„Erinnert an die Sprache Kiews“: Papst Leo XIV. nimmt bei Sonntagsgebet Putin ins Visier
Papst Leo XIV. hat bei seinem ersten Sonntagsgebet mit deutlichen Aussagen zum Ukraine-Krieg überrascht – und indirekt Forderungen an Putin gestellt.
Rom – Nur wenige Tage nach seiner doch eher überraschenden Wahl zum neuen Past hat Leo XIV. sein erstes Sonntagsgebet auf dem Petersplatz im Vatikan gehalten. Dabei hat sich der US-Amerikaner auch über die andauernden Kriege in der Welt zu Wort gemeldet. Einen besonderen Fokus legte der Pontifex dabei auf den andauernden Ukraine-Krieg und den Aggressor Russland. Von Präsident Wladimir Putin forderte Leo XIV. umgehende Maßnahmen zur Beendigung des Kriegs.
„Nie wieder Krieg“: Papst Leo XIV. richtet direkte Forderung an Putin
Vor mehr als 100.000 Zuschauern wollte Leo XIV. sich wie sein Vorgänger Franziskus „an die Großen der Welt wenden, mit einem immer aktuellen Appell: Nie wieder Krieg!“ Der Bischof von Rom mahnte dabei insbesondere zu einem „echten, dauerhaften und gerechten Frieden“ in der Ukraine und nahm auch Putin verstärkt in die Pflicht. Als ersten Schritt für ein Ende des Ukraine-Kriegs forderte der Papst die Freilassung von Kriegsgefangen und der von Russland entführten ukrainischen Kinder. Das berichtet unter anderem das Portal Politico. Wegen der nach Russland verschleppten Kinder hat auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen Putin erlassen.
Ukraine erfreut über deutliche Papst-Worte zu Russland: „Erinnert an die Sprache Kiews“
„Ich trage das Leid des geliebten ukrainischen Volkes in meinem Herzen“, führte der Pontifex in seinem Sonntagsgebet weiter aus. Auch wenn sich sein Vorgänger Franziskus ebenfalls für den Frieden auf der Welt starkgemacht hatte, legt Leo XIV. eine besondere Dringlichkeit an den Tag. Das ukrainische Portal Kyiv Post schrieb am Sonntag über das Gebet: „Seine Wortwahl zur Ukraine erinnert an die Sprache Kiews und schlägt einen deutlich festeren Ton an als Papst Franziskus.“
Dass Leo XIV. im andauernden Ukraine-Krieg auf der Seite Kiews steht, ist jedoch keine Überraschung. Bereits 2022 bezeichnete der damalige Bischof Robert Francis Prevost – so der bürgerliche Name des Papstes –Russlands Angriff auf die Ukraine als eine „echte imperialistische Invasion“.
Neben dem Ukraine-Krieg äußerte sich Leo XIV. bei seinem ersten Sonntagsgebet auch zu dem andauernden Krieg im Gazastreifen und dem Konflikt zwischen Indien und Pakistan.
Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht? Merz und Co. erhöhen Druck auf Putin
Mit Blick auf ein Ende des Ukraine-Kriegs kam am Wochenende noch einmal Bewegung in den Konflikt. Bei einem Gipfel der sogenannten Koalition der Willigen in Kiew forderten die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien, Polen und Deutschland eine 30-tägige Waffenruhe im Ukraine-Krieg ab Montag. Bundeskanzler Friedrich Merz und seine Amtskollegen erhöhten damit gemeinsam mit Wolodymyr Selenskyj den Druck auf Putin. Der britische Premier Keir Starmer machte am Samstag öffentlich klar, der Ball für ein Ende des Ukraine-Kriegs liege jetzt im Kreml.
Die Reaktionen aus Moskau auf die Forderungen fielen bislang jedoch verhalten aus. Zunächst erklärte der Kreml, er könne einer Waffenruhe nur dann zustimmen, wenn der Westen kein Kriegsgerät mehr an die Ukraine liefere. Dann erklärte Putin, Russland sei bereit für direkte Verhandlungen mit Kiew – jedoch ohne eine vorangehende Waffenruhe. Die Koalition der Willigen wies den Gegenvorschlag des Kreml-Chefs umgehend zurück. Die Aussichten auf ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs sind also weiterhin gering.
Kritik in Richtung Kreml: Papst Leo XIV. spricht in Sonntagsgebet über Ukraine-Krieg
Daran dürften wohl auch die Worte von Papst Leo XIV. zunächst wenig ändern. Doch eine Sache dürfte sicher sein: Die deutlichen ersten Worte des neuen Oberhaupts der Katholischen Kirche in Richtung Russland dürften auch im Kreml die Ohren von Wladimir Putin erreicht haben. (fd)