Verkehrsunfall auf unvollendeter Brücke: Offenbar gab Google-Maps die fatale Route vor

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In Indien ereignete sich ein Autounfall bei schlechter Sicht auf einer im Bau befindlichen Brücke. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf – auch gegen einen Mitarbeiter von Google Maps.

Dataganj – Zu hohes Tempo, riskante Überholmanöver und Unachtsamkeit oder schlichte Unwissenheit hinsichtlich Sicherheitsvorkehrungen im Straßenverkehr können schwere Folgen für Beteiligte haben und sie schlimmstenfalls ihr Leben kosten. Doch längst nicht jeder Verkehrsunfall liegt in Fahrfehlern begründet: Auch äußere Umstände wie Nebel oder Starkregen, oder gar plötzlich auftretende technische Fehler an Fahrzeugen können für Unfälle sorgen.

Dass mitunter aber auch Navigationssysteme Menschen im Straßenverkehr in Gefahr bringen können, zeigt nun ein tragischer Vorfall, der sich vor Kurzem in Indien ereignete. Im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh sind dort drei Männer auf einer im Bau befindlichen Brücke ums Leben gekommen – und zwar offenbar, weil ihr Navigationssystem sie eine falsche Route entlang geführt hatte. Der Fall erinnert daran, wie wichtig es ist, achtsam zu sein, auch wenn sich zur Orientierung auf vermeintlich fehlerfreie technische Geräte verlassen wird.

Falsche Navi-Angaben und schlechte Sicht – drei Männer sterben

Denn selbst in einer so hochtechnologisierten Welt wie der gegenwärtigen sind Geräte, die das Leben vereinfachen sollen, längst nicht fehlerfrei. Der Verkehrsunfall, der sich unlängst im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh im Norden des Landes ereignete, zeigt das leider auf tragischste Weise.

Smartphone-Ansicht der Google-Maps-App (Symbolbild) © IMAGO / Pond5 Images

Wie die lokale indische Zeitung Hindustan Times berichtete, befanden sich eine Gruppe dreier indischer Männer gerade im Auto auf dem Weg zu einer Hochzeit, als sie bei schlechter Sicht durch den Ort Bareilly im nördlichen Teil Indiens fuhren. Dass diese Reise für alle drei letztendlich mit dem Tod endete, ist dabei einerseits den Wetterbedingungen geschuldet, bei denen sich nur wenige Meter weit sehen ließ.

Andererseits verließen sich die drei Männer laut den Angaben der Hindustan Times bei ihrer Fahrt auf die Navigationswebsite Google Maps. Von dieser sei den Männern ein sicherer Weg über eine Brücke nahegelegt worden, weshalb sie sich dafür entschieden, sie zu überqueren. Auf der Brücke angekommen, folgte der Wagen dem Brückenverlauf für einige Augenblicke. Dann, wie aus dem Nichts, stürzt das Fahrzeug insgesamt 15 Meter tief in den Abgrund – und riss dabei auch seine drei Insassen in den plötzlichen Tod.

Womöglich führte Google Maps die Männer per Navigationsfehler in den Tod – Polizei ermittelt

Unmittelbar nachdem sich das Unglück am Dienstag ereignete, begann auch die örtliche Polizei mit Ermittlungen zum Fall. Angaben der Polizei zufolge wurde der Fahrer von Google Maps dazu verleitet, eine unsichere Route zu nehmen, was dazu führte, dass das Fahrzeug am frühen Sonntag von einer teilweise gebauten Brücke im Gebiet der Polizeistation Dataganj in den Fluss Ramganga stürzte. 

Wie sie erklärten, war ein Teil der Brücke bei Überschwemmungen beschädigt worden. Das Bauwerk ist laut lokalen Medien aufgrund einer schweren Flut für den Straßenverkehr gesperrt. Dass die drei Männer die Brücke in ihrem Fahrzeug dennoch überquerten, ist den Angaben der Polizeibeamten zufolge auf die schlechte Beschilderung rund um die Brücke zurückzuführen.

Ein Google-Sprecher erklärte der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen arbeite eng mit den Behörden zusammen. Gemeinsam hoffe man, die konkreten Umstände des Falls aufzuklären. „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer“, zitiert die Hindustan Times einen Sprecher.

Polizei ermittelt nach fatalem Verkehrsunfall gegen zahlreiche Personen – darunter gegen Ingenieure des Bauamts 

Gegenüber der indischen Nachrichtenagentur Press Trust India (PTI) erklärte der Polizeichef von Dataganj, Gaurav Bishnoi, dass gegen vier Ingenieure des Bauamtes und einige unbekannte Personen Anzeige erstattet worden sei. Zudem sei der regionale Verantwortliche von Google Maps in die Ermittlungen einbezogen worden, sein Name jedoch wurde im Bericht nicht genannt, um seine Anonymität zu wahren.

Wie der Spiegel berichtet, war bereits im Vorjahr ein ähnlicher Fall in Indien bekannt geworden: Damals kamen zwei Ärzte ums Leben, weil ihr Auto in einen Fluss gestürzt war, nachdem sie der Route gefolgt waren, die ihnen ihr Navigationssystem vorgegeben hatte. Aber auch in Deutschland hat es bereits Fälle gegeben, in denen Fehler von Navigationssystemen auf tragische Weise Verkehrsunfälle herbeiführten. 

Erst Mitte Juni (17. Juni) ereignete sich im bayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ein LKW-Unfall infolge des Fehlers eines Navigationssystems, der für großes Verkehrschaos sorgte, wie der Merkur berichtete. Weil sein Navigationssystem den Fahrer zum Umdrehen über einen Feldweg neben der Bundesstraße 16 geschickt hatte, folgte der Fahrer diesem Weg, bis der Untergrund in Gras überging und so rutschig wurde, dass der Lkw eine angrenzende Böschung hinunterrutschte. (fh)

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