Haley statt Vance? Trump-Lager macht sich Sorgen um „schlechte Entscheidung“ um Vize-Posten
Mit J.D. Vance hat Trump sich bereits auf einen Running Mate für die US-Wahl festgelegt. Eine Kandidatur von Harris lässt die Entscheidung aber schlecht altern.
Washington, D.C. – Die US-Wahl 2024 im November ist schon jetzt historisch. Noch nie ist es in der jüngeren Geschichte der USA vorgekommen, dass ein amtierender Präsident knapp drei Monate vor dem Wahltermin seine Kandidatur zurückgezogen hat und seine Partei ohne Kandidat zurückließ. Vizepräsidentin Kamala Harris scheint nach dem Rückzug von Präsident Joe Biden die logische Nachfolgerin zu sein – zum Entsetzen der Republikaner.
Das Team von Ex-Präsident wütete bereits in den letzten Tagen gegen eine Kandidatur von Harris. Die Aufregung könnte auch deswegen so groß sein, weil Trump sich bei einer wichtigen Entscheidung verzockt haben könnte: der Wahl seines Running Mates.
Trump-Lager macht sich Sorgen um J.D. Vance – „Wirklich schlechte Entscheidung“ für US-Wahl
Nur wenige Tage nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf ihn benannte Trump den Senator J.D. Vance zu seinem Vize-Kandidaten. Eine Entscheidung, die sich nach dem Rückzug von Biden rächen könnte. „Vance macht keine gute Arbeit. Er weiß das. Wir wissen das …“, urteilte Trumps früherer Kommunikationsdirektor im Weißen Haus, Anthony Scaramucci im Interview mit CNN. „Aus einer Casting-Perspektive, denn Donald Trump geht es nur ums Casting, erfüllt J.D. Vance die Erwartungen nicht. In den 48 Stunden, in denen er die Entscheidung über den Vizepräsidenten traf, stand er (Donald Trump, Anm. d. Red.) sicher unter Stress“, sagte Scaramucci weiter. „Aber das war eine wirklich schlechte Entscheidung für ihn.“
Das zeigen auch erste Umfragewerte, in denen Vance schlecht abschneidet. Der 39-Jährige erreicht zum Einstand die schlechtesten Umfragewerte eines Running Mates seit den 80er Jahren. Einer CNN-Analyse zufolge könnte der Senator aus Ohio Trumps Kandidatur damit sogar herunterziehen. Vance würde vor allem weiße Wähler aus der Arbeiterklasse ansprechen. Eine Wählergruppe, in der die Republikaner traditionell ohnehin starke Zustimmungswerte erreichen.
Trumps früherer Kommunikationsdirektor sieht Vizekandidat Vance als Reinfall – und rät zu Nikki Haley
Der 39-Jährige tritt in der Öffentlichkeit als Abtreibungsgegner auf und sorgte wiederholt mit frauenfeindlichen Aussagen für Aufregung. In einem Interview mit Fox News aus dem Jahr 2021 bezeichnete er unter anderem Kamala Harris als „kinderlose Katzen-Lady“, nannte sie „erbärmlich“ und behauptete, sie habe keinen „direkten Anteil“ am Leben in den USA. Aussagen, die im Wahlkampf nun gegen ihn ausgelegt werden könnten.
Scaramucci bedauerte es deswegen, dass Trump sich bei der Wahl seines Running Mates nicht für Nikki Haley, die frühere Gouverneurin von South Carolina, entschieden hatte. „Wenn er sich zum Beispiel für jemanden wie Nikki Haley entschieden hätte, hätte ihm das für ein direktes Duell gegen Vizepräsidentin Harris wirklich geholfen“, sagte Trumps früherer Kommunikationsdirektor. Eine Meinung, mit der Scaramucci nicht allein steht.
Als Ersatz für „Blindgänger“ Vance: Rufe nach Nikki Haley fürs Trumps Kandidatur werden laut
Paul Begala, ein früherer Berater von US-Präsident Bill Clinton, geht sogar noch einen Schritt weiter: Er hält es für möglich, dass Trump seinen Fehler noch korrigieren und seinen Running Mate austauschen könnte. Haley – so Begalas Einschätzung – würde durch ihre aktuellen Aufritte bereits Wahlkampf für eine Kandidatur als Trumps Vizepräsidentin machen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Republikaner ihren Vizepräsidentschaftskandidaten von der Liste streichen, ist ungleich Null“, führte der Berater im Interview mit CNN weiter aus. Die Demokraten selbst hätten mit dem Rückzug von Joe Biden bereits einen Präzedenzfall für ein solches Vorgehen geschaffen.
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An Vance ließ Begala in seinen Ausführungen kein gutes Haar. „Er ist ein Blindgänger. Er ist der erste Vizepräsidentschaftskandidat beider Parteien seit 1980, dessen Zustimmungswerte bereits zu Beginn im Keller lagen“, sagte der Berater weiter. Ob das Trump-Team sich jedoch wirklich dazu hinreißen lassen könnte, den Running Mate kurz vor der Wahl noch einmal zu tauschen, darf bezweifelt werden. Denn die Zeit bis zum 5. November ist knapp. Trump selbst sagte im Interview mit Fox News über Vance: „Er macht einen tollen Job“.
Trump vor der US-Wahl: Hilft im „Spatzenhirn“ Haley gegen Harrus aus der der Klemme?
Unklar ist auch, ob Haley tatsächlich die bessere Wahl für Trump wäre. Bei den Vorwahlen der Republikaner hatten sich die beiden bereits wiederholt scharf angegriffen. Die frühere Gouverneurin hatte bekräftigt, dass Trump keine Wahl gewinnen könne. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hatte Haley wiederum als „Spatzenhirn“ bezeichnet. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit. Allerdings hat sich Haleys Position seitdem gewandelt.
Auf dem Parteitag der Republikaner trat die 52-Jährige als Trump-Loyalisten auf und lobte den früheren US-Präsidenten in höchsten Tönen. Haley griff sogar Trumps Narrativ auf, dass Putin sich während seiner Amtszeit nicht getraut hätte, die Ukraine anzugreifen. Die ehemalige Gouverneurin könnte sich für alle Fälle in Position bringen. Trumps Wahlkampfteam dementierte die Berichte kurz nach ihrem Erscheinen – man werde an Vance festhalten. (fd)