VW will Luxusmodelle mit Verbrenner modernisieren –Milliarden-Investitionen geplant?
Trotz Elektro-Offensive könnte Volkswagen seinen gewinnbringenden Oberklasse-Verbrennern ein Hightech-Update verpassen – es würde viel Geld verschlingen.
Wolfsburg/München – In der Automobilbranche sollen über kurz oder lang die Flotten elektrifiziert werden. Volkswagen setzt im Bereich der edlen Verbrenner einem Bericht zufolge jedoch noch sehr lange auf traditionelle Antriebe und investiert dafür möglicherweise Milliarden von Euro.
Laut Spiegel wollen die Wolfsburger ihre rentabelsten Konzernmodelle wie Bentley Bentayga oder Lamborghini Temerario technologisch aufrüsten, damit diese nicht hinter innovative Elektroautos von Konkurrenten wie Tesla zurückfallen.
Luxus mit Abgasanlage: VW möchte an teuren Verbrennern festhalten
Ausschlaggebend sei die unerwartet schwache Nachfrage nach Stromern im Luxussegment – Kundinnen und Kunden greifen weltweit häufiger zu Modellen mit Zylinder statt Akku. Für VW bleiben die Luxus-Verbrenner daher unverändert wichtige Gewinnbringer.
Unter dem Codenamen „Nova“ soll eine neue Plattform für große Limousinen, SUV und Sportwagen mit Verbrennungsmotor oder Plug-in-Hybrid entwickelt werden. Die Idee: Weniger Technik-Wirrwarr, weniger Gewicht, geringere Kosten. Möglich mache das eine “zonale” Architektur, bei der statt Dutzender Steuergeräte wenige Hochleistungsrechner zentrale Funktionen wie Fensterheber, Navigation oder Assistenzsysteme befehligen.

Volkswagen und die Softwareprobleme: Rivian als Retter in der Not
Ein ähnliches Konzept entwickelt VW bereits für seine Elektroautos – gemeinsam mit dem US-Hersteller Rivian, in den der deutsche Konzern über fünf Milliarden Dollar zu stecken gedenkt. Dabei wurde jüngst vermeldet, dass Volkswagen seine Beteiligung am kalifornischen Unternehmen aufstockt:
Nachdem vereinbarte Voraussetzungen erfüllt wurden, überweist VW dieser Tage eine weitere Milliarde US-Dollar. Inwiefern sich die bisherige Teilhabe am US-Partner in Höhe von 8,6 Prozent nun verändert, ist noch unklar. Die Zusammenarbeit soll helfen, die chronischen Softwareprobleme im Hause Volkswagen zu lösen. Gleiches gilt für eine Allianz deutscher Autobauer.
Die Luxus-Verbrenner-Strategie soll das Rivian-Joint-Venture jedoch laut dem Spiegel-Bericht nicht zusätzlich belasten. Stattdessen prüfe VW eine Kooperation mit der US-Softwareschmiede Applied Intuition.
VW zwischen Tradition und Zukunft: Ein teurer Spagat
Alternativ wäre bei Volkswagen auch die bestehende Audi- und Porsche-Plattform weiter nutzbar, was aber die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz schwächen könnte. So deuten die Zeichen darauf hin, dass VW einen finanziell anspruchsvollen Spagat vollzieht:
Einerseits werden Milliarden in Elektromobilität und Partner wie Rivian gesteckt. Andererseits sollen hochpreisige Verbrenner und Plug-in-Hybride weiter Geld in die Kassen spülen – solange Kunden im Luxusbereich lieber röhrende Motoren als surrende E-Antriebe hören wollen. Ganz ohne Abgasanlage kommt Volkswagen vorerst nicht aus. (PF)