Wichtiger Russland-Vertrag läuft aus – EU-Länder suchen verzweifelt nach Ersatz

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Die Ukraine will einen Liefervertrag mit Russland-Gas auslaufen lassen. Eine Alternative ist in Sicht. Allerdings könnte es länger dauern als gedacht.

Bratislava – Zum Ende des Jahres 2024 läuft ein wichtiger Gasliefervertrag aus, der es erlaubt, russisches Gas durch die Ukraine bis nach Europa zu leiten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits früh angekündigt, diesen nicht verlängern zu wollen – es dürfe kein russisches Gas mehr durch das von Russland angegriffene Land fließen. Daraufhin hatten mehrere europäische Länder Aserbaidschan ins Visier genommen.

Wegen Ende von Ukraine-Russland-Deal – EU-Länder suchen nach Gas-Ersatz

Zwar haben viele europäische Länder ihre Importe von russischem Erdgas drastisch reduziert oder gar eingestellt, allerdings gibt es einige, die den Ausstieg noch nicht zu 100 Prozent geschafft haben. Unter anderem sind Ungarn und die Slowakei noch in Teilen an russisches Erdgas gebunden. Um diese Exporte zu kompensieren, haben sie sich an Aserbaidschan gewandt. Laut einem Bloomberg-Bericht vom Sommer 2024 hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev gesagt, die Ukraine und die EU hätten sein Land bei der Versorgung von Gas um Hilfe gebeten.

Wolodymyr Selenskyj in der Ukraine.
Wichtiger Russland-Vertrag läuft aus – Informationen über Ersatz „nicht richtig“ © IMAGO/Ukraine Presidency via Bestimage

Ein paar Monate später, Ende Oktober, hatte Bloomberg berichtet, dass die verhandelnden Parteien einem Deal schon recht nah seien – dieser könne Gaslieferungen zwischen zwölf und 14 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ermöglichen. Diesen Angaben widersprach jetzt ein slowakischer Energieanbieter.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hatte SPP, ein dem slowakischen Staat gehörender Gasimporteur, angegeben, dass dies nicht der Wahrheit entspreche. „Wir diskutieren dieses Thema regelmäßig mit unseren Partnern, aber die Information über eine bevorstehende Lösung des Gasversorgungsvertrags unter Beteiligung von SPP ist nicht richtig“, hieß es in dem Statement.

Slowakei reduziert Gasimporte aus Russland – andere Abhängigkeit droht

Seit dem Sommer 2022 hatte die Slowakei die Importe von russischem Gas drastisch zurückgefahren. Ihr Anteil am Gesamtimport sank innerhalb eines Jahres von 85 Prozent auf rund 50 Prozent, hatte die EU-Kommission 2023 mitgeteilt. Dafür setzt das Land zunehmend auf Atomkraft. Hier tut sich jedoch ein neues Problem auf: Um ihre Atomkraftwerke betreiben zu können, braucht die Slowakei nukleares Material, und dieses bezog sie überwiegend aus Russland. Auch hier findet derzeit eine Abnabelung statt, was allerdings wegen der hohen russischen Dominanz im Atomsektor schwerfällt.

Wie Kyiv Independent berichtete, erhält die Slowakei nach wie vor mehrere Milliarden Kubikmeter russischen Gases pro Jahr. Der Aserbaidschan-Deal soll das ändern – allerdings wird die Zeit knapp, denn ab dem 1. Januar 2025 soll kein russisches Gas mehr durch die Ukraine fließen. Aufgrund der geografischen Lage der Slowakei kann das Land nicht so einfach auf LNG-Lieferungen per Seeweg ausweichen. Wie das Land die so fehlenden Gaslieferungen kompensieren will, ist unklar.

Frei von Russland-Gas – EU ist entschlossen, die Transporte einzustellen

Europa hatte sich wiederholt fest entschlossen gezeigt, sich ein für alle Mal vom russischen Gas zu lösen. Der Kontinent sei „bereit, ohne russisches Gas zu leben, das über die ukrainische Transitroute kommt“, hatte die EU-Energiekommissarin Kadri Simson im September angekündigt. Länder wie Ungarn, Österreich und die Slowakei hatten zusätzliche Zeit für den Abbau der Abhängigkeit erhalten.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hatten die westlichen Ukraine-Verbündeten eine Reihe von Sanktionen verabschiedet, die schlussendlich für eine Schwächung von Russlands Wirtschaft sorgen sollen. Da Russland gerade aus dem Verkauf von Öl und Gas hohe Einnahmen erzielt, ist der Energiesektor eines der hauptsächlichen „Schlachtfelder“ im Sanktionskrieg. Russland wiederum sucht ständig neue Mittel und Wege, um verschiedene westliche Sanktionen zu umgehen.

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