Gemeinde Waakirchen präsentiert Pläne für Rathaus – Zusätzlicher Bau nötig
Waakirchen – Dass aus dem Anbau an das Rathaus in Waakirchen ein Erweiterungsbau werden soll, war für viele Besucher der jüngsten Infoveranstaltung eine Überraschung. Doch der Platzbedarf sei da.
Vor gut zwei Jahren erwarb die Gemeinde Waakirchen das repräsentative Sparkassengebäude an der Tölzer Straße, um dort ihr neues und zeitgemäßes Rathaus einzurichten. Damit alle Ämter und Büros für die rund 20 Mitarbeiter sowie der Sitzungssaal und möglichst auch die Gemeindebücherei unterkommen, wurde bereits früh von einem Anbau gesprochen. Dass dieser Anbau nicht klein ausfallen würde, hatte Bürgermeister Norbert Kerkel im vergangenen Sommer angekündigt. Das ansässige Architekturbüro Hagleitner hatte damals als einziger Bewerber ein Angebot für die Planung vorgelegt und präsentierte nun die Entwürfe für die Erweiterung.
Lösung auf Grund der Gemeinde
Als Lösung für den genannten Platzbedarf stellte Hans Hagleitner vor rund 60 Besuchern einen Neubau östlich des bestehenden Gebäudes, ebenfalls auf gemeindeeigenem Grund, vor. Aufgrund der ansteigenden Topografie liegt der Erweiterungsbau 1,5 Meter höher als der Altbau sowie leicht nach Süden versetzt. Zudem orientiert sich sein 23 mal 15 Meter umfassender Grundriss – auf Anregung von Kreisbaumeister Christian Boiger – an der östlichen Grundstückgrenze und liegt daher nicht ganz parallel zum Bestand. An besagter Ostgrenze soll künftig ein Geh- und Radweg ins Ortszentrum verlaufen. Alt- und Neubau verbindet dann eine gläserne Brücke. Der bauliche Eingriff ins Bestandsgebäude dafür sei gering, der Durchbruch beschränke sich auf das erste Obergeschoss, einzig abgerissen werden soll die oberirdische Garage.

Pläne für Gestaltung
Im Erdgeschoss des Neubaus finden der Sitzungssaal sowie eine Bibliothek und Räume für Catering oder ein Café Platz. Somit könnten hier auf rund 100 Quadratmetern auch Empfänge oder ähnliches stattfinden – im Sinne eines „lebendigen Zentrums für die Ortsdemokratie“, sagte Hagleitner.
Für die „Bib“ werden im Außenbereich acht Laubbäume gepflanzt und mit festen Sitzbänken versehen, die künftig als schattige Lese-Inseln im Freien dienen sollen. Im Ober- und Dachgeschoss bleibt Platz für die Verwaltung und Sozialräume, wobei die Räume auch nachträglich variabel eingeteilt und sogar vermietet werden könnten. Ein Raum im Obergeschoss ist als Standesamt angedacht oder bei Bedarf als Besprechungsraum, zum Beispiel für Beratungsgespräche der Sparkasse, die im Foyer des Altbaus die SB-Kabine zu den Schließfächern sowie einen (externen) Geldautomaten behalten soll. Der Neubau erhalte nördlich einen separaten Eingang, der vom neuen Parkplatz aus zugänglich ist. Hier sind absichtlich nur wenige (rollstuhlgerechte) Kurzzeitparkplätze vorgesehen, denn die bestehende Garage kann durch mindestens 23 Stellplätze unter dem Erweiterungsbau ersetzt werden. Überhaupt gibt sich das neue Rathaus fast gänzlich barrierefrei.
Hagleitner: Kauf war Glücksfall
Hans Hagleitner sprach beim Infoabend von einem Glücksfall, dass die Gemeinde den Repräsentationsbau erwarb, den er selbst vor 20 Jahren geplant hatte. Seit der Einweihung 2005 hat er sein Büro im Dachgeschoss. „Das Gebäude ist fast nicht gealtert“, meinte Hagleitner, der schon damals auf nachhaltige und robuste Baustoffe wie Ziegel, Naturstein (Tuff) und Holz gesetzt habe. Diese Bauweise wolle er auch beim Neubau verfolgen. Nachhaltig genutzt werden soll auch die Dachfläche, die laut Plan komplett mit Solarmodulen belegt wird. „Wir haben hinsichtlich der Nutzfläche alles bis auf den Quadratmeter untergebracht“ – nach dem vom Gemeinderat gesteckten Ziel: „Soviel wie möglich, so wenig wie nötig“. Im Altbau bleibe das Dachgeschoss zunächst weiter vermietet, Passamt und Bürgermeisterbüro sind im Erdgeschoss vorgesehen, in der Etage darüber weitere Verwaltungsräume. Über beide Gebäude stünden rund 600 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. „Da ist kein Luxus“, betonte Hagleitner.
Meine news
Das Konzept fürs neue Rathaus kam insgesamt gut an, auch wenn die Dimension des Erweiterungsbaus manche überraschte. Für seine Ausführungen erhielt Hagleitner Applaus aus der Zuhörerschaft, aber ebenso kritische Fragen hinsichtlich der Baukosten. Neueste Zahlen bekomme er erst im März, aber es werde „ein normaler Kostenrahmen“.
Kerkel: Platzbedarf ist da
Andersherum nach dem Budget der Gemeinde gefragt, wollte Bürgermeister Kerkel aktuell keine Zahl „raushauen“. „Wenn wir in dem Stadium sind, können wir mehr sagen“. Der Platzbedarf sei auf alle Fälle da. Daran würde auch die zunehmende Digitalisierung nichts ändern. Die aktuelle Gemeindezentrale an der Tegernseer Straße ist zu klein – „wir sitzen teilweise wie Heringe aufeinander“ – und auch hinsichtlich der Bausubstanz nicht mehr lange nutzbar. „Wir brauchen relativ zügig ein funktionelles Rathaus“, machte Kerkel deutlich. Konsens im Gemeinderat sei, mit den Projektanten harte Verhandlungen zu führen. Den Bau umsetzen soll, wie schon beim Waakirchner Feuerwehrhaus, die kommunale Wohnbaugesellschaft WBW KU.
Die Entwürfe und verschiedenen Optionen zur Raumnutzung gefielen auch dem anwesenden Kreisbaumeister. „Es gehört zu den baulich schwierigsten Aufgaben, ein bestehendes Gebäude zu erweitern. Das ist hier in anständiger und auf angenehme Weise geschehen“, lobte Christian Boiger, der sogleich das Schlusswort des Infoabends übernahm: „Das ist nicht nur ein Rathaus, sondern ein Baustein für die Waakirchner Ortsmitte.“ Daniela Skodacek
Offenes Ohr für Ideen
Ideen aus der Bürgerschaft für die öffentlichen Bereiche, wie die Bibliothek, können noch in den nächsten Tagen an die Verwaltung herangetragen werden, sagte Bürgermeister Kerkel. Der Sprecher des AK-Ortsmitte, Balthasar „Hausl“ Brandhofer, erinnerte außerdem an die Vorleistungen der Initiative, wie die Bürgerbefragung und das daraus erstellte Modell zur Ortsmitte. Vor der Präsentation Hagleitners erläuterte die externe Städteplanerin Vera Winzinger ihre ersten Ideen für das neue Waakirchner Ortszentrum.