Kein Putin-Schreck für Kursk-Offensive? Kiew ringt bei Nato-Partner um Erlaubnis
Die ukrainische Armee setzt Moskau mit ihrer Kursk-Offensive unter Druck. Kiew darf aber wohl einen Putin-Schreck nicht auf russischem Boden einsetzen.
Kursk - Was für ein Rückschlag für das Regime von Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. Ukrainische Verbände sind in Russland tief in das Staatsgebiet des Kreml-Autokraten vorgestoßen.
Kursk-Offensive der Ukraine: Ringen um den Einsatz von Storm-Shadow-Raketen
Damit nicht genug: Die ukrainische Armee hat bei ihrer Kursk-Offensive auf russischem Boden weiter die Initiative. Moskau ließ deshalb mittlerweile (Stand, 13. August) 120.000 Einwohnerinnen und Einwohner aus der betroffenen Oblast Kursk und zusammengerechnet mit der benachbarten Region Belgorod insgesamt mehr als 200.000 Menschen wegen der Gefechte evakuieren.
Umso mehr die Ukraine Moskau mit ihrer Offensive unter Druck setzt, desto mehr stellt sich die Frage, wie Kiew seine Infanterie-Einheiten vor Ort durch den Einsatz von Langstrecken-Waffen absichern will. Der Storm-Shadow-Marschflugkörper gehört wohl nicht zu diesen Absicherungsmaßahmen für die eigenen Männer.

Storm-Shadow-Marschflugkörper: (Noch) Keine Erlaubnis für Kursk-Offensive
Denn: Wie der britische The Telegraph schreibt, hat London den Ukrainern bislang nicht die Erlaubnis erteilt, die weitreichenden Storm-Shadow-Marschflugkörper (Reichweite bis zu 560 Kilometer) auch gegen Ziele in der Region Kursk einzusetzen. Obwohl es wohl ein entsprechendes Anliegen gibt. Zur Einordnung: Die britischen Storm Shadows werden ebenso wie die deckungsgleichen französischen Scalp-EG weit hinter den feindlichen Linien von Kampfflugzeugen wie der MiG-29 oder dem Frontbomber Su-24 aus abgefeuert und dann per GPS oder mit einem vorab eingespeicherten Datenlink ins jeweilige Ziel gesteuert.
Während die Ukrainer Putins Schwarzmeerflotte auf der Krim durch die wuchtigen und 5,10 Meter langen Storm-Shadow-Raketen (Durchmesser: 0,98 m) schwerste Verluste zugefügt haben, habe die britisch Regierung den ukrainischen Streitkräften bisher untersagt, die Marschflugkörper in der Version mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern auf russischem Boden einzusetzen, schreibt The Telegraph. „Es gab keine Veränderung“, erzählte eine namentlich nicht genannte Quelle aus der britischen Regierung der englischen Tageszeitung.
Meine news
Kursk-Offensive der Ukraine-Armee: Wie sichert Kiew seine Truppen in Russland?
Demnach dürfen die Ukrainer die Storm-Shadow-Marschflugkörper wohl auch nicht gegen die russischen Regionen Rostow und Belgorod einsetzen, über die ein Großteil von Putins Nachschub in die völkerrechtswidrig überfallene Ukraine rollt. Was bislang nicht bekannt war. Bleibt die Frage, wie Kiew stattdessen in der Oblast Kursk seine Einheiten schützen will, die dort Videos zufolge mit recht leicht gepanzerten Humvee-Militär-Jeeps und mit Stryker-Schützenpanzern aus jeweils amerikanischer Produktion weitgehend auf sich allein gestellt sind.
„Wie wir wissen, handelt es sich um eine kleine Truppe, ungefähr 1000 Mann, die die Ukraine eingesetzt hat“, erzählte der einstige Bundeswehr-Offizier und Militärexperte Ralph D. Thiele FOCUS Online: „Diese Kräfte besetzen derzeit keine großen Gebiete, sondern nur kleinere Orte und unternehmen von dort aus Patrouillen, zerstören Gerät oder nehmen Soldaten gefangen.“ Auf russischer Seite habe der „schnelle Anmarsch nicht wie geplant geklappt“, erklärte der Vorsitzende der Politisch-Militärischen Gesellschaft e.V., weil „russische Verstärkungstruppen auf dem Weg zum Einsatz offenbar durch ukrainische HIMARS-Angriffe heftig dezimiert“ wurden.
Kursk-Offensive in Russland: Ukrainer setzen wohl HIMARS-Raketen ein
Dennoch sprach er von einer „Hochrisikooperation“, den Ukrainern fehle es „an Personal, Qualität und Munition“. Seiner Einschätzung nach bombardiert die ukrainische Armee also heranrückende russische Verbände hinter den besetzten Gebieten mit den schlagkräftigen HIMARS-Mittelstreckenraketen (Reichweite bis zu 300 Kilometer), die mit Streumunition im Gefechtskopf einen größeren Radius von hunderten Metern unbefahrbar machen können. Im Gegensatz zu den Storm Shadows hatten die Ukrainer die HIMARS auch schon gegen militärische Ziele in der Grenzregion Belgorod genutzt, zum Beispiel - Videos bei X zufolge - gegen ein S-300-Flugabwehrsystem mit all seinen Komponenten.
Wie es jetzt weitergeht? „Die Hauptaufgabe des Verteidigungsministeriums besteht nun darin, den Feind aus unseren Gebieten zu vertreiben und eine zuverlässige Grenzsicherung zu gewährleisten“, sagte Putin nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen in Moskau. Das ukrainische Verteidigungsministerium erwartet einem Bericht der Moscow Times zufolge dagegen eine heftige russische Reaktion auf die Kursk-Offensive. Eine anonyme ukrainische Quelle habe gesagt: „Russland hat das Bedürfnis, eine sehr harte Antwort zu geben. Etwas Gigantisches, um der Welt zu zeigen, dass es allmächtig ist und so etwas wie Kursk nicht ungestraft bleibt.“ (pm)