Trump hat „es geliebt“: G7 wenden Gipfel-Debakel ab – sieben Einigungen und eine dicke Überraschung
Der G7-Gipfel ist vorbei. Trump war nur halb dabei. Dennoch ist das Fazit nicht völlig negativ. Es gab ein paar Einigungen – und keine Voll-Katastrophe.
Calgary – Und plötzlich waren es nur noch sechs. Der G7-Gipfel in Kanada sorgte in den vergangenen Tagen für großes Aufsehen. Allerdings weniger für das, was vor Ort wirklich passierte. Hauptaugenmerk lag wie so oft bei Treffen großer Staatschefs auf US-Präsident Donald Trump. Der spielte sich auch mal wieder in den Mittelpunkt. Allerdings mit seiner vorzeitigen Abreise.
Trumps Verschwinden nach nur einem Gipfel-Tag bestimmte fortan die Berichte zum Treffen der Staatschefs der wichtigsten demokratischen Industrienationen. Brach Trump auf, weil die USA sich nun doch stärker in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran im Nahen Osten hineinziehen lassen? Die Spekulationen lösten sogar ein heftiges Wortgefecht zwischen Trump und Macron aus. Aus Diplomatenkreisen witterte man gar eine gezielte Provokation Trumps durch seine Abreise.
G7-Gipfel geht ohne wirklichen Durchbruch zu Ende – Merz sieht ihn dennoch als Erfolg
Dass der Gipfel darüber hinaus nicht wirklich in die Schlagzeilen geriet, liegt vor allem daran, dass es schlichtweg keine wirklich großen Durchbrüche zu verkünden gab. Dass es dazu nicht kommen würde, zeigte sich bereits vorab, als Bundeskanzler Friedrich Merz als Ziel des Gipfels angab, wieder für mehr Einigkeit zwischen den Partnern zu sorgen. Inhalte standen weniger im Vordergrund. Umso überraschender war daher die gemeinsame Erklärung zu Israel und Iran, die die Staaten abgaben, obwohl zuvor angekündigt worden war, auf gemeinsame Erklärungen zu verzichten.

Auch darüber hinaus zeigten die Länder sich zufrieden mit dem Treffen. „Dieser G7-Gipfel ist weitaus erfolgreicher, als ich es am Anfang gedacht habe“, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Kananaskis. Er verwies darauf, dass eine Einigung auf einvernehmliche Erklärungen zu sieben Themen gelungen sei. Der kanadische Premierminister Mark Carney als Gastgeber habe die Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte zusammengehalten, lobte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
G7-Gipfel schafft sieben Einigungen – Zoff zwischen Trump und Macron
Und auch wenn er nur kurz anwesend war und sich dann mit Macron verkrachte, hatte lobende Worte für seinen Kurztrip ins Nachbarland. „Ich habe es geliebt. Und ich denke, wir haben viel erledigt bekommen.“ Konkret nannte er dann aber nur die beim Treffen in den Rocky Mountains verkündeten Fortschritte bei seinem Handelspakt mit Großbritannien - was eigentlich aber nichts mit dem G7-Gipfel zu tun hat. Bei der Verkündung des Deals leistete Trump sich übrigens gleich zwei dicke Patzer.
Insgesamt sieben Erklärungen verabschiedeten die G7-Chefs, beispielsweise zum Kampf gegen irreguläre Migration und Schleuser. Konkret geht es etwa darum, die Jagd auf Schleuserbanden durch eine noch bessere Überwachung von Geldflüssen zu intensivieren.
Einigungen beim G7-Gipfel: Darauf haben sich Merz und Co. mit Trump geeinigt
Mit einem neuen Aktionsplan für kritische Mineralien wollen die G7-Staaten ihre Abhängigkeit von autoritären Rohstoffmächten wie China verringern und eigene Lieferketten für strategisch wichtige Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder seltene Erden absichern. Und beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz wollen die G7 eine Vorreiterrolle einnehmen - nicht nur für wirtschaftliches Wachstum, sondern auch für gesellschaftlichen Nutzen. Allerdings: Es handelt sich überwiegend um wenig strittige Themen und Vereinbarungen mit überschaubarer Tragweite. Die richtig heißen Eisen wurden ausgeklammert.
Eine der sieben Erklärungen war eine echte Überraschung: die gemeinsame Positionierung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran. Zumindest bei einem der aktuell brisantesten geopolitischen Themen konnte die Runde eine gemeinsame Linie finden: Bekenntnis zum Selbstverteidigungsrecht Israels, Aufruf zum Schutz von Zivilisten - und das Diktum, der Iran dürfe niemals eine Atombombe besitzen. Allerdings: Der Text gibt keinerlei Hinweise, wie ein Ausweg aus der Eskalation gefunden werden könnte. Und Trump lässt nicht nur die G7, sondern die ganze Welt im Unklaren, ob er an der Seite Israels in den Krieg eingreifen will.
G7-Gipfel zeigt trotz ausbleibenden Durchbrüchen: Der Westen ist und bleibt gesprächsbereit
Dennoch bleibt das Fazit gemischt. Kaum wird von einem wirklichen Erfolg des G7-Gipfels gesprochen. Immerhin ist der Gipfel nicht im ganz großen Debakel geendet, wie Trumps letzter G7-Gipfel-Besuch in Kanada 2018. Was nach wenig klingt, war aber wegen Trump vorher zumindest unsicher, ob alles derart reibungslos ablaufen könne. Immerhin sind die Differenzen zwischen den USA und den anderen G7-Ländern zuletzt nicht gerade kleiner geworden.
Das ganze zeigt, dass der Westen weiterhin gesprächsfähig ist und auch bleibt. Und die brisanten Themen gehen nicht aus. Bereits in wenigen Tagen startet der Nato-Gipfel in Den Haag, wo ein Großteil der Runde sich bereits wieder trifft. Auch da wirft Trump mit seiner Forderung nach einem neuen Ziel für Verteidigungsausgaben seine Schatten voraus. (han/dpa)