Putin manipuliert Trump seit Monaten – Ex-Botschafter warnt schon vor Alaska-Falle
Trumps Treffen mit Putin in Alaska steht kurz bevor. Deutschlands Ex-Botschafter in Moskau hegt kaum Erwartungen an Zugeständnisse des Kreml-Chefs an die Ukraine.
Berlin – Vor dem viel diskutierten Treffen Donald Trumps mit Wladimir Putin in Alaska sind alle Augen bereits jetzt auf Anchorage gerichtet, wo das Treffen am Freitag stattfinden wird. Reichlich ist im Vorfeld bereits spekuliert worden, wie die Zusammenkunft des US-Präsidenten mit Russlands Machthaber verlaufen könnte und ob es zu einem Durchbruch hinsichtlich einer nachhaltigen Waffenruhe im Ukraine-Krieg verhelfen könnte.
Genährt wurden Spekulationen auch durch zahlreiche Ankündigungen, die vor dem Trump-Putin-Treffen in Alaska aus dem Weißen Haus zu hören waren, während sich Putin bedeckt hielt. Auch wenn die Erwartungen zahlreicher Beobachter vor dem Alaska-Treffen mitunter weit auseinander gehen, zeigt sich Diplomat Rüdiger von Fritsch überzeugt, dass der Kreml-Chef in Alaska die Oberhand über den US-Präsidenten behalten wird.
Ex-Botschafter mahnt vor Alaska-Treffen – Putin treibe Trump „am ausgestreckten Arm vor sich her“
Von Fritsch – einst selbst Deutschlands Botschafter in Moskau – hegt beträchtliche Zweifel daran, dass US-Präsident Trump am Freitag in Alaska fähig sein wird, Russlands Machthaber Zugeständnisse im Ukraine-Krieg abzuringen. Grundsätzlich sei es so, erklärte von Fritsch am Mittwochabend (13. August) im ZDF „Heute Journal“, dass es Putin „gelungen ist, Trump seit Beginn seiner Präsidentschaft vor acht Monaten am ausgestreckten Arm vor sich herzuhalten“. Trump selbst tue „nichts wirklich“ gegen das Wirken Putins und seinen anhaltenden Angriffskrieg, was dem Kreml-Chef nach wie vor erlaube, den Ukraine-Krieg kompromisslos fortzusetzen.
Vollständig begraben möchte Deutschlands ehemaliger Botschafter in Moskau die Hoffnung auf ein Ende des Ukraine-Kriegs jedoch nicht. „Ein großer Erfolg wäre“, so von Fritsch, „wenn das Selbstverständliche endlich gelingen würde“. Dies sei, was aus Kiew seit knapp dreieinhalb Jahren gefordert wird, nämlich nicht weniger als ein Waffenstillstand ohne jegliche Voraussetzungen an ukrainische Kompromisse.
Aber, betonte von Fritsch mit Nachdruck, die „vielleicht wichtigste Äußerung des heutigen Tages“ sei aus dem russischen Außenministerium laut geworden. Dort sei wiederholt worden, dass für den Alaska-Gipfel dieselben Bedingungen gelten, die Putin im Juni 2024 noch einmal formuliert hatte: Die komplette Unterwerfung der Ukraine, große Gebietsabtretungen und eine Entmilitarisierung des Landes – dieselben Ziele also, die von Putin auch schon zu Beginn seiner Ukraine-Invasion Ende Februar 2022 als Ziele seiner „Spezialoperation“ – wie sie in Russland genannt wird – ausgegeben worden waren.
Trump-Gespräch vor Alaska-Treffen: „Entschlossen und geschickt“ von Europa
Mit Blick auf die Videokonferenz europäischer Staats- und Regierungschefs am Mittwoch, zu der Wolodymyr Selenskyj persönlich anreiste und an der auch Trump teilnahm, sagte Fritsch: Das diplomatische Vorgehen Europas sei „entschlossen und geschickt“ gewesen, zudem sei „im Rahmen des Möglichen“ weitestgehend erfolgreich gehandelt worden.
Zu tun hätten man es im Ukraine-Krieg nämlich nicht bloß mit den Aggressionen und dem Machtstreben Putins, sondern auch mit der Unberechenbarkeit Trumps. Und dabei sei nach wie vor unklar, wie wichtig dem US-Präsidenten Europa und Frieden auf dem Kontinent im Zuge seiner „America First“-Außenpolitik ist. Entscheidend sei es von Fritsch zufolge deshalb auch gewesen, Trump zu vermittlen, mit wem er es in Anchorage am Freitag zu tun hat. Selenskyj habe nach dem Treffen etwa eine alte Warnung vor dem Kreml-Chef erneuert und betont, man müsse immer darauf vorbereitet sein, „dass Putin blufft“.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), auf dessen Initiative die Konferenz der europäischen Staats- und Regierungschefs sowie Trump am Mittwoch stattfand, betonte: „In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben“, wie Merz von der Deutschen Welle (DW) zitiert wird. „Es gibt Hoffnung auf Bewegung, es gibt Hoffnung auf einen Frieden in der Ukraine“, so formulierte es Friedrich Merz. Trump kenne diese Position und teile sie „sehr weitgehend“, fügte Merz vieldeutig hinzu.
Von Fritsch geht nicht von irgendwelchen Zugeständnissen Putins hinsichtlich der Ukraine in Alaska aus
Von Fritsch vermutet, Putin werde am Freitag in Alaska versuchen, Trump „wunderbare Zukunftsaussichten in einer gemeinsamen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit“ aufzuzeigen, wie der ehemalige Botschafter im ZDF ausführte. Etwa, indem er „mit ihm über Alaska und sonst was reden“ wolle, um dabei bloß keine „Zugeständnisse machen zu müssen“, was die Ukraine angeht. Zu hoffen bleibe andererseits, dass Trump nicht glaubt, den Kreml-Chef mit Zugeständnissen hinsichtlich der Abtretung ukrainischer Gebiete an Russland besänftigen zu können.
Putin, der sich unter keinerlei Druck sehe, habe ohnehin kein Interesse daran, Frieden zu schließen. Dies hätte er seit dreieinhalb Jahren tun können. Ersichtlich wird das auch daran, dass Putin die Ukraine auch in diesen Tagen unablässig mit Luftangriffen attackiert. Von Fritsch ist überzeugt: „Er hat das einzige Ziel: Sieg. Die Ukraine zu unterwerfen. Er wird alles daran setzen, auch bei diesem Gipfel daran festhalten zu können und Trump zu suggerieren, er sei friedenswillig und friedensbereit.“ (fh)