„Tölz verliert an Einmaligkeit“: Historischer Verein für Erhalt von marodem Ramm-Haus

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Immer weiter dem Verfall preisgegeben ist die „Ramm“-Ruine an der Nockhergasse. Eine Änderung ist nicht in Sicht. © Arndt Pröhl

Der Historische Verein in Bad Tölz setzt sich für den Erhalt historischer Gebäude ein. Die aktuelle Diskussion zum „Ramm-Haus“ müsse man ins richtige Licht setzen.

Bad Tölz – Schnell abgehandelt waren jetzt die Neuwahlen im Rahmen der Jahresversammlung des Historischen Vereins im Tölzer „Metzgerbräu“. Das bewährte Führungsteam mit Claus Janßen als Vorsitzendem, Christof Botzenhart als stellvertretendem Vorsitzenden, Sebastian Lindmeyr als Schriftführer und Stefan Kirschneck als Kassier wurde in den einzelnen Wahlgängen jeweils einstimmig bestätigt. Als Kassenprüfer fungieren auch weiterhin Michael Holzmann und Ulla Schneiders.

Historischer Verein in Bad Tölz: Leonhardi-Nachbesprechung rege besucht

Im Rückblick auf das abgelaufene Jahr stand die großteils von Botzenhart organisierte und im Historischen Sitzungssaal des Stadtmuseums stattfindende Vortragsreihe im Vordergrund. „Wir können uns glücklich schätzen über die profunden Referenten, die da zu uns kommen“, kommentierte Janßen, während Botzenhart den Erfolg der Vortragsreihe auch auf die gute Abstimmung und Unterstützung durch Stadtarchivar Lindmeyr, das Stadtmuseum und die gute Pressearbeit zurückführte.

Historischer Verein Bad Tölz In ihren Ämtern bestätigt: (v. li.) Sebastian Lindmeyr (Schriftführer), Claus Jansen (1.Vorstzender), Christoph Botzenhart (2. Vorsitzender), Stefan Kirschneck (Kassenverwalter).
Wurden bei der Neuwahl in ihren Ämtern bestätigt: (v. li.) Sebastian Lindmeyr (Schriftführer), Claus Jansen (1. Vorsitzender), Christof Botzenhart (2. Vorsitzender), Stefan Kirschneck (Kassenverwalter). © Hias Krinner

Am „Tag des offenen Denkmals“ hätten einige Vereinsmitglieder Führungen an historischen Stätten vorgenommen, führte Lindmeyr in seinem Schriftführerbericht aus. Rege besucht sei zudem die Leonhardi-Nachbesprechung gewesen, die der Verein alljährlich ausrichtet. Man habe dabei kaum mehr Kritik an dem seit einigen Jahren geltenden Galopp- und Trabverbot vernommen, stellte Janßen fest.

Diskussion über marodes Haus in der Tölzer Altstadt: Verein spricht sich für Erhalt aus

Außerhalb der üblichen Monatstreffen habe es außerdem eine Zusammenkunft bezüglich der baulichen Gestaltung der Marktstraßen-Häuser gegeben. Einen „Ausreißer“ in der unteren Marktstraße, wo das Schaufenster eines Geschäftshauses regelwidrig bis zum Boden reiche, wollte der Verein nicht tolerieren. Mittlerweile habe es mit allen Beteiligten Gespräche gegeben, so Janßen. Es stehe nun der Vorschlag im Raum, den vorgeschriebenen Sockel per Metallkonstruktion zumindest optisch nachzubilden. Wenig Gefallen findet Janßen zudem an einem Fresko in der oberen Marktstraße. „Da wurde das alte Gemälde nicht restauriert, sondern einfach übermalt und umgestaltet.“

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Auch die aktuelle Diskussion zum „Ramm-Haus“ in der Nockhergasse müsse man ins richtige Licht setzen. Da werde schnell die Meinung laut, das Haus sei derart heruntergekommen, dass nur noch ein Abbruch infrage komme. Man müsse aber den städtebaulichen Akzent des Gebäudes beachten: Am Standort des Hauses mache die Nockhergasse einen Knick – das Ramm-Haus stehe dadurch sowohl aus Fahrtrichtung von unten als auch von oben kommend im Blickpunkt. Es stelle sich die Frage nach dem Willen zum Erhalt, meinte Janßen und nannte als positives Beispiel das Irlbeck-Haus. Ein anderer Fall sei das Verschwinden des alten Postgebäudes, das man äußerlich zu einem Exempel der Postarchitektur der 1920er-Jahre hätte herrichten können. „Es geht darum, was Tölz an Charakteristik und Einmaligkeit verliert“, unterstrich der Vorsitzende.

Vorträge über historische Ereignisse

Neben diesem Augenmerk auf die Veränderungen des Stadtbilds sind auch die internen Vereinsaktivitäten am Laufen. So arbeitet Peter Petsch unermüdlich an der Digitalisierung der Vormundschaftsbücher und Albert Vosseler mit einer Arbeitsgruppe an der Erfassung von Grab- und Erinnerungstafeln, die an Kirchenmauern und Häusern angebracht sind. Nicht zuletzt laden weitere Vorträge zum Besuch ein: Im März geht es um modernen Kirchenbau im Oberland (Beispiel Pfarrkirche Heilige Familie), im April um das von Lovis Corinth geschaffene Altargemälde der evangelischen Johanneskirche. Im Mai wird König Ludwig I. thematisiert, während im Juni Thomas Manns Exil-Aufenthalt in Südfrankreich auf dem Programm steht. Bei den monatlichen Vereinstreffen sollen unter anderem das Jahr 1924 aus den Quellen des Stadtarchivs beleuchtet werden, das Kriegsende im Isarwinkel, die Leonhardsverehrung und das Gästebuch des Hauses Thorstein. (Rosi Bauer)

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