Drama erschüttert Südtirol: Kleines Mädchen isst Bergkäse und erkrankt schwer an HUS
Ein Kleinkind schwebte nach dem Verzehr von Käse in Lebensgefahr. Die Vergiftung führte zu einem Syndrom, an dem zuletzt auch McDonalds-Kunden litten.
Bozen – Ein einjähriges Mädchen musste nach dem Verzehr von Tiroler Bergkäse im Krankenhaus behandelt werden. Das Kind schwebte zeitweise in Lebensgefahr, der Verzehr löste das gefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus.
Mädchen nach Lebensmittelvergiftung in mehreren Kliniken behandelt
Die Eltern des Kindes, das aus Cortina d’Ampezzo im Nordosten Italiens stammt, mussten mehrere Krankenhäuser aufsuchen, bevor festgestellt werden konnte, warum die Einjährige so heftig reagierte. Wie suedtirolnews.it berichtet, wurde nach der Behandlung in zwei anderen Krankenhäusern erst in Bozen die richtige Diagnose gestellt. Die Kleine erlitt eine Lebensmittelvergiftung durch Shiga-Toxin bildende Escherichia coli (STEC), also krankheitsauslösende Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli. In der Vergangenheit war auch von EHEC die Rede, wenn Bakterienstämme in Lebensmitteln bei Menschen Erkrankungen auslösten.
Laut rainews.it bestätigte das Gesundheitsamt von Belluno, dass der Käse die Ursache war. In dem in einer Käserei in Predazzo im Fleimstal hergestellten Rohmilchprodukt wurden bestimmte Erreger gefunden. Mikrobiologische Untersuchungen des Labors vom experimentellen Veterinärinstitut in Venetien bestätigten den Verdacht. Kolibakterien können die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Auch in Weizenmehl sind diese Erreger vorhanden. In der Adventszeit ist deshalb beim Naschen von rohem Plätzchenteig Vorsicht geboten.
Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS): Nicht der erste Fall nach Rohmilchverzehr
Nicht pasteurisierte Rohmilch kann vor allem bei Kleinkindern oder Schwangeren Komplikationen auslösen und zusätzlich wie im Fall der Einjährigen das hämolytisch-urämische Syndrom zur Folge haben. Dabei treten gleichzeitig Nierenversagen, eine verminderte Anzahl von Blutplättchen und eine Erkrankung der Blutgefäße auf. Das äußert sich in Erbrechen und häufig blutigem Durchfall. Das Mädchen in Südtirol konnte laut suedtirolnews.it nach mehrtägiger Behandlung am 25. November gesund entlassen werden.
Bereits 2017 ereignete sich in Südtirol ein ähnlicher Fall. Ein damals Vierjähriger erkrankte wegen eines mit E.coli kontaminierten Rohmilchkäses am HUS-Syndrom und fiel in ein irreversibles Koma. Der Junge ist mittlerweile elf Jahre alt, die Familie wurde vom Produzenten großzügig für die schweren Einschränkungen entschädigt. Auch ein anderer Fall eines Mädchens in Südtirol führte nach Bergkäse-Verzehr zu einem monatelangen Klinik-Aufenthalt.

In Mitteleuropa gilt das Syndrom als selten, weil nur rund ein bis 1,5 Fälle pro 100.000 Patienten unter 16 Jahren auftreten. Werden die Symptome schnell erkannt, enden weniger als fünf Prozent der Fälle tödlich. Behandelt wird meist mit Transfusionen und Antibiotika-Gabe, es kann eine Nierendialyse notwendig werden. HUS gilt in Deutschland als meldepflichtige Krankheit. Erst vor kurzem machten Dutzende Erkrankte und sogar ein Todesfall in den USA das hämolytisch-urämische Syndrom medial bekannt. Durch keimbelastete geschnittene Zwiebeln auf Burgern der Fastfood-Kette McDonalds infizierten sich Kunden mit Kolibakterien und litten teilweise an HUS. (diase)