Nachschub für Putins Truppen mit Panzerzügen: Kiew macht kurzen Prozess

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Der Ukraine-Krieg ist für Russland eine logistische Herausforderung. Ohne das Eisenbahn-Netzwerk wäre Putins Angriffskrieg bereits gescheitert.

Kiew/Moskau – Im Ukraine-Krieg setzt Russland vermehrt auf das Schienen-Netzwerk in der Ostukraine und Russland. Um die Logistik und Nachschub aus Russland an der Ukraine-Front an die Soldaten zu bringen, kommen gepanzerte Züge zum Einsatz. Die 152. Jaeger Brigade der ukrainischen Armee soll einen unidentifizierten gepanzerten Zug zerstört haben, wie Drohnenaufnahmen der Brigade zeigen. Unabhängig verifizieren lässt sich das Video nicht.

Das zerstörte Fahrzeug ist ungewöhnlich. Es handelt sich dabei nicht um einen regulären Frachtzug oder eine Rangierlokomotive, wie die ukrainische Fachzeitschrift Defence Express schreibt. Zum einen könnte es sich bei dem Zug um einen Schneepflug gehandelt haben. Die Russen könnten den Schneepflug wohl genutzt haben, um die Schienen von ukrainischen Minen zu räumen. Oder der Zug war etwa ein regulärer Linienzug, der nachträglich mit einer Panzerung versehen wurde, um Wladimir Putins Truppen zu transportieren.

Die Eisenbahn und das Schienen-Netzwerk im Ukraine-Krieg: Für Russland unabdingbar

Tatsächlich ist das Schienen-Netzwerk für Russlands Militär unabdingbar, um im Ukraine-Krieg voranzukommen. Das „International Centre for Defence and Security“ (ICDS) schreibt beispielsweise in einer Analyse: „Seit dem Krimkrieg (1853 bis 1856, Anm. d. Red.) sind das russische Militär und die russischen Eisenbahnen untrennbar miteinander verbunden.“ Historisch betrachtet ist Russland seit jeher ein „Reich der Eisenbahnen“, wie es weiter heißt. Doch das Schienen-Netzwerk wurde Russland zu Beginn des Ukraine-Kriegs zum Verhängnis. Jede Militäroperation, die abseits der Schieneninfrastruktur stattfindet, ist für Russland eine echte logistische Herausforderung.

In der ICDS-Studie heißt es: „Die russischen Streitkräfte übten zwar weiterhin Druck aus, konnten aber weder auf den kritischen Eisenbahnknotenpunkt in der Stadt Korosten, etwa 150 km nordwestlich von Kiew, vorrücken noch Tschernihiw nordöstlich der ukrainischen Hauptstadt einnehmen.“ Daher bildeten sich auf den Straßen kilometerlange Konvois, um die Truppen an der Front zu versorgen. „Die Offensive wurde ohne logistische Unterstützung durchgeführt, was zu einem Zusammenbruch des Systems und zu großen Staus durch Versorgungsfahrzeuge führte.“ Die Straßen waren verstopft und die russische Offensive zu Beginn des Ukraine-Kriegs konnte gestoppt werden.

Sabotage an den russischen Schienen im Ukraine-Krieg: Ohne Eisenbahn sind Putins Truppen aufgeschmissen

Deswegen versucht die Ukraine immer wieder die russischen Schienen zu sabotieren, um die Logistik der russischen Armee zu stören. Im März gelangen der ukrainischen Armee einige Sabotageaktionen gegen die russische Schieneninfrastruktur, wie Defence Express schreibt. In den Regionen um Moskau, Samara und Twer hatte es einige Brandanschläge geben, um die russische Militärlogistik zu beschädigen.

Ein Panzer auf einem Transportzug in Orjol, Russland. Die russische Armee ist vom Eisenbahn-Netzwerk abhängig.
Ein Panzer auf einem Transportzug in Orjol, Russland. Die russische Armee ist vom Eisenbahn-Netzwerk abhängig. © Dreamstime/Sergeycha/IMAGO

Tatsächlich ist die Ukraine selbst auf die eigene Eisenbahn-Infrastruktur angewiesen. Zu Beginn der russischen Invasion flohen tausende Ukrainerinnen und Ukrainer mit Zügen aus den aktiven Kampfgebieten an der Front. Für die ukrainische Armee sind die Eisenbahnen ebenso zur Lebensader geworden, um die Versorgung der Truppen sicherzustellen. Um Verwundete an der Front zu versorgen, wurden beispielsweise kleine Krankenhäuser in den Zügen eingerichtet, wie die Fachzeitschrift RailFreight schreibt. Und auch verbündete Politiker wie Olaf Scholz (SPD) nehmen für gewöhnlich den Zug aus Polen, um nach Kiew einzureisen.

In der Ukraine sind die Lokführer und Bahnmitarbeiter daher hoch angesehen. Wie RailFreight weiter berichtet, werden sie deshalb sogar als „Zweite Armee der Ukraine“ oder als „die Eisen-Leute der Ukraine“ bezeichnet. Deshalb ist das Eisenbahn-Netzwerk für Russland ein gleichermaßen beliebtes Ziel für Angriffe. (sischr)

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