Seit der historischen Wahlniederlage der SPD scheint der Segen im Hause der Sozialdemokraten schief zu hängen. Parteiinterne Kritik brach einen heftigen Streit vom Zaun.
Berlin/Stuttgart - In der SPD brodelt es. Leni Breymaier, ehemalige SPD-Landeschefin in Baden-Württemberg, hat Generalsekretär Sascha Binder (SPD) scharf kritisiert und ihm Sexismus vorgeworfen. Anlass ist Binders öffentliche Kritik an der Parteivorsitzenden Saskia Esken (SPD). Breymaier betont, dass solche Debatten intern und nicht in der Öffentlichkeit geführt werden sollten.
Angriff von Binder gegen Esken entfacht SPD-internen Streit
Sie sagte gegenüber der Bild: „Bemerkenswert, dass Generalsekretär Binder sich so einlässt. Ich finde nicht, dass ihm das zusteht.“ Sie wirft Binder vor, seit Längerem Frauen in der Partei das Leben schwer zu machen und fügt hinzu, dass sich daran nichts geändert habe. Ferner merkt sie scharfzüngig an: „Wenn ein paar Männer ihr Mütchen kühlen wollen und vielleicht noch andere mit Posten versorgen möchten, haben sie das nicht an Saskia Esken auszulassen.“
Der parteiinterne Streit entfachte sich nach Binders Äußerungen gegenüber dem Südkurier. Er sprach Saskia Esken die Eignung für ein Ministeramt ab und betonte, dass Kabinettsposten an Personen vergeben werden sollten, die großes Vertrauen innerhalb der Partei und in der Bevölkerung genießen. „Wir haben sieben Kabinettsposten. Ich gebe Saskia Esken recht, dass vier davon an Frauen gehen sollen. Aber dann geht es danach, wer sind die vier Besten? Und darunter sehe ich Saskia Esken nicht“, äußerte Binder.
Diese Aussagen sorgten für Unmut und führten zu einem offenen Schlagabtausch innerhalb der Partei. Doch Binder steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Auch Parteigenosse Serdar Yüksel (SPD) empfahl nach seinem Einzug in den Bundestag, Esken solle von ihrem Posten zurückzutreten.
Reaktionen und Gegenwind von SPD-Parteigenossen folgen prompt
Während Binder seine Kritik offen äußerte, hielten sich sowohl Saskia Esken als auch der SPD-Landeschef Andreas Stoch mit Kommentaren zurück. Stoch verwies lediglich darauf, dass die Entscheidung in Berlin getroffen werden müsse. Leni Breymaier hingegen nahm Esken in Schutz und kritisierte Binder scharf. Sie sieht in seiner Kritik einen Versuch, die Parteivorsitzende zu demontieren, und betont, dass solche Diskussionen intern geführt werden sollten
Strategische Neuausrichtung reißt tiefe Kluften innerhalb der Partei auf
Der Konflikt um Saskia Esken, die sich „mitten in einem Kulturkampf“ sieht, offenbart tiefe Gräben innerhalb der SPD und stellt die Partei vor große Herausforderungen. Die öffentliche Schlammschlacht zeigt, wie gespalten die Partei in Fragen der Führung und der strategischen Ausrichtung ist. Während einige Mitglieder wie Breymaier Esken unterstützen, gibt es in der Partei auch Stimmen, die Binders Kritik teilen. Der Streit verdeutlicht die internen Machtkämpfe und die Schwierigkeiten der SPD, sich geschlossen zu präsentieren. Diese innerparteilichen Konflikte könnten die SPD in einer Zeit belasten, in der sie sich auf die Regierungsarbeit konzentrieren sollte.