Schilddrüsen-Studie: Forscher warnen vor schweren Nebenwirkungen von bekanntem Medikament

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Levothyroxin wird häufig bei Schilddrüsenunterfunktion verschrieben. Eine Studie legt jedoch nahe, dass es für ältere Patienten ernste Folgen haben könnte.

München – Im Laufe des Lebens bildet sich laut Deutschem Schilddrüsenzentrum bei jeder dritten Person eine krankhafte Veränderung der Schilddrüse. Schätzungsweise sind rund fünf von 100 Menschen von einer Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, betroffen. Verschrieben wird dabei von Ärzten gerne das Ersatzhormon Levothyroxin. Das beliebte Medikament hat jedoch eine Schattenseite für die menschliche Gesundheit.

Schilddrüse-Tabletten L-Thyroxin
Schilddrüse L-Thyroxin Tabletten © IMAGO/BIENAIME / BSIP

Schilddrüsen-Medikament soll Knochengesundheit beeinträchtigen – auch in Deutschland oft verschrieben

In den Vereinigten Staaten gehören Präparate mit Levothyroxineit zu den häufigsten verschriebenen Medikamenten bei älteren Erwachsenen – etwa sieben Prozent der Bevölkerung nehmen es Newsweek zufolge ein. Auch in Deutschland ist es weit verbreitet. Laut krankenhauspharmazie.de wurden im Jahr 2019 rund 3,8 Millionen Patienten mit diesem Medikament behandelt. Doch das Ersatzhormon ist wohl schädlicher, als bisher bekannt. Auch bei Demenz-Medikamente sollen Nebenwirkungen „schwerwiegender als bisher angenommen“ sein.

Eine aktuelle Studie weist auf ernste Risiken hin. Forscher haben herausgefunden, dass Levothyroxin die Knochengesundheit beeinträchtigen und das Risiko für Osteoporose erhöhen könnte. Diese Krankheit führt zu einer Abnahme der Knochendichte, was die Bruchgefahr erhöht. „Unsere Studie legt nahe, dass die Einnahme von Levothyroxin selbst bei Einhaltung der aktuellen Richtlinien mit einem stärkeren Knochenschwund bei älteren Erwachsenen verbunden zu sein scheint“, erklärte Shadpour Demehri, Co-Autor der Studie und Radiologieprofessor an der Johns Hopkins University in einer Aussendung.

Was ist Levothyroxin?

Levothyroxin gibt es in verschiedenen Ausführungen, der Pharmaindex Gelbe Liste listet mehr als 200 Präparate mit dem Wirkstoff auf. Im Körper wird Levothyroxin in Triiodthyronin (T3) umgewandelt, wodurch es das fehlende Schilddrüsenhormon ersetzt und dessen Konzentration ausgleicht.

Die Hypothyreose, die durch einen Mangel an Schilddrüsenhormonen wie Thyroxin (T4) verursacht wird, äußert sich durch Symptome wie Erschöpfung, Gewichtszunahme und Haarausfall. Dabei ist die Schilddrüse nicht zu unterschätzen. Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann schwerwiegende, unter Umständen lebensbedrohliche Folgen haben.

Studie weist nach Einnahme von Schilddrüsenmedikament stärkeren Verlust an Knochendichte nach

Die Studie, die von Endokrinologen und Radiologen durchgeführt wurde, untersuchte Senioren über 65 Jahre. Dabei hatten 81 Teilnehmer, die das Medikament einnahmen, normale Schilddrüsenhormonwerte, während 364 Personen keine Schilddrüsenmedikamente verwendeten. Nach durchschnittlich sechs Jahren zeigte sich bei den Levothyroxin-Anwendern ein stärkerer Verlust an Knochendichte als in der Kontrollgruppe.

„Unsere Studie untersuchte nicht, warum den Menschen ursprünglich Schilddrüsenhormone verschrieben wurden, sondern nur, wie hoch die Werte während der Therapie waren“, so Elena Ghotbi, Hauptautorin der Studie und Wissenschaftlerin an der Johns Hopkins School of Medicine., gegenüber Newsweek.

Ziel des Einsatzes von Levothyroxin ist es laut Ghotbi, den Hormonspiegel in den Normalbereich zu bringen . Sie wies jedoch darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Levothyroxin-Verschreibungen bei älteren Erwachsenen möglicherweise unnötig sei. Selbst wenn die Behandlung auf Zielwerte ausgerichtet werde, könnten überhöhte Schilddrüsenhormonspiegel auftreten.

Experten geben Tipps: Levothyroxin muss unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden

Experten betonen, dass der natürliche Alterungsprozess ohnehin zu einer Schwächung von Knochen und Muskeln führt. Bei Menschen mit Osteoporose könnten jedoch bereits alltägliche Bewegungen wie Husten oder Niesen zu Knochenbrüchen führen. Auch hinsichtlich Krebserkrankungen gab es im Zusammenhang mit der Einnahme von Schilddrüsen-Ersatzhormonen Bedenken.

Trotz dieser Ergebnisse besteht kein Grund zur Panik. Fachleute empfehlen, die Therapie bei einer tatsächlichen Schilddrüsenerkrankung fortzusetzen, solange sie unter ärztlicher Überwachung erfolgt. Wichtig sei, die Schilddrüsenwerte regelmäßig zu kontrollieren, um Risiken zu minimieren. (gol)

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