Mittelgroße Bundeswehr-Reform: Die Schreckstrategie des Ministers

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Verteidigungsminister Pistorius geht mit der Strukturreform bei der Bundeswehr konsequent vor. Mit der Strukturreform möchte er die Streitkräfte stärken.

Berlin - Boris Pistorius, ein Einäugiger in der Ampel, hat in den letzten Wochen zumindest etwas geschafft: Der SPD-Verteidigungsminister hat erfolgreich zwei große Gruppen erschreckt. Die eigene Generalität mit dem Umbau-Plan der Bundeswehr. Und die Gesellschaft, die sich eingerichtet hat in Gleichgültigkeit oder naserümpfender Distanz zur Truppe, mit dem Schockwort der „Kriegstüchtigkeit“. Beides hat so weit funktioniert.

Der schon nicht mehr so neue Fachminister hat mit beidem im Grunde recht. Vieles spricht für seine Strukturreform, auch wenn es, gemessen an den Ankündigungen, nur ein moderater Umbau ist; dafür ohne abstrus teures Beraterheer wie bei seiner unglückseligen Vorgängerin von der Leyen.

Strukturreform: Pistorius Kampf für eine moderne Bundeswehr

Sieht die Reform der Bundeswehr kritisch: Merkur-Korrespondent Christian Deutschländer. © Jens Büttner/dpa/Merkur/Montage

Pistorius wird noch einiges an Kummer, Tücken und Heimtücken erleben. Ein Leitungsapparat soll seine Selbstverschlankung durchexerzieren? Viel Erfolg mit einem Koloss, der schon viele Minister kommen und gehen sah. Außerdem steht Wichtiges wie der Aufbau einer Cyber-Streitkraft unter Vorbehalt: Wo kommen die Fachleute her? Denen jagen längst weit attraktivere, zahlungskräftigere Arbeitgeber weltweit hinterher. Und was bringt das Reden von irgendeiner Art Wehrpflicht, wenn die Strukturen dafür längst kaputtgespart wurden?

Pistorius Reform: Brückenschlag zwischen Bundeswehr und Gesellschaft

Den Willen immerhin zeigt der Minister. Er sieht die Bundeswehr nicht wie einige seiner gescheiterten Vorgänger als flecktarnfarbene Politshowbühne. Oder wie manche Parteifreunde als Fremdling und, man denke an die eifrigen Weiße-Fahnen-Näher um Mützenich, als Feind. Was eine noch größere Aufgabe wird: Bundeswehr und Gesellschaft näher zueinander zu bringen. So dramatisch belastend die Weltlage auch werden mag, mit immergleicher Inbrunst reden sich die Deutschen ihre Verteidigung und ihre Armee schlecht. Ob Pistorius‘ Kraft und Überzeugungsstärke dafür reichen? Zum Leitziel einer starken, schlanken und im Land verankerten Bundeswehr ist der Weg sehr weit. Und die Zeit womöglich erschreckend kurz. (Christian Deutschländer)

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