„Das Geld habe ich einfach nicht“: Wer zahlt bei Schäden durch Hochwasser?

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Das Hochwasser richtet gerade in Deutschland erhebliche Zerstörungen an. Hausbesitzer ohne Elementarschaden-Versicherung sind dann schnell aufgeschmissen. Ein Überblick.

Hannover – Tagelange Dauerregenfälle sorgen in Teilen Deutschlands für Hochwasser. Die Überschwemmungen in Niedersachsen und anderen Bundesländern haben schon erhebliche Zerstörungen angerichtet. Wer nicht die passende Versicherung hat, steht schnell vor dem finanziellen Ruin, wenn das Hochwasser auch das eigene Haus trifft.

Hochwasser in Niedersachsen: Häuser nicht mehr bewohnbar

So geht es gerade Daina K. und ihrer Tochter Charlotte aus Lilienthal im Landkreis Osterholz. Wie der NDR berichtet, können sie ihr Haus seit dem 27. Dezember nicht mehr bewohnen. Wie sie ihr Heim wieder herrichten soll, weiß sie noch nicht. „Wenn der Gutachter kommt und sagt, das kostet noch mal 200.000 Euro – das Geld habe ich einfach nicht“, sagt sie dem NDR.

Im Oktober habe sie zwar versucht, eine Elementarschaden-Versicherung abzuschließen. Doch die Versicherung habe die Zusage wieder zurückgezogen. Daina K. plant nun, sich wegen des Rückziehers der Elementarschaden-Versicherung einen Anwalt zu nehmen. Denn ohne Versicherung wird eine Renovierung kostspielig: Schäden durch Hochwasser in den eigenen vier Wänden sind nur dann versichert, wenn man eine Elementarschaden-Versicherung abgeschlossen hat.

Hochwasser
Das Hochwasser richtet gerade in Deutschland erhebliche Zerstörungen an. (Symbolbild) © Andreas Arnold/dpa/Symbolbild

Elementarschaden-Versicherungen helfen bei Hochwasser

Diese gibt es als Zusatz für Wohngebäudeversicherungen und für Hausratversicherungen. Allerdings hängt es von den jeweils vereinbarten Versicherungsbedingungen ab, was versichert ist. So haben den Verbraucherzentralen zufolge beispielsweise manche Tarife bei Überschwemmungsschäden nur die Ausuferung oberirdischer Gewässer versichert, nicht aber auch Überschwemmungsschäden durch Starkregen. Es lohnt sich also, einen genauen Blick auf das Angebot der Versicherung zu werfen – und die Police frühzeitig abzuschließen, damit der Schutz im Ernstfall auch greift.

Das Problem für viele Betroffene: Die Policen werden teurer, je größer die Gefährdung durch Hochwasser ist. Viele Eigentümer winken dann angesichts absurd hoher Prämien und hoher Selbstbeteiligung ab.

Elementarschaden-Versicherungen: Weil will Pflichtversicherung

Auch deswegen dringt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) aktuell auf eine Elementarschaden-Pflichtversicherung in Deutschland. In diesem Jahr müssten „möglichst schnell klare Entscheidungen her“, sagte Weil am Mittwoch (3. Januar) vor Journalisten in Hannover. Es gehe darum, den Gedanken der privaten Vorsorge deutlich zu verstärken, was die Bundesländer schon länger wollten. Es müsse jetzt „schneller“ zu einem Ergebnis mit dem Bund kommen.

Das aktuelle Hochwasser, das vor allem Niedersachsen stark betroffen hat, hat Weil zufolge einmal mehr betätigt, dass Extremwetterereignisse in Zukunft „eher mehr werden“. Im Klimaschutz dürfe daher nicht nachgelassen werden. Es müsse aber auch der Umgang mit Schäden geklärt werden. Derzeit seien Elementarschadenversicherungen teuer. Dies relativiere sich aber bei einer breiten Einführung einer Pflichtversicherung, betonte Weil.

Bereits im vergangenen März hatten sich die Bundesländer mit einem Beschluss im Bundesrat für eine solche Elementarschaden-Pflichtversicherung ausgesprochen. Die Bundesregierung wurde aufgefordert, „kurzfristig einen konkreten bundesgesetzlichen Regelungsvorschlag“ vorzulegen. Weil zufolge dauert es aber zu lange, bis die Länder mit dem Bund „zu Potte kommen“.

Hilfe von Vater Staat? Bund könnte Finanzhilfen stellen

Nun dürften viele Betroffene erst einmal auf Vater Staat hoffen. Dem Bund steht es frei, Finanzhilfen zur Verfügung zu stellen. Nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal hat sich die Bundesregierung an den Soforthilfen der Länder mit bis zu 400 Millionen Euro beteiligt. Für den Wiederaufbau der betroffenen Regionen sagte der Bund sogar bis zu 30 Milliarden Euro zu. Damit sollen die Infrastruktur wiederaufgebaut und Privathaushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen unterstützt werden.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) machte sich am Sonntag (31. Dezember) in Niedersachsen selbst ein Bild von der Lage in den Überschwemmungsgebieten. Er sagte dabei zwar die Unterstützung des Bundes zu, vermied aber konkrete Zusagen für Finanzhilfen. Die Bundes-CDU forderte bereits Hilfszahlungen des Bundes: Die Betroffenen dürften nicht auf den Schäden sitzenbleiben. Angesichts der knappen Haushaltslage kommen dem Bund derzeit zusätzliche Ausgaben sehr ungelegen.

Unternehmer: „Vieles ist nicht versichert gegen Hochwasser“

Einen anderen Weg geht der Unternehmer Fabrizio Sepe, der den von den Fluten getroffenen Serengeti-Parks in Niedersachsen führt. „Vieles ist nicht versichert gegen Hochwasser. Die Computer, Kassen, Lichter und Trafostationen sind versichert, aber die Trocknungsarbeiten in den Bungalows müssen wir auf unsere Kappe nehmen“, erklärte Sepe gegenüber der Wirtschaftswoche. „Eine Elementarversicherung kostet jedes Jahr zusätzlich 400.000 Euro. Rechnen Sie das mal auf 50 Jahre – das Geld investiere ich lieber in den Park!“ Er wolle die Schäden mit dem Geld der eigentlich geplanten, aber nun ausgesetzten Sondertilgungen bezahlen.

Mit Material der dpa und AFP

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