Von Instagram bis TikTok: Warum auch wir ein Verbot für unter 16-Jährige brauchen

Australien wagt einen bedeutenden Schritt: Ein neues Gesetz könnte die Nutzung sozialer Medien wie TikTok, Instagram oder Facebook für Jugendliche unter 16 Jahren verbieten. Ziel ist es, die psychische Gesundheit junger Menschen vor den schädlichen Auswirkungen exzessiver Social-Media-Nutzung zu schützen. Warum ist eine Altersgrenze notwendig und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?

Warum eine Altersgrenze von 16 Jahren sinnvoll ist

Zahlreiche Studien belegen, dass die exzessive Nutzung sozialer Medien mit psychischen Problemen wie Depressionen, Angststörungen und einem negativen Selbstbild zusammenhängt. Jugendliche befinden sich in einer sensiblen Entwicklungsphase, wo sich die eigene Persönlichkeit entwickelt und maßgeblich geprägt wird. Social-Media-Plattformen sind darauf ausgelegt, durch Likes, Kommentare und Algorithmen kontinuierlich Aufmerksamkeit zu binden.

Für junge Menschen, die nach Bestätigung suchen, entsteht dadurch ein ungesunder Druck, sich anpassen zu müssen oder nicht gut genug zu sein. Dem Letzt fragte mich ein Workshop, ob es normal sei, sich vor seinem Körper zu ekeln und diesen abzulehnen. Wir kennen leider den Normalzustand nicht mehr, da wir so geblendet von Social Media sind.

Über Florian Buschmann

Florian Buschmann, Gründer der „Offline Helden“, engagiert sich zur Prävention von Mediensucht. Einst selbst betroffen, weiß er um die Gefahren. Jährlich führt er mit seinem Team über 300 Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Teilnehmern in Schulen durch. Die „Offline Helden“ setzen sich für Medienkompetenz, Mediensuchtprävention und den richtigen Umgang mit KI ein. Sie wissen: Die Zukunft beginnt bei unseren Kindern.

Die Altersbeschränkung auf 16 Jahre könnte diese Dynamik zumindest teilweise durchbrechen. Sie soll verhindern, dass junge Menschen in ihrer prägenden Lebensphase zu stark, von den oft idealisierten und verzerrten Bildern beeinflusst werden, die soziale Medien vermitteln.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Doch wie definiert man, was „soziale Medien“ sind? TikTok, Instagram und Facebook sind klare Fälle. Bei Plattformen wie YouTube mit der Funktion Shorts verschwimmen die Grenzen zwischen Unterhaltungsmedium und sozialem Netzwerk. Während YouTube primär als Videoplattform wahrgenommen wird, erfüllen Shorts und Kommentarbereiche durchaus Kriterien eines sozialen Mediums. Ob solche Plattformen unter die geplante Regelung fallen, bleibt fraglich.

Zudem wirft die Umsetzung technische und rechtliche Fragen auf: Wie stellt man sicher, dass sich Jugendliche unter 16 Jahren nicht dennoch registrieren? Reicht eine einfache Altersabfrage oder wäre ein verifizierter Identitätsnachweis nötig? Hier liegt die Gefahr, dass solche Maßnahmen umgangen werden können, insbesondere von technisch versierten Jugendlichen.

Erfahrungen aus unseren Workshops

Unsere eigenen Workshops in Schulen zeigen, wie früh junge Menschen mit Social Media und Kurzvideos in Kontakt kommen – oft schon in der Grundschule. Kinder berichten von verstörenden Inhalten wie Horrorszenen oder kritischen Challenges, die ihnen auf Plattformen wie TikTok oder YouTube Shorts begegnen. In weiterführenden Schulen ist das Bild ähnlich: Jugendliche erzählen von Abnehm-Challenges, unrealistischen Körperidealen und dem ständigen Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Es wird deutlich, dass Social Media eine immense Wirkung auf das Selbstbild junger Menschen hat. Ab der ersten Sekunde, in der wir durch soziale Medien scrollen, beginnt der Vergleich – oft unbewusst. Die kurzen Videos dienen dabei wie eine Schablone, an der viele ihr eigenes Leben messen. Diese Dynamik hat tiefgreifende Auswirkungen auf das mentale Wohlbefinden.

Auswirkungen auch auf Erwachsene

Nicht nur Jugendliche sind betroffen – auch Erwachsene spüren die negativen Effekte der Social-Media-Nutzung. Studien zeigen, dass exzessives Scrollen zu Konzentrationsproblemen, erhöhtem Stress und Schlafstörungen führen kann. Social Media wirkt oft wie ein Verstärker für bestehende Unsicherheiten – unabhängig vom Alter. Besonders gefährlich ist, dass Social Media bei vielen Nutzer:innen süchtig machende Eigenschaften aufweist. Durch die endlosen Feeds und das Belohnungssystem der Plattformen verbringen Menschen oft weit mehr Zeit online, als ihnen bewusst ist.

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Fazit: Schutz für alle Altersgruppen

Australiens Vorstoß ist ein wichtiger Schritt, um junge Menschen vor den negativen Einflüssen sozialer Medien zu schützen. Doch es ist entscheidend, das Thema umfassender zu betrachten. Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene leiden unter den Auswirkungen von Social Media – von psychischen Problemen bis hin zu Abhängigkeit.

Die Diskussion um Social Media sollte daher nicht nur auf gesetzliche Regelungen beschränkt bleiben, sondern auch präventive Maßnahmen, Bildung und die Sensibilisierung der gesamten Gesellschaft umfassen. Nur so können wir die Chancen der digitalen Welt nutzen, ohne ihre Risiken zu unterschätzen.

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