Kritik an Rentenplänen der Ampel: „Wir müssen mehr arbeiten, in der Woche, im Jahr, im Leben“

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Arbeiten bis ins hohe Alter? Arbeitgebervertreter fordern eine Abschaffung der sogenannten „Rente mit 63“ (Symbolbild) © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der BGA-Präsident Dirk Jandura kritisiert das Rentenpaket der Regierung scharf. Er sagt: „Eine Frühverrentung – wie die abschlagsfreie Rente ab 63 – können wir uns nicht leisten.“

Berlin – Die Rente wird zum Sommer nochmals deutlich erhöht, das Renteneintrittsalter soll dagegen nicht verändert werden: Das hat Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im März noch einmal bekräftigt. Das dürfte viele Rentner und solche, die kurz vor dem Renteneintritt stehen, freuen. Es gibt allerdings auch Kritik an diesen Entscheidungen – meist von Arbeitgeberseite.

Rentenpaket II: BGA-Präsident lobt Aktienrente

Dort wird bemängelt, dass durch den baldigen Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer ein Fachkräftemangel entstehen und Sozialausgaben über Gebühr steigen würden. „Wir müssen den Realitäten ins Auge schauen. Die Menschen dürfen nicht früher, sondern sollen eher später in Rente gehen“, sagt Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in einer Mitteilung.

Es sei dringend notwendig, die Renten zukunftsfähig aufzustellen. „Eine Aktienrente ist ein Schritt in die richtige Richtung, hin zu Generationengerechtigkeit“, erklärt Jandura weiter. Das Generationenkapital – oft auch einfach Aktienrente genannt – soll nach den neuen Plänen im Rahmen des Rentenpakets der Bundesregierung künftige Beitragszahler entlasten. Bis Mitte der 2030er-Jahre will die Regierung dafür mindestens 200 Milliarden Euro aus Bundesmitteln am Kapitalmarkt anlegen. Aus den Erträgen sollen Beitragsanstiege abgedämpft werden.

Jandura: „Eine Frühverrentung können wir uns nicht leisten“

„Doch das wird nicht reichen“, warnt Jandura. „Wir kommen nicht um die notwendigen Strukturreformen herum.“ Schon heute werden laut dem BGA-Präsidenten die Renten mit 81 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bezuschusst, während die Menschen zudem immer älter werden. „Deshalb darf es keine Anreize geben, die beitragspflichtige Beschäftigung zu verkürzen. Eine Frühverrentung – wie die abschlagsfreie Rente ab 63 – können wir uns nicht leisten“, schlussfolgert Jandura. „Stattdessen müssen wir Anreize für mehr Arbeit setzen. Wir müssen mehr arbeiten, in der Woche, im Jahr, im Leben.“

Diese Forderung sei zwar „für viele politische Parteien ein ‚No-Go‘“. „Aber so ist die Realität. Der Staat schießt schon jetzt sehr viel Geld in die Rente, die Unternehmen haben schon jetzt sehr hohe Lohnnebenkosten, die sich als weiterer Faktor negativ auf unsere Wettbewerbsfähigkeit auswirken“, sagt Jandura weiter.

Auch Arbeitgeberpräsident gegen „Rente mit 63“

Tatsächlich fordern neben dem BGA auch weitere Arbeitgebervertreter weitreichendere Renten-Reformen: So mahnte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger in der Welt am Sonntag: „Zuallererst muss die Bundesregierung Anreize für eine Frühverrentung, also die abschlagsfreie ‚Rente mit 63‘ abschaffen.“

Die sogenannte „Rente mit 63“  ist eigentlich kein korrekter Ausdruck mehr. Der Begriff zielt auf die Rente für „besonders langjährig Versicherte“, die mindestens 45 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Vor 1953 Geborene konnten damit noch ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen. Für Jüngere steigt aber aktuell die Altersgrenze, ab dem Geburtsjahrgang 1964 gibt es diese erst ab 65 Jahren. Zum Vergleich: Das generelle Eintrittsalter für die gesetzliche Rente wird gerade auf 67 Jahre angehoben.

Die Möglichkeit, schon vorher in Rente gehen, wird allerdings gerne genutzt – sehr zum Ärger der Arbeitgebervertreter. Arbeitsminister Heil lehnte aber eine Abschaffung der „Rente mit 63“ bisher ab. „Dass aber Menschen, die über 45 Jahre gearbeitet haben, mit 64 oder 65 abschlagsfrei in Rente gehen können, ist ein Gebot der Fairness“, sagte er dem Tagesspiegel. 

Mit Material von dpa und AFP

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