement in der Region. Das Werk ist in den fünf Jahrzehnten zum größten Arbeitgeber in der Region geworden, zudem profitiert eine Vielzahl an Zulieferbetrieben und Handwerkern von Aufträgen.

Fast 7800 Mitarbeiter (übrigens aus 80 Nationen) zählt der Hightech-Standort. Tendenz steigend. Dazu 309 Azubis und Duale Studenten. Wann die 8000er-Marke geknackt wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Roche-Beschäftigten pendeln nicht nur aus dem Landkreis Weilheim-Schongau, sondern bis aus dem Tölzer, Miesbacher, Landsberger, Starnberger und Garmischer Raum in den Nonnenwald. Aus München fahren täglich Shuttle-Busse nach Penzberg. Im Werk vereint Roche Forschung, Entwicklung und Produktion auf einem Fleck – was besonders im weltweiten Standort-Portfolio ist.

Wichtiges Werk im Penzberger Nonnenwald

Grundsätzlich blickt Roche in Deutschland, auch mit seinem Werk in Penzberg, auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück: Knapp 8,3 Milliarden Euro Umsatz wurden erzielt, das ist immerhin ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewesen. Claudia Fleischer, Geschäftsführerin von Roche Diagnositics, sprach bei einem Pressegespräch in Penzberg zufrieden von einer „sehr starken Entwicklung“. Man habe mit den deutschen Standorten Mannheim, Penzberg, Grenzach-Wyhlen und Ludwigsburg einen „sehr positiven Beitrag“ im Konzern leisten können.

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Diagnostics-Geschäftsführerin Claudia Fleischer und Werkleiter Paul Wiggermann betonen das Konzern-Bekenntnis zum Standort. © Andreas Baar

Das tut gut, denn die deutschen Standorte stehen intern in einem harten Wettbewerb mit anderen Dependancen weltweit. Allein im vergangenen Jahr hatte Roche in Deutschland nach eigenen Angaben Investitionsprojekte von mehr als 1,4 Milliarden Euro umgesetzt oder gestartet. Laut Fleischer stehen für die nächsten drei Jahre nochmal rund 1 Milliarde Euro bereit. Weitere 640 Millionen Euro flossen 2023 in Ausbau und Werterhaltung der deutschen Standorte.

Von dem Kuchen bekam das Penzberger Werk stets ein großes Stück ab. In den letzten zehn Jahren wurden 2,7 Milliarden Euro investiert, allein 350 Millionen Euro 2023. Der Konzern sprich von einem „nachhaltigen Wachstum“. Aktuell laufen die Arbeiten am neuen Diagnostik-Forschungsgebäude LEAP. An die 250 Millionen Euro werden in das Gebäude gesteckt. Fast 24.000 Quadratmeter Nutzfläche verteilen sich auf einen Labor- und einen Büroteil. Im vierten Quartal 2025 sollen bis zu 800 Forscher, bislang verteilt in 28 Gebäuden über den Campus Penzberg und in München, einziehen.

Größter Invest von Roche im Oberland

Das größte Vorhaben ist jedoch das neue Diagnostik-Produktionszentrum. Der Invest beträgt rund 600 Millionen Euro. Ein Summe, die noch nie im Werk in ein Einzelprojekt gesteckt wurde. Der Spatenstich ist heuer für Mai vorgesehen, Grundsteinlegung soll im November sein. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Zentrums ist für Ende 2027 angesetzt. Mit dem Neubau schlägt der Konzern zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Produktionskapazität der Diagnostic-Sparte wird gesteigert. Diese ist immens wichtig am Standort. In fast allen diagnostischen Roche-Tests, die weltweit laufen, sind Stoffe aus Penzberg enthalten. Außerdem können zum Teil über 50 Jahre alte Gebäude zurückgebaut und Beschäftigte des Bereichs, derzeit arbeiten sie verteilt auf circa 30 Gebäude, konzentriert werden.

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600 Millionen Euro investiert Roche in das neue Diagnostik-Produktionszentrum in Penzberg. © Roche

Geradezu bescheiden nimmt sich das neue Biomasse-Heizwerk für die Waldrestholz-Verfeuerung mit rund 22 Millionen Euro aus. Der Spatenstich ist im April geplant. Das Restholz werde aus Wäldern in einem Umkreis von 100 Kilometer angeliefert, sagt Werkleiter Paul Wiggermann. Durch den Betrieb ließen sich jährlich 7800 Tonnen CO2 einsparen. Und im März wird ein Gentherapie-Entwicklungszentrum eingeweiht. Für circa 90 Millionen Euro wurde eine bestehende Gebäudehülle neu ausgebaut.

In Penzberg haben sie einen großen Standortvorteil bei der Roche: Die Oberbayern können im Konzern dank der Norderweiterung des Werksgeländes mit freien Flächen argumentieren. „Wir wollen Penzberg im globalen Verbund anbieten“, macht Werkleiter Wiggermann klar. Inklusive dem rund 13 Hektar großen neuen Areals zählt das Werksgelände nun stolze 590.000 Quadratmeter Gesamtfläche.

Kritik am Bau des neuen Diagnostik-Produktionszentrums in Penzberg

Doch der Ausbau war in Bevölkerung und Lokalpolitik nicht unumstritten gewesen. Nicht alle Stadträte stimmten im Dezember 2022 dem Bebauungsplan zu. Neben dem Flächenverbrauch und dem Abholzen von Baumbestand fürchten die Kritiker eine Zunahme des Verkehrs und noch mehr Druck auf dem eh angespannten Immobilienmarkt rund um Penzberg. In der Roche-Chefetage war man mit dem Ja zur Erweiterung zufrieden. Das Unternehmen habe die Möglichkeit, „unser Werk in den nächsten zehn bis 15 Jahren nachhaltig zu modernisieren und weiterzuentwickeln“, ließ sich der Werkleiter damals zitieren.

Ob von den 1 Milliarden Euro, die für die nächsten drei Jahre an Investitionen in Deutschland bereit stehen, auch große Summen in das Penzberger Werk fließen werden, will man bei Roche zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Derzeit werde das „Potential“ im Werk untersucht, sagte Managerin Fleischer. Offiziell ist nichts, aber die Diagnostic-Geschäftsführerin geht davon aus, dass dann Geld in „Erweiterung und Modernisierung“ des Werks geht. Für die neuen nördlichen Flächen gibt es bereits einen strategischen Plan. Laut Fleischer seien diese eher geeignet für die Diagnostik, denn die Pharma-Sparte ist bereits im Süden des Areals konzentriert.

Roche fordert Politik im Oberland auf, gute Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen

Doch bei aller Investitionsbereitschaft von Roche: Fleischer warnt davor, dass Konzerngelder „kein Selbstläufer“ sind. Der interne Wettbewerb nehme zu. Bei Roche nimmt man zudem die Politik in die Pflicht: Es brauche „investitions- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen“, fordert die Topmanagerin.

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