Zu groß: Bauausschuss gegen Neubaupläne der ehemaligen Niederstubn in Bad Wiessee
Bad Wiessee – Das Gebäude des ehemaligen Lokals Niederstubn in Bad Wiessee soll nach Wille von Franz Haslberger abgerissen werden. Doch die Pläne für den Neubau sind dem Bauausschuss zu wuchtig.
Vor zehn Jahren hat Großgrundbesitzer Franz Haslberger das Wohn- und Geschäftshaus mit dem Lokal „Niederstubn“ in der Wiesseer Ortsmitte erworben. Mittlerweile ist die Gaststätte geschlossen, Geschäftsräume und Wohnungen stehen leer. Nach Haslbergers Planung soll das Haus abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden. Doch die Pläne stießen im Bauausschuss erneut auf Gegenwind.
Ursprünglich war nur der Abbruch und Neubau des nordöstlichen Gebäudeteils beantragt – und genehmigt – worden. Doch im Juli 2023 hatte der Eigentümer dann einen neuen Vorbescheidsantrag eingereicht. Dieser sah den kompletten Abriss des Bestandes vor sowie den Bau eines wesentlich größeren und dominanteren Baukörpers, wie Bauamtsleiter Anton Bammer zu Beginn der aktuellen Sitzung nochmals referierte.
Das Gebäude sollte Gewerbeflächen, Büros und Wohnungen Raum bieten. Im Erdgeschoss waren konkret Verkaufsflächen geplant, im ersten Stock Büros und Praxisflächen. Im zweiten Stock und dem Dachgeschoss sollten die Wohnungen entstehen. Zusätzlich war eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen vorgesehen. Weitere 14 Parkplätze sollten oberirdisch angelegt werden.
Nutzung überzeugte, Größe nicht
Die geplante Art der Nutzung sei sehr überzeugend, urteilte der Bauamtsleiter, ebenso die Gebäudeart und -form. Problematisch aber sei die beträchtliche Gebäudehöhe. So bleibe die Wandhöhe an der ungünstigsten Stelle gerade einmal 1,4 Meter unter derjenigen des benachbarten und auf einer Erhöhung liegenden Sparkassengebäudes. Richtung Straße sei eine Wandhöhe von über zehn Metern beantragt worden, womit der Neubau das denkmalgeschützte Hauptgebäude des Gasthofs Zur Post um über einen halben Meter überragen würde. „Im Abgleich und Zusammenspiel mit der Umgebung wirkte der Baukörper damit zu hoch und zu groß“, sagte Bammer. Auch habe die geplante Anordnung der oberirdischen Stellplätze nicht den Vorgaben der Gemeinde entsprochen. Die Situation sei bereits im Altbestand nicht eben befriedigend gelöst und sollte entsprechend optimiert werden, befand der Bauamtschef.
„Großer Riegel“ nicht vorstellbar
Doch auch die überplante Version, die jüngst auf der Tagesordnung stand, konnte das Gremium nicht überzeugen. Die geringfügigen Änderungen bezogen sich nur auf gestalterische Details, ansonsten bleibe „fast alles 1:1 wie zuvor“, so Bammer. Solch ein „großer Riegel“ sei schlicht nicht vorstellbar. Bezüglich des Umgangs mit dem Gesamtgrundstück habe man sich etwas anderes erhofft, unterstrich er und empfahl abermals die Ablehnung des Vorhabens in dieser Form.
Enttäuscht zeigte sich Bernd Kuntze-Fechner (SPD), dass den Wünschen der Gemeinde trotz eines Ortstermins nicht mehr Rechnung getragen worden sei. Auch Kurt Sareiter (CSU) signalisierte klare Ablehnung, auch mit Blick auf die Neugestaltung des Gasthofs Zur Post vis-a-vis, für den die Gemeinde hohe Kosten in Kauf nehme. „Das geht hier nicht“, erklärte mit Nachdruck Johannes von Miller (Grüne). Ein Gebäude in der Dimension des Sparkassenhauses sei schon mehr als genug. „Eine Nummer zu groß“ war die Planung auch in den Augen Georg Erlachers (CSU). Die Wandhöhe solle sich an der Höhe des Post-Gasthofes orientieren, regte Johann Zehetmeier (FWG) an. Die eingeschlagene Stilrichtung sei aber prinzipiell nicht schlecht.
Bedauerlich fand von Miller, dass weder seitens des Bauherrn noch des Landratsamtes ein Gespräch mit der Gemeinde gesucht worden war. Hier hakte Bürgermeister Robert Kühn ein: Es habe ein durchaus vertrauensvolles Gespräch in guter Atmosphäre zwischen ihm und Haslberger gegeben, bei dem er nur den Tipp habe geben können, bitte kleiner zu bauen. Nun müsse man auf die nächste Runde hoffen, um ein besseres Ergebnis im Sinne der Gemeinde zu erreichen. Die wird nun kommen: Das Gremium lehnte den aktuellen Vorbescheidsantrag einstimmig ab. Stefan Gernböck