Eon-Aktie fällt plötzlich: Was Putin mit dem Wertverlust des Energie-Riesen zu tun hat
Bei einem geplanten Verkauf von Eons Rumänien-Geschäft gibt es Probleme. Die Regierung vermutet Putin-Nähe beim Käufer. Wie geht es weiter?
Bukarest – Eigentlich wollte der Energiekonzern Eon seine Rumänien-Geschäfte verkaufen. Der potenzielle Käufer: MVM, ein Konzern aus Ungarn. Jetzt könnte der Verkauf scheitern. Laut einem Bericht der Financial Times hatte der rumänische Energieminister Sebastian Burduja erklärt, dass der geplante Verkauf des Eon-Pakets (das 68 Prozent von Eon Energie Romania beinhalten sollte) „aus Sicherheitsgründen“ blockiert werden könne. Das läge vor allem an den engen Beziehungen Ungarns zu Russland.
Rumänien ist besorgt wegen Eon-Verkauf: Putin zu nah an der Energiewirtschaft in Ungarn?
Eine ähnliche Maßnahme hatte Spanien im Jahr 2024 durchgeführt. Madrid hatte eine Fusion von Zugunternehmen aufgehalten, um einen russischen Einfluss zu verhindern. „Wir haben einen Präzedenzfall in Spanien gesehen, bei dem eine Transaktion, bei der ungarische Akteure mit im Spiel waren, von einem Komitee ähnlich dem rumänischen aufgehalten wurde“, sagte Burduja dazu. Jetzt wolle das Land den Verkauf gründlich prüfen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters war nach dem Bekanntwerden des möglicherweise scheiternden Verkaufs die Aktie von Eon unter Druck geraten. Am Freitag (10. Januar) habe sie zeitweise mehr als zwei Prozent ihres Werts verloren.
Nähe des Eon-Käufers zu Putin – „Weitere Untersuchungen“ geplant
Mit rund 3,4 Millionen Kunden ist Eon Energie Romania einer der größten Versorger und Rumänien. Der Konzern liefert sowohl Strom als auch Gas aus und hat einen Marktanteil von rund 40 Prozent (Gas) respektive 15 Prozent (Strom). MVM wiederum ist Ungarns zweitgrößtes Unternehmen (gemessen am Umsatz) und gilt als Hauptimporteur für russisches Gas. Außerdem betreibt es ein Atomkraftwerk nach russischem Design in Ungarn, das unter der Federführung vom russischen Atom-Giganten Rosatom erweitert wird.
MVM soll bis zu 200 Millionen Euro für die Anteile über 68 Prozent angeboten haben – Burduja glaubt, dass Eons Geschäftsanteile nicht mehr als 50 Millionen Euro wert sein können. Damit hatte MVM zwei rumänische Konzerne, die ebenfalls Angebote gemacht hatten, ausgestochen. Nachrichtendienstlichen Informationen zufolge besteht die Sorge, dass MVM Eon Energie übernehmen könnte. „Der Wert der Transaktion wird Bestandteil weiterer Untersuchungen“, zitierte die Financial Times den Minister. Die nationalen Sicherheitsorgane sollen nun dazu ihre Einschätzung abgeben. Die rumänische Regierung wolle kein russisches Gas ins Land lassen.
Putin-Nähe mitten in der EU – Ungarn stellt sich quer gegen Russland-Sanktionen
Ungarn hatte sich wiederholt als Bremsklotz der westlichen Sanktionen gegen Russland positioniert und manche Strafmaßnahmen zumindest zeitweilig blockiert. Erst im November hatte Viktor Orbán, Ungarns Premierminister, gesagt, die Europäische Union würde durch die Russland-Sanktionen ihre eigene Wirtschaft zerstören. Die Maßnahmen müssten „erneut geprüft“ werden, denn „mit solch einer Sanktionspolitik werden die Energiepreise nicht wieder sinken“. Das teilte Orbán in einem staatlichen Radiosender mit.
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„Für diejenigen, die für Sanktionen argumentiert haben, wird es schmerzhaft“, zitierte die Associated Press den Staatschef. Die Europäische Union hatte mehrere Sanktionspakete gegen Moskau auf den Weg gebracht, seitdem der russische Präsident Wladimir Putin den Ukraine-Krieg begonnen hatte. Unter anderem zielen sie auf den Energiesektor, die Banken, den weltgrößten Diamantenabbauer und andere Unternehmen. „Die Sanktionen zeigen eine Wirkung“, hatte Wladimir Putin in seiner Jahrespressekonferenz zugegeben. Russlands Wirtschaft gerät zunehmend unter Druck.
Ungarn-Russland-Handel – Destabilisierung auf EU-Ebene?
Laut dem Observatory of Economic Complexity (OEC) hat Russland im Jahr 2022 vorrangig Erdgas, Rohöl und Nuklearreaktoren an Ungarn geliefert. Zwischen 2017 und 2022 seien die Exporte von Russland nach Ungarn mit einer Rate von fast 20 Prozent gestiegen. Ungarn wiederum hat überwiegend abgepackte Medikamente, Toilettenpapier und spezielle Pharma-Produkte nach Russland geliefert. Die Exporte von Ungarn nach Russland gingen dabei stetig zurück (Exportvolumen von 2,08 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf 1,35 Milliarden US-Dollar 2022).
Russlands Beziehungen zu Ungarn sind in der EU einzigartig. Enge Verbindungen zur Regierungspartei Fidesz erlauben dem Kreml einen großen Einfluss über die Entscheidungen eines EU-Mitgliedstaates. Wie der Thinktank German Council on Foreign Relations mitteilte, kann Russland das destabilisierende Potenzial der ungarischen Regierung auf EU- und Nato-Level nutzen.