„Ein schlechter, kranker Witz“: Trumps Umsiedlungs-Plan im Gazastreifen löst Entsetzen aus

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Donald Trump bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Benjamin Netanjahu © ANDREW CABALLERO-REYNOLDS/AFP

Nach über 15 Monaten Krieg ist der Gazastreifen kaum noch bewohnbar. Donald Trump schlägt eine Umsiedlung der Menschen vor – ein Vorschlag, der auf Kritik stößt.

Washington D. C. – US-Präsident Donald Trump betrachtet die umstrittene Umsiedlung der Palästinenser aus dem kriegsgebeutelten Gazastreifen in benachbarte arabische Länder als die optimale Lösung. „Ich denke, sie sollten ein gutes, frisches, schönes Stück Land bekommen, und wir finden Leute, die Geld geben, um es aufzubauen und es schön zu machen, und lebenswert und angenehm“, äußerte Trump im Weißen Haus.

Trump meinte, die Bewohner des Gazastreifens hätten bisher keine andere Wahl, als in ihre zerstörte Heimat zurückzukehren. Er spekulierte, dass die Menschen eine Alternative annehmen würden, wenn sie existierte. „Diese Gaza-Sache hat nie funktioniert“, sagte Trump vor einem Treffen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu.

Palästinenser und Nachbarstaaten Jordanien und Ägypten lehnen Trumps Gaza-Plan ab

Die Pläne von Trump stoßen auf heftige Kritik. Die Palästinenser sowie die Nachbarstaaten Jordanien und Ägypten lehnen sie ab. Die islamistische Hamas beschuldigte Trump des „Rassismus“. „Wir lehnen die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump ab, in denen er die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen auffordert, ihre Heimat unter dem Vorwand des Wiederaufbaus zu verlassen“, erklärte Issat al-Rischk, ein Mitglied des Hamas-Politbüros. Diese Aussagen seien ein offener Versuch, den Palästinensern ihre unveräußerlichen nationalen Rechte zu verweigern.

Sami Abu Suhri, ein führendes Mitglied der Hamas, äußerte sich ähnlich. „Wir halten das für ein Rezept, das Chaos und Spannungen in der Region hervorrufen wird, denn die Bevölkerung des Gazastreifens wird diese Pläne nicht zulassen. Was wir brauchen, ist die Beendigung der Besatzung und der Aggression gegen unser Volk, nicht die Vertreibung aus seinem Land“, sagte Suhri.

Trump bekommt Kritik für seinen Umsiedlungsvorschlag im Gazastreifen

Saudi-Arabien hat klare Bedingungen formuliert und kritisiert Trumps Gaza-Vorschlag. Eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel wird ausgeschlossen, solange kein unabhängiger Palästinenserstaat existiert. Kronprinz Mohammed bin Salman habe die Position des Königreichs in dieser Frage „klar und ausdrücklich“ bekräftigt, so das saudi-arabische Außenministerium. Man lehne alle Versuche ab, die Palästinenser von ihrem Land zu vertreiben.

Der demokratische US-Senator Chris Murphy äußerte auf der Plattform X scharfe Kritik an Trump, wie der Spiegel berichtet. Eine US-Invasion im Gazastreifen würde viele amerikanische Soldaten das Leben kosten und langanhaltende Konflikte im Nahen Osten nach sich ziehen. Das sei „wie ein schlechter, kranker Witz“. Der demokratische Kongressabgeordnete Eric Swalwell kommentierte auf X: „Wenn ich richtig zähle, übernehmen wir also Grönland, Kanada, den Panamakanal – und jetzt auch Gaza?“

Rechtsextreme Politiker in Israel unterstützen Trumps Gaza-Plan

Rechtsextreme Politiker in Israel, darunter Finanzminister Bezalel Smotrich und der frühere Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, unterstützen Trumps Umsiedlungsplan. Smotrich schrieb auf der Plattform X, die Idee, den Palästinensern zu helfen, „andere Orte zu finden, um neue, gute Leben zu beginnen“, sei hervorragend. Er werde mit Premierminister Benjamin Netanjahu daran arbeiten.

Ben-Gvir, der wegen der Waffenruhe im Gazastreifen aus der Regierung Netanjahus ausgetreten war, erklärte, Trumps Vorschlag gebe Israel grünes Licht, die „freiwillige Auswanderung“ zu fördern. „Wenn der Präsident der größten Supermacht es selbst vorschlägt, sollte die israelische Regierung es umsetzen“, sagte er. Viele Palästinenser sehen in dem Begriff der „freiwilligen Auswanderung“ einen Code für ethnische Säuberungen.

Palästinenser kehren in den Norden des Gazastreifens zurück: Wiederaufbau könnte bis zu 15 Jahre dauern

Laut UN-Angaben sind inzwischen Hunderttausende Palästinenser in den Norden des Gazastreifens zurückgekehrt, der am stärksten vom Krieg zerstört wurde, und versuchen dort, ein neues Leben zu beginnen. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, erklärte nach seiner Rückkehr von einem Besuch im Gazastreifen, dass der Wiederaufbau bis zu 15 Jahre dauern werde. Das Leben dort sei nach mehr als 15 Monaten Krieg nahezu unmöglich, allein wegen der Gefahr durch unzählige Blindgänger. Die Versorgung mit Trinkwasser, Energie und Benzin sei zusammengebrochen. (dpa/jal)

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