Angst vor Schließung von deutschem Bosch-Werk geht weiter – Konzern bricht Verhandlungen ab
Das Elektromotoren-Werk von Bosch in Hildesheim wackelt seit einiger Zeit gewaltig. Nun hat der Stuttgarter Konzern offenbar Verhandlungen mit dem Betriebsrat abgebrochen. War es das endgültig?
Stuttgart/Hildesheim – Zum Jahresbeginn 2024 hatte der Technologiekonzern Bosch einen drastischen Stellenabbau angekündigt, der nach massiven Protesten aber zumindest abgemildert werden konnte. Am Elektromotoren-Werk in Hildesheim (Niedersachsen) ging allerdings weiterhin die Sorge um eine mögliche Schließung um, die auch im November 2024 noch nicht vom Tisch war. Zum Jahresende hieß es dann, dass an besagtem Bosch-Werk ein großer Stellenabbau eine Schließung verhindern solle. Die Verhandlungen um den Stellenabbau und die Zukunft des Werks wurden nun aber offenbar vom Konzern abgebrochen.
Am Elektromotoren-Werk von Bosch in Hildesheim sind rund 1.600 Mitarbeiter beschäftigt, die bereits in den vergangenen Monaten finanzielle Einbußen hinnehmen mussten, da die Arbeitszeit reduziert wurde. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) aktuell berichtet, wird eine Schließung des Werks in den kommenden Jahren nun aber immer wahrscheinlicher, da die monatelangen Verhandlungen am Sonntag ohne Einigung zu Ende gingen. Kürzlich hatte Bosch auch angekündigt, zwei Standorte von Tochter Power Tools in Deutschland schließen zu wollen.
Bosch und Betriebsrat verhandelten in Stuttgart über Zukunft von Elektromotoren-Werk Hildesheim
Laut dem HAZ-Bericht hatte der schwäbische Weltkonzern mit den Arbeitnehmervertretern in der Bosch-Zentrale in Stuttgart über die Zukunft des Werks in Hildesheim verhandelt, ehe die Gespräche final für gescheitert erklärt wurden. „In den seit dem Herbst regelmäßig stattfindenden Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung ist es trotz intensiver Bemühungen und vielfältiger konstruktiver Vorschläge des Unternehmens nicht gelungen, sich auf ein wettbewerbsfähiges Zukunftskonzept für das Werk zu verständigen“, erklärte Karsten Müller, Bereichsvorstand für Fertigung im Bereich Electrified Motion, demnach am Montag (19. Mai) in einer Pressemitteilung.
Name | Robert Bosch GmbH |
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Gründungsjahr | 1886 |
Gründer | Robert Bosch |
Hauptsitz | Stuttgart, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte |
Produkte (Auswahl) | Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik |
Mitarbeiter | 429.400 (2023) |
Umsatz | 91,6 Milliarden Euro (2023) |
Laut dem Bosch-Vorstand hätte der Konzern viele Vorschläge für ein wettbewerbsfähiges Zukunftskonzept für den Standort vorgelegt, auf das man sich aber nicht einigen konnte. „Mit der aktuellen Kostenstruktur des Hildesheimer Werks können wir keine neuen Aufträge gewinnen“, machte Müller deutlich. „Damit fehlt eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für den Produktionsstandort in Hildesheim.“ Somit ist eine Werkschließung wieder wahrscheinlich, auch wenn der Konzern diese Formulierung vermeidet. Der Betriebsrat hatte dagegen bemängelt, dass Bosch trotz vieler Vorschläge nicht von den Standpunkten abgerückt sei.
Bosch und Betriebsrat konnten sich offenbar beim Stellenabbau einigen – abseits davon aber nicht
In den Verhandlungen sind sich die Parteien dem Bericht zufolge aber offenbar in Bezug auf den Stellenabbau näher gekommen, nachdem der Betriebsrat bereits den sofortigen Abbau von rund 300 Arbeitsplätzen in Hildesheim angeboten hatte und am Sonntag nochmal darüber hinausgegangen war. Der Grund für das Scheitern der Verhandlungen in Stuttgart war dann aber offenbar, dass man sich abseits des Stellenabbaus eben nicht einigen konnte. Fraglich ist, ob Bosch nun wieder an der ursprünglichen Zahl – rund 750 Stellen bis 2032 – festhält oder eben den Standort doch ganz schließen wird.

Sollte das Worst-Case-Szenario für das Elektromotoren-Werk von Bosch in Hildesheim eintreten, muss der Konzern aber gemäß dem Tarifvertrag einen Sozialplan für die betroffenen Mitarbeiter aushandeln. Ein Worst-Case-Szenario befürchtet Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) auch für das Bosch-Werk in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg).