Bettler in München: Händler fordern stadtweites Bettelverbot

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Eine Bettlerin lehnt am Laimer Platz an einem Stromkasten. © Götzfried

Händler in München klagen über Bettler, die sie als ‚Bettel-Mafia‘ bezeichnen. Sie berichten von aggressiven Bettlern und fordern ein stadtweites Verbot. Was erlaubt ist – und was nicht.

München – Die Geschäftsleute wollen nicht offen reden. Zu groß ist die Angst vor der „Bettel-Mafia“! So nennen Händler die Bettler, die täglich die Straßen rund um den Laimer Platz besetzen.

An der Kreuzung Fürstenrieder-/Gotthardstraße sitzen laut ihnen täglich vier Bettler. Ein Akkordeonspieler vor der Stadtbibliothek, eine Frau vor einem Metzger, eine weitere am Supermarkt und eine dritte am Reformhaus. Die Händler sind sauer: „Das geht seit Jahren so. In der Früh kommt ein schwarzer Mercedes-Bus mit rumänischem Kennzeichen. Die steigen aus und verteilen sich. Jeden Tag“, sagt einer. „Hin und wieder kommt einer vorbei in einem dicken Mercedes und sammelt das Geld ein. Das ist eine Mafia.“

Bettel-Ärger am Laimer Platz: „Wir hatten hier schon halbe Schlägereien“

Beim Betteln sei es nicht geblieben, sagt ein Geschäftsmann. „Wir hatten hier schon halbe Schlägereien. Einer kam in meinen Laden und bettelte die Kunden an. Ich musste ihn packen und rausschmeißen.“

Tag für Tag da: ein Akkordenspieler.
Tag für Tag da: ein Akkordenspieler. © Götzfried

Betteln ist in München ein großes Problem: Immer wieder gebe es „massive Beschwerden“ von Bürgern, schreibt die Stadt im Netz. „Denn die Formen des Bettelns werden immer drastischer: Bettler verstellen Gehwege, pöbeln Bürgerinnen und Bürger an, halten sie fest oder betteln mit Kindern und Tieren.“ Generell verboten ist es aber nicht – außer in der Fußgängerzone (siehe Kasten rechts).

„Man muss das stadtweit verbieten“, fordert eine Händlerin

Viele Händler am Laimer Platz fragen sich: Warum ist Betteln im innersten Stadtzentrum verboten, in den Stadtvierteln aber nicht? „Man muss das stadtweit verbieten“, fordert eine Geschäftsfrau vor Ort. Für sie sei das schlichtweg illegal: „Wir arbeiten und zahlen korrekt Steuern. Die Banden kassieren das Geld der Bürger ab und zahlen gar nichts..“

Bettel-Bande am Laimer Platz
Die Fürstenrieder Straße auf Höhe Laimer Platz. © Markus Götzfried

Der Polizei ist das Problem bekannt, so eine Sprecherin auf Anfrage – dagegen vorgehen sei aber zu aufwändig. „In den letzten Jahren gab es ca. zwei Polizeieinsätze pro Monat aufgrund von Bettlern im Bereich der gesamten Fürstenrieder Straße“, so die Sprecherin. Es sei „keine Verschärfung“ festzustellen.

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Bettler-Stress in Laim: Die Politik fordert härteres Durchgreifen

Nach Beschwerden zu Jahresbeginn intensivierte die Polizei und führte „zahlreiche Kontrollen mit Identitätsfeststellungen und Platzverweisen“ durch. Beamte seien regelmäßig vor Ort. In Laim sei aber nicht klar, ob es wirklich eine kriminelle Bande ist:. „Ob ein strafbares Verhalten vorliegt, lässt sich in der polizeilichen Praxis aufgrund hoher rechtlicher Hürden, einem hohen polizeilichen Ermittlungsaufwand und der in der Regel fehlenden Kooperationsbereitschaft der Personengruppen selten klären.“

CSU Stadträtin Alexandra Gaßmann bei den Bettlern in Laim
Fordert besseres Durchgreifen: CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann. © Markus Götzfried

Zu viel Aufwand? Das will die örtliche Stadträtin Alexandra Gaßmann (CSU) nicht gelten lassen. Sie will jetzt Taten sehen – nicht nur am Laimer Platz: „München hat ein großes Herz für Menschen am Rande der Gesellschaft. Die Stadt bietet warme Mittagessen, Schlafplätze oder Aufenthaltsmöglichkeiten am Tag an. Hunderte Münchner engagieren sich ehrenamtlich in diesem Bereich – auch ich persönlich. Doch ein scheinbar gewerbsmäßiges Betteln, das an die Mildtätigkeit der Menschen appelliert, nutzt diese Hilfsbereitschaft aus. Ich verstehe die Not der Menschen, doch das ist definitiv ein Geschäftsmodell. Das Geld bleibt nicht bei ihnen, sondern fließt an Hintermänner. Deshalb sind solche Aktivitäten in München nicht erlaubt. Ich fordere daher ein besseres Durchgreifen, in Laim wie auch an anderen Orten der Stadt!“

Münchens Bettel-Regeln

Laut Kreisverwaltungsreferat ist Betteln in der Altstadt-Fußgängerzone, im Stachus-Untergeschoss oder auf der Wiesn tabu. Komplett verboten ist auch Betteln mit oder durch Kinder, mit Tieren ohne gültige Papiere (Foto: Westermann) oder durch Vortäuschen von Behinderungen oder dem Spielen von kaputten Instrumenten. Nicht erlaubt ist laut KVR-Sprecherin auch „kriminell organisiertes ebenso wie aggressives Betteln“. Aber: Wenn Menschen – etwa Familien oder Bekannte – sich freiwillig zum Betteln organisieren, sei das völlig ok.

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