Beliebter Campingplatz vor Verkauf: Künftiger Betreiber ist „einer vom See“
„Er ist einer vom See“. Dieser Satz gilt Uwe Schram, der aller Voraussicht nach neuer Betreiber des Campingplatzes Bärensee in Bruchköbel sein wird.
Bruchköbel – Er selbst möchte sich in der Öffentlichkeit noch nicht äußern, ehe der Verkauf in trockenen Tüchern ist. Aber dies ist nach Lage der Dinge nur noch eine Frage der Zeit. Die Politik steht weitestgehend hinter den Verkaufsabsichten der Verwaltung, die den Campingplatz für eine symbolische Summe von einem Euro loswerden möchte. Und das am liebsten so schnell wie möglich. Hintergrund sind der enorme Investitionsstau und umfangreiche Brandschutzmaßnahmen. Die Stadt Bruchköbel müsste nach eigenen Schätzungen rund acht bis zehn Millionen Euro investieren, um den Campingplatz wieder in Schuss zu bringen.
Uwe Schram ist selbst Camper, kennt den Bärensee und den Campingplatz seit seiner Kindheit. Er hat der Verwaltung einen Businessplan sowie eine Finanzierungs- und Entwicklungsstrategie präsentiert und damit offensichtlich zunächst die Eigenbetriebskommission und dann auch den Magistrat überzeugt. Und auch ein von der Stadt Bruchköbel beauftragter Wirtschaftsprüfer kommt zu dem Ergebnis, dass den Planungen Schrams „fundierte Überlegungen“ zugrunde liegen. Wie aus der Stellungnahme des Büros hervorgeht, beabsichtigt Schram den Platz mit der seiner Familie zu bewirtschaften und auch Eigenleistungen der Camper in seinem Rechenmodell zu berücksichtigen. Die Einschätzung der Prüfer: „Es kann davon ausgegangen werden, dass das Projekt für den Erwerber und seine Familie grundsätzlich funktionieren kann.“ Skeptisch äußern sich die Experten allerdings hinsichtlich der Planung, den Investitionsstau ohne externe Hilfe auflösen zu können. Dafür brauche es statt der vom Betreiber kalkulierten zehn bis zwölf wohl eher 20 Jahre oder doch eine Aufnahme von Krediten.

Bärensee in Bruchköbel vor Verkauf: Uwe Schram ist selbst Camper
Die Camper verbinden mit dem künftigen Betreiber jedoch auch die Hoffnung, dass er die sozialen Aspekte des Campingplatzes berücksichtigt. Man hat Schram nicht vergessen, dass er und sein Sohn die Menschen Anfang des vergangenen Jahres über mehrere Wochen mit Trinkwasser versorgten, nachdem die Stadt wegen eines Rohrbruchs die Wasserzufuhr auf dem gesamten Campingplatz abgestellt hatte. „Die Stadt tat nichts, die Schrams waren da“, so die Camperin.
Eigentlich ist es nicht erlaubt, auf dem Campingplatz Bärensee ganzjährig zu wohnen, es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass eine beträchtliche Zahl der Camper mit geringem Einkommen auf dem Platz ständig lebt und wegen des geringen Einkommens keine Alternative zu dieser Lebensform hat. „Da ist es gut, wenn ein Betreiber auch Empathie zeigt“, meint die Camperin hoffnungsvoll.
Campingplatz um Bärensee in Bruchköbel: Rückkaufsrecht soll im Kaufvertrag verankert werden
Dennoch: Dass unter neuer Führung die sogenannte Nachfolgepachtregelung gestrichen wird, glaubt die Pächterin nicht. Der Passus, dass Parzellen nach Beendigung des Pachtverhältnisses zu räumen sind und nicht weiterverkauft werden dürfen, werde sicherlich erhalten bleiben. Andernfalls sei das Risiko für den Betreiber zu groß, dass er auf den Rückbaukosten sitzen bleibe. Und dass auf dem Platz zurückgebaut werden muss, zeichnet sich mit Blick auf das Brandschutzgutachten bereits jetzt ab. Es wird weniger und größere Parzellen geben, um die Abstände zwischen den Bauten zu vergrößern. Jahrelang waren zu geringe Abstände auf dem Platz durchgewunken worden. Dies könnte vielen Campern jetzt zum Verhängnis werden.
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In einer exklusiven Informationsveranstaltung für die Stadtverordneten wurde nach Informationen unserer Zeitung aber auch die Frage diskutiert, was passiert, wenn Schram mit seinem Geschäftsmodell doch keinen Erfolg hat. Dafür solle im Vertrag ein Rückkaufsrecht verankert werden, lautete die Antwort der Verwaltung. Und auch soll in dem Schriftwerk ein entsprechender Passus eingearbeitet werden, der verhindern soll, dass der Campingplatz Bärensee zu einem Spekulationsobjekt wird. (Von Holger Weber-Stoppacher)