Kamala Harris bei Trumps Lieblingssender Fox News: Geht die Strategie auf?

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Harris wagt sich erstmal in ein Interview mit dem konservativen Sender Fox News. Dabei könnte sie wichtige Stimmen gewinne – oder ihre Kampagne gefährden.

Washington, D.C. – Die US-Wahl 2024 spitzt sich weiter zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump zu. Die jüngsten Umfragen bestätigen das Bild der vergangenen Wochen – am 5. November könnte es auf ein sehr knappes Ergebnis hinauslaufen. Umso wichtiger ist daher jede einzelne Stimme für die beiden Kandidaten. Das führt dazu, dass vor allem Harris ungewohnte Wege geht und ausgerechnet Trumps „Lieblingssender“ Fox News ein Interview geben wird. Kann sich der Besuch in der Höhle des Löwen für die Demokratin auszahlen?

Kamala Harris gibt Fox News ein Interview – Wahlkampf auf Trumps Lieblingssender

Das Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin auf Fox News ist für 18 Uhr Ortszeit am Mittwoch (17.10., 0 Uhr deutsche Zeit) geplant. Geführt wird das Interview von Moderator Bret Baier – ein Umstand, der im Trump-Lager bereits für Aufsehen gesorgt hatte. Auch wenn Baier als konservativ gilt, nimmt er eine andere Rolle als die politischen Kommentatoren des Senders wie Sean Hannity oder Laura Ingraham ein, die in ihren Sendungen offen für Trump werben. Trump kritisierte Baier deswegen dafür, dass er oft „sehr nachgiebig gegenüber Linken sei“ und sagte, er hätte sich für das Harris-Interview lieber einen „hartnäckigeren Journalisten“ gewünscht.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin und US-Vizepräsidentin Kamala Harris spricht während einer Wahlkampfveranstaltung in der Erie Insurance Arena.
Kamala Harris gibt dem Pro-Trump-Sender Fox News erstmals ein Interview: zahlt die Strategie sich aus? © Jacquelyn Martin/dpa

Enges Rennen vor US-Wahl 2024: Harris geht bei Fox News auf Stimmenfang

In US-amerikanischen Medienlandschaft gibt es in der Regel eine relativ klare Trennung in der Berichterstattung. Sender wie MSNBC oder CNN gelten in der Regel als eher den Demokraten zugewandt. Das zeigt sich mitunter auch in den Personalentscheidungen. Seit März 2023 beispielsweise Jen Psaki eine eigene Talkshow bei MSNBC – zuvor war die 45-Jährige bis 2022 Pressesprecherin von Präsident Joe Biden im Weißen Haus.

Fox News gilt seither als Sender der Republikaner und Konservativen in den USA und fiel in der Vergangenheit wiederholt durch die Pro-Trump-Positionierung auf. Bis 2023 war auch der umstrittene Talkmaster Tucker Carlson das inoffizielle Gesicht des Senders. Führende Köpfe der demokratischen Partei wagen sich deshalb eher selten in eine Show von Fox News. Eine Ausnahme bildet Verkehrsminister Pete Buttigieg, der als rhetorisches Ausnahmetalent gilt. Aber auch Harris‘ Running Mate Tim Walz gab dem Sender Anfang Oktober ein Interview. Für Harris wird es jedoch die Premiere.

Fokus auf unentschlossene Konservative – Harris vor Auftritt bei Fox News

Das Ziel von Harris und Walz bei den Auftritten dürfte klar sein: die Stammwählerschaft von Donald Trump davon überzeugen, dass man nicht für radikale linke Politik stehe – wie der Ex-Präsident vehement behauptet – und unschlüssige Zuschauer für die Demokraten zu gewinnen. Darüber hinaus wurde Harris von der republikanischen Seite wiederholt vorgeworfen, sich zu wenig kritischen Interviews zu stellen. Diese Stimmen könnten mit dem Auftritt bei Fox News zumindest etwas leiser werden.

„Harris versucht, überzeugbare Wähler zu erreichen, und Fox News hat eine große Anhängerschaft“, bringt die Politikwissenschaftlerin Erika Franklin Fowler Harris‘ Motivation im Gespräch mit dem US-Portal Newsweek auf den Punkt. „Dazu gehören viele Republikaner, aber auch Unabhängige, die sonst vielleicht nicht direkt von ihr hören würden.“

Harris vor US-Wahl bei Fox News: Expertin sieht vor allem eine Herausforderung

Dabei steht Harris vor allem vor einer Herausforderung: „Sie muss der Öffentlichkeit auch klar sagen, wie sich ihre Präsidentschaft von der Bidens unterscheiden wird“, analysiert Kommunikationswissenschaftlerin Natalie J. Stroud bei Newsweek. Als Vizepräsidentin unter Biden kein leichtes Unterfangen – und trotzdem warnt Stroud: Sollte ihr das nicht gelingen, droht ein Risiko für ihre Kampagne.

Die Kommunikationsexpertin sieht den Auftritt von Harris auch als Versuch, konservative Wählerinnen und Wähler abzugreifen, die sich zwar als Republikaner sehen, aber ein Problem mit Trump haben. „Wenn Harris eine Chance bei rechtsgerichteten Wählern sieht, die sich gegenüber Trump unsicher sind, könnte der Auftritt bei Fox News eine Möglichkeit sein, sie zu erreichen“, sagte Stroud.

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Ob die Strategie der Vizepräsidentin bei Fox News aufgeht, wird wohl erst das Interview in der Nacht zum Donnerstag zeigen. Ein gelungener Auftritt bei Trumps Lieblingssender hätte zumindest das Potenzial, Harris wichtige Stimmen für die US-Wahl zu sichern. Denn bei der Wahl am 5. November könnte es am Ende auf jede Stimme ankommen. (fd)

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