Russland legt im Bundeswehr-Abhörskandal nach: Putin-Sprecherin beschimpft deutsche Offiziere als „Bastarde“

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Das russische Außenministerium nennt deutsche Offiziere „Bastarde“. Ein Nazi-Vergleich steckt dahinter. Russland verdreht das Taurus-Gespräch.

Moskau – Marija Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, verlieh der Debatte um das abgehörte Taurus-Gespräch der Bundeswehr einen neuen Spannungspunkt. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass nannte sie die deutschen Offiziere „unrühmliche Bastarde“, weil sie angeblich über einen möglichen Angriff auf die Krim-Brücke redeten.

Der Ausdruck ist nicht zufällig gewählt, sondern eine Anspielung auf den Film „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino. Da es im Film um den Widerstand gegen die Nationalsozialisten geht, bediente sich jetzt Sacharowa eines Nazi-Vergleichs. „Jeder Deutsche sollte wissen, was seine Vorfahren mit dem Ort gemacht haben, zu dem genau diese Krimbrücke führt“, so Sacharowa. Es sei „die Tragödie des deutschen Volkes, das, wie sich herausstellt, erneut dieser Nazi-Ideologie ausgesetzt ist.“

Statt Taurus-Nein Kriegsvorbereitung? Russland nutzt das Gespräch für eigene Propaganda

Die Sprecherin ist nicht die erste, die sich dem Ereignis zuwendet – mehrere Putin-Freunde, Regierungsbeamte und Fernseh-Propagandisten beschäftigten sich bereits mit dem Vorfall. Während die Bundeswehroffiziere Einsatzszenarien vor dem Hintergrund einer deutschen Taurus-Lieferung erörterten, wird es in Russland so dargestellt, als hätten die Offiziere einen konkreten Einsatz im Rahmen des Ukraine-Kriegs geplant.

Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, gestikuliert während eines Briefings zur Außenpolitik.
Marija Sacharowa vergleicht die Taurus-Debatte über einen Krim-Angriff mit einer Situation aus dem Zweiten Weltkrieg. © picture alliance/dpa/AP | --

So sagte beispielsweise der Vizevorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew: „Deutschland bereitet Krieg gegen Russland vor“. Auch er brachte bereits Vergleiche zum Nationalsozialismus an. Ein weiterer Putin-Freund plante bereits vier Brücken für den möglichen Gegenschlag. Dabei ist noch nicht einmal sicher, dass überhaupt Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine geliefert werden, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dies zuletzt klar abgelehnt hatte.

Russland bekannt für Spott und Beleidigung – Im Westen wird gewarnt vor „Zwietracht“

Man könnte sagen, Russland ist bereits für verbale Angriffe dieser Art. Der Vizevorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, bezeichnete Scholz im Januar als „Leberwurst“. Wladimir Solowjow, ein Putin-Propagandist, nannte Deutschland das „Vierte Reich“. Auch andere Nato-Mitgliedsstaaten bleiben nicht frei von Beschimpfungen. „Urin im Kopf“, nutzte Dmitri Medwedew als Ausdruck, um die Erwägungen des französischen Präsidenten, Emmanuel Macron, zu Bodentruppenunterstützung der Nato in Kiew zu kontern.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) warnte laut Spiegel vor den Aktionen Russlands nach dem Bundeswehrleak als „perfides Spiel“. „Wir werden uns durch diesen hybriden Angriff aus Russland nicht auseinandertreiben lassen“, so Pistorius. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sprach von einem „unverfrorenen und durchsichtigen Versuch der Russen, Zwietracht zu säen“. (lismah)

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