Irans Hacker nehmen US-Wahl ins Visier: Demokratie in Gefahr?
Vor der US-Wahl intensivieren Iran, Russland und China ihre Hackerangriffe. Können sie den Ausgang der Wahl beeinflussen und somit die Demokratie destabilisieren?
Washington, D.C. – In weniger als zwei Wochen ist es so weit. Die USA wählen ihr 47. Staatsoberhaupt. Am 5. November dürfen die amerikanischen Staatsbürger an die Wahlurne und über die Zukunft ihres Landes entscheiden. Die demokratische Kandidatin Kamala Harris gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump. Wer kann Amerika überzeugen und den Platz im Oval Office ergattern?
Aber vielleicht geht es gar nicht darum, die Amerikaner zu überzeugen. Hinter den Kulissen versuchen offenbar andere Mächte die Fäden zu ziehen – und die kommen nicht aus den USA. In einem aktuellen Bericht warnt der Software-Gigant Microsoft davor, dass Irans Einflussversuche auf die US-Wahl zunehmen könnten. Die Hacker der Islamische Republik würden zeigen dabei Flexibilität und mehrere Operationen gleichzeitig gegen verschiedene Ziele durchführen.
Iranische Hackerangriffe auf wahlbezogene Websites: Integrität der US-Wahl sei nicht gefährdet
Dem Bericht zufolge sollen iranische Hacker in mehreren Swing States der USA wahlbezogene Websites sondiert haben, um mögliche Schwachstellen aufzudecken, mit denen die Präsidentschaftswahl beeinflusst werden könnte. Die Durchleuchtung von wahlbezogenen Websites und US-Medien soll bereits im April und Mai stattgefunden haben.
Microsoft-Analysten erwarten, dass die iranische Hackergruppe ihre Aktivitäten intensiver betreiben werde, je näher die US-Wahl rückt. Ein US-Beamter teilte CNN mit, dass mehrere Bundesbehörden die iranischen Aktivitäten genau im Auge behielten. Bisher gebe es jedoch keine Hinweise darauf, dass die Aufklärungstätigkeiten Irans bereits in gezielte Hackerangriffe auf die untersuchten Websites gemündet seien, erklärten Quellen, die mit den Ermittlungen vertraut sind, gegenüber CNN. Die Integrität der Wahl sei nicht gefährdet, da umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden.
Die Ständige Vertretung Irans bei den Vereinten Nationen wies die Vorwürfe in einer Erklärung zurück.
Iranische Hackergruppen der Islamischen Revolutionsgarde versuchen US-Wahl zu beeinflussen
Microsoft vermutet hinter den jüngsten Cyberaktivitäten die iranische Hackergruppe „Cotton Sandstorm“, die von der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) gesteuert wird. Zwar hat die Gruppe noch keine direkte Operation für die Wahlen 2024 gestartet, doch Microsoft nimmt an, dass sie bald aktiv wird. Bereits 2020 mischte sich „Cotton Sandstorm“ in die US-Wahl ein und führte gezielte Angriffe auf Medienunternehmen und staatliche Wahl-Websites durch.
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„Cotton Sandstorm“ ist nicht die einzige Bedrohung: Microsoft beobachtet weitere iranische Hackergruppen, die ebenfalls daran arbeiten, die bevorstehenden Wahlen zu beeinflussen. „Mint Sandstorm (APT-42)“ soll laut Microsoft das Konto eines republikanischen Politikers gehackt haben, während „Storm-2035“ regelmäßig spaltende und hetzerische Inhalte verbreitet, indem sie sich als lokale Nachrichtenagenturen ausgibt und sowohl gegen Demokraten als auch Republikaner Stimmung macht.
Anklage gegen iranische Cyber-Akteuere: Versuche „das Vertrauen in den US-Wahlprozess zu untergraben“
Im September veröffentlichten amerikanische Geheimdienste eine gemeinsame Erklärung, die enthüllte, dass iranische Cyber-Akteure gestohlene, nicht öffentliche Materialien aus der Kampagne des ehemaligen Präsidenten Trump an Personen aus Bidens Wahlkampfteam und an US-Medienorganisationen weitergeleitet hatten.
Am 27. September erhob das US-Justizministerium Anklage gegen drei Cyber-Akteure der IRGC, die an dieser sogenannten „Hack-and-Leak“-Operation beteiligt waren. In der Anklageschrift heißt es: „Diese Aktivität war Teil der anhaltenden Bemühungen des Iran, Zwietracht zu säen, das Vertrauen in den US-Wahlprozess zu untergraben und sich auf unrechtmäßige Weise Informationen über aktuelle und ehemalige US-Beamte zu beschaffen, die zur Förderung der bösartigen Aktivitäten der IRGC verwendet werden könnten. Dazu gehören auch die laufenden Bemühungen, den Tod von Qasem Soleimani zu rächen, dem ehemaligen Kommandeur der Quds-Brigaden der IRGC (IRGC-QF).“
Einfluss auf US-Wahl: Russland und China versuchen mit Desinformationskampagnen Wahl zu untergraben
Neben der iranischen Einflussnahme versuchen Microsoft zufolge auch russische und chinesische Gruppen die US-Wahl entweder zu beeinflussen oder zu überwachen. Russland versuche weiterhin durch Online-Desinformationskampagnen die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihren Vizekandidaten Tim Walz zu diskreditieren.
Auch chinesische Agenten sollen laut Microsoft-Bericht mit Posts auf X versucht haben, Kandidaten für den Senat und das Repräsentantenhaus zu verunglimpfen. Sie zielten vor allem auf republikanische Kandidaten ab, die eine antichinesische Politik unterstützen.
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US-Geheimdienstbeamte warnen, dass iranische und russische Agenten ihre Einflussnahme auch nach dem Wahltag fortsetzen werden, berichtet die Washington Times. In einer Pressemitteilung des amerikanischen Geheimdienstrates wird auf ausländische Bestrebungen hingewiesen, Proteste anzustiften. So startete eine vom Iran betriebene Online-Persona, eine Kampagne, die die Bürger dazu aufrief, die Wahlen zu boykottieren.
Die Einflussnahme dieser drei Länder auf die US-Wahlen gilt als unbestreitbar und könnte weitreichende Folgen für die Demokratie haben. Ob es ihnen gelingt, den Ausgang der Wahl zu beeinflussen, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Am 5. November steht die Integrität der amerikanischen Demokratie auf dem Spiel, während die Bürger an die Urnen treten, um über ihre Zukunft zu entscheiden. (lw)