„Wäre genau das, was Russland passieren würde“: Irans Luftverteidigungs-Debakel schürt Angst in Moskau
Israels schnelle und zerstörerische Angriffe auf den Iran lassen auch Russland aufhorchen. Erste Zweifel am eigenen Verteidigungssystem werden laut.
Teheran/Moskau – Die jüngste Eskalation zwischen Israel und dem Iran hat deutliche Schwachstellen im iranischen Verteidigungssystem aufgedeckt. Mit Blick auf die erfolgreichen Angriffe auf wichtige Militärstützpunkte, Atomanlagen und Luftabwehrsysteme im Herzen des Landes regt sich nun offenbar auch Unruhe bei seinen Verbündeten in Russland. Nicht nur, weil Teheran und Moskau eine politische Freundschaft verbindet. Militärbeobachter haben Medienberichten zufolge viel mehr damit begonnen, die Zuverlässigkeit des russischen Verteidigungssystems infrage zu stellen.
Zunächst hatte das Militär-Magazin Defence Blog über die wachsenden Zweifel berichtet. In russischsprachigen Militärforen und inoffiziellen Kommentaren in kremlnahen Kanälen sei diskutiert worden, ob Russland einem Angriff wie dem im Iran standhalten könne. Ein Kommentator habe dabei offen gestanden: „Jedem hier ist klar, dass dies genau das ist, was mit Russland passieren würde, wenn irgendein Nato-Land beschließen würde, zu handeln“.
„Jedem hier ist klar, dass dies genau das ist, was mit Russland passieren würde“
Mithilfe seiner hochmodernen Waffen, Abwehrsysteme und einer präzisen koordinierten Militärführung beanspruchte Israel innerhalb von nur zwei Tagen die Kontrolle über den iranischen Luftraum, wie aus israelischen Regierungskreisen zu verlauten war. Dem Staat gelang damit etwas, das Russland in drei Jahren Krieg gegen die Ukraine nicht erreicht hat.

Experten räumen ein, dass die iranische Luftabwehr leichter zu besiegen war als die der Ukraine. „Israel ist es gelungen, die iranische Luftabwehr zu überraschen und zu überwältigen, die ein viel leichteres Ziel darstellte als die ukrainische“, sagte Michael Kofman von der Denkfabrik Carnegie Endowment im Gespräch mit The Economic Times.
Russische Abwehrsysteme im Iran innerhalb weniger Tage durch israelische Angriffe zerstört
Auch wenn die Einschätzung der russischen Armee ein schwierigeres Ziel als dem israelischen Militär einräumt, spricht die Aussage nicht gerade für Moskau. Denn der Iran verließ sich bei seiner Luftabwehr auf eine Mischung aus russischen S-300 Systemen, chinesischen Batterien und lokalen Systemen. Keines der ausländischen Systeme sei dabei angemessen integriert worden.
Verteidigungsanalysten in Moskau sollen laut Defence Blog intern eingeräumt haben, dass die teils russischen Verteidigungssysteme im Iran keine Chance gegen die israelischen Angriffe hatten. Eine kursierende Einschätzung in russischen Verteidigungskreisen war dem Bericht zufolge: „Absolut machtlose Luftabwehr, wenn das, was wir im Fadenkreuz sehen, alles ist, was wir haben.“
Zwei Luftabwehrsysteme schützen Russland besonders gut
Russland verfügt mit Luftabwehrsystemen wie S-300VM oder S-400 Triumph eigentlich über einige der besten Systeme weltweit. Damit hätte das Land einem tatsächlichen Angriff durchaus eine solide Verteidigung zu bieten. Die Luftwaffe hat im Ukraine-Krieg in den vergangenen Jahren aber auch spürbare Verluste erlitten. Das niederländische Open-Source-Intelligence-Projekt Oryx sammelt unter anderem Daten über russische Equipment- und Waffenverluste seit der Invasion in die Ukraine 2022. Den Daten zufolge hat Russland inzwischen mindestens 335 Abwehrsysteme verloren.
Zu den Verlusten gehörten demnach 18 S-400-Raketen, eine S-350, über 30 Pantsir-S1-Einheiten und fast 60 Tor-Systeme. Da die Berechnungen nur auf visuell bestätigten Verlusten beruhen, die Oryx offenen Quellen fand, können die Zahlen als Art Mindestgrenze für den tatsächlichen Verlust gesehen werden. (no)