USA tief besorgt über Lage in Nahost – Blinken sieht „gefährlichste Situation“ seit Jahrzehnten
Die Situation im Nahen Osten verschärft sich nach einem Angriff auf eine US-Basis. US-Außenminister Blinken warnt vor einer Eskalation.
Washington, D.C. – Der tödliche Drohnenangriff proiranischer Milizen auf US-Soldaten nahe der syrischen Grenze in Jordanien hat weltweit neue Ängste vor einer Ausweitung der Krise im Nahen Osten geschürt. Bei dem Angriff am vergangenen Sonntag (28. Januar) wurden nach Pentagon-Angaben drei US-Soldaten getötet und mehr als 40 weitere verletzt. US-Präsident Joe Biden drohte mit Vergeltung.
In den USA ist man zunehmend besorgt. Die Lage in Nahost ist nach Einschätzung von US-Außenminister Antony Blinken so gefährlich wie lange nicht mehr. „Ich behaupte, dass wir in der gesamten Region seit mindestens 1973 - vielleicht sogar davor – keine so gefährliche Situation mehr erlebt haben wie jetzt“, sagte Blinken am Montag (29. Januar) in Washington bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. „Das ist das Umfeld, in dem wir operieren.“

Mit der Jahreszahl bezog Blinken offensichtlich auf den 19-tägigen Jom-Kippur-Krieg, der am 6. Oktober 1973 begonnen hatte. Damals hatte eine Allianz arabischer Staaten unter der Führung von Ägypten und Syrien überraschend Israel überfallen. Mehr als 2600 israelische Soldaten waren dabei getötet und mehr als 7000 verletzt worden.
Noch im Oktober betonten die USA die ruhige Lage in Nahost
Noch im vergangenen Jahr hatte sich das alles ganz anders angehört. Unmittelbar vor Ausbruch des Israel-Krieges zählte Jake Sullivan, nationaler Sicherheitsberater der USA, eine lange Liste positiver Entwicklungen im Nahen Osten auf. Im Jemen herrsche ein Waffenstillstand. Die iranischen Angriffe auf die US-Streitkräfte hätten aufgehört. Amerikas Präsenz im Irak sei „stabil“.
Die guten Nachrichten erreichten mit dieser Aussage ihren Höhepunkt: „Die Region des Nahen Ostens ist heute so ruhig wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr“, so Sullivan Anfang Oktober 2023. Entwicklungen, die es der Regierung Joe Biden ermöglichten, sich auf andere Regionen und andere Probleme zu konzentrieren.
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USA wollen Eskalation in Nahost verhindern
Jetzt warnte Blinken vor Versuchen, den Konflikt in Nahost auszunutzen, um weitere Instabilität zu säen. Man werde entschieden auf jede Aggression reagieren. Gleichzeitig betonte Blinken, es sei das Ziel der US-Regierung, eine Eskalation in der Region zu verhindern. „Es ist uns ein Anliegen, beides zu tun: Für unsere Leute einstehen, wenn sie angegriffen werden, und verhindern, dass der Konflikt wächst und sich ausbreitet.“
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung hat darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern reagiert.
Außerdem greifen die jemenitischen Huthi-Rebellen – aus Solidarität mit der Hamas – immer wieder Frachter im Roten Meer an. Als Reaktion darauf hatten die USA und Großbritannien mit der Hilfe Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Miliz im Jemen ausgeführt.
Krieg in Nahost: Hoffnung auf Feuerpause
Immerhin hat sich Blinken hoffnungsvoll hinsichtlich einer Vereinbarung über eine Feuerpause im Gazastreifen im Gegenzug für die Freilassung von aus Israel verschleppten Geiseln geäußert. „Es wurde sehr wichtige, produktive Arbeit geleistet. Und es gibt echte Hoffnung für die Zukunft“, sagte Blinken am Montag zu Reportern. Vorangegangen waren Gespräche mit dem katarischen Regierungschef al-Thani.
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas werde „ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen“, sagte Blinken weiter. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass es eine gute, starke Übereinstimmung zwischen den beteiligten Ländern gibt, dass dies ein guter, starker Vorschlag ist.“
Nach israelischen Angaben sind noch 132 von 250 der Geiseln in dem Palästinensergebiet. Darunter seien auch die Leichen von mindestens 28 toten Geiseln. (skr/dpa)