Forscher wollen Zellen bedrohter Tiere auf den Mond schießen

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In Biobanken sammeln Menschen Material, um gefährdete Arten zu retten. Forscher planen, die Lagerung auf den Mond zu bringen.

München – Die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten ist in Gefahr. Viele Arten gelten als bedroht oder bereits ausgestorben. In vielen Fällen gilt der Mensch als der Hauptverursacher. Wissenschaftler setzen als Konter gegen das Artensterben auf die Sammlung von Biomaterialien wie Blut, Zellen, Gewebe und DNA, um ausgestorbene Arten durch Gentechnik wieder zum Leben zu erwecken.

Bis jetzt werden diese Materialien auf der Erde in sogenannten Biorepositorien (Biobanken) gelagert. Die Wissenschaftlerin Mary Hagedorn und ihr Team haben jedoch einen ambitionierten Plan: Eine Biobank auf dem Mond, dem ständigen Begleiter unserer Erde. Ihre Studie gibt Einblicke in die Zukunft der Forschung.

Norwegische Einrichtung als Vorbild für Biobank auf dem Mond

Das Team um Hagedorn ließ sich vom Svalbard Global Seed Vault in Norwegen inspirieren. Diese Einrichtung nutzt die arktischen Temperaturen, um Millionen von Samenarten aus aller Welt zu lagern. Bei einer Temperatur von -18°C werden die Samen dort aufbewahrt. Sollte das Kühlsystem versagen, würde der Permafrostboden dafür sorgen, dass die Samen ihre Haltbarkeit vorerst beibehalten.

Svalbard Global Seed Vault in Norwegen als Inspiration für Biobank auf dem Mond.
Das Svalbard Global Seed Vault in Norwegen dient als Inspiration für eine Biobank auf dem Mond. © Heiko Junge/dpa

Allerdings wurde das Svalbard Global Seed Vault 2017 durch schmelzenden Permafrost überschwemmt, wodurch wertvolle Samen gefährdet wurden, wie die Forscher in ihrer Studie erläutern. Dieses und andere Ereignisse weltweit unterstreichen die Notwendigkeit eines Backup-Plans: „Es ist sehr gut, so viele Pläne wie möglich zu haben, insbesondere wenn es darum geht, unsere Artenvielfalt und das Leben auf der Erde zu retten“, so Hagedorn.

Biobank auf dem Mond bräuchte weder künstliche Energie noch menschliche Wartungen

Die Forscher sind der Meinung, dass eine Biobank in einer dauerhaft beschatteten Region am Südpol des Mondes deutlich stabiler sein könnte als Einrichtungen auf der Erde. In dieser Mondregion liegen die Temperaturen bei etwa -196° Celsius. Diese Temperatur wird laut Studie benötigt, um tierische Zellen langfristig zu lagern.

Die Idee einer Lagerung auf dem Mond ist nicht neu. In der Vergangenheit gab es Pläne für eine „Mondarche“ in Lavaröhren, die unter der Mondoberfläche verlaufen. Allerdings wäre dafür ein solarbetriebenes Kühlsystem notwendig. Bei einem Stromausfall wären die Proben in kürzester Zeit stark gefährdet. In den permanenten Schattenregionen des Mondes wären laut Forschern weder künstliche Energie noch menschliche Wartungen notwendig.

Es könnten jedoch Probleme an anderer Stelle auftreten. Mögliche negative Auswirkungen könnten mit der langfristigen Strahlung und Schwerelosigkeit einhergehen. Deshalb arbeitet das Team an strahlungssicheren Aufbewahrungsbehältern für Proben. Auf einer zukünftigen Mondmission sollen die Prototypen getestet werden.

Tierische Zellen können ausgestorbene Arten wieder zum Leben erwecken

Wissenschaftler können tierische Zellen in Stammzellen umwandeln. „Diese Stammzellen können dann zum Klonen verwendet werden“, so Hagedorn. Dieser Prozess könnte dazu beitragen, bedrohte oder ausgestorbene Arten wiederherzustellen.

Laut nationalgeographic.de haben Wissenschaftler 2003 erstmals eine ausgestorbene Art wieder zum Leben erweckt. Sie entnahmen die Zellen des letzten Exemplars eines Pyrenäensteinbocks und versuchten, weibliche Ziegen mit dem Erbgut zu befruchten. Von 57 Versuchen führten sieben zu einer Befruchtung, aber nur ein Exemplar konnte geboren werden, das jedoch nach zehn Minuten starb. Wissenschaftlerin ist es zudem gelungen, eine Maus mit zwei biologischen Vätern zu erschaffen.

Hunderte Arten sterben pro Tag – Tierschutzbund fordert Ende von Klon-Versuchen

Für viele Arten scheint diese Technik langfristig die letzte Chance auf Überleben zu sein. Einer Mitteilung von Greenpeace zufolge sterben jeden Tag schätzungsweise 130 bis 150 Arten aus. Laut der International Union for the Conservation of Nature ist etwa jedes vierte Landsäugetier und jede dritte Meeresart vom Aussterben bedroht. Besonders gefährdet sind große und schwere Arten, seitdem sich der Mensch auf der Erde ausgebreitet hat.

Der Deutsche Tierschutzbund berichtet, dass bisher etwa 25 verschiedene Tierarten Gegenstand von Klonexperimenten waren. Dennoch scheitert der Großteil dieser Versuche. Der Verband teilt in einer Mitteilung mit: „In der Regel sterben mehr als 95 Prozent der übertragenen Klonembryonen im Mutterleib oder kurz nach der Geburt.“ Aufgrund dieser hohen Sterblichkeitsrate fordert der Tierschutzbund ein Ende der Klonexperimente. Auch über Gentechnik bei Lebensmitteln wird derzeit viel diskutiert. (bk)

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