KI-Shootingstar DeepSeek unter Beschuss: Mysteriöse China-Verbindungen alarmieren deutsche Behörden

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Die deutsche Datenschutzbeauftrage will die KI-Anwendung DeepSeek aus China aus den App-Stores verbannen. Die Sorge ist groß, dass das Unternehmen Daten an den chinesischen Staat weiterleitet.

Berlin – Der chinesische KI-Chatbot DeepSeek gerät zunehmend ins Visier der deutschen Behörden. Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider will die Anwendung wegen Verstößen gegen europäisches Datenschutzrecht aus den App-Stores entfernen lassen. Hauptargument ist das unzureichende Datenschutzniveau Chinas, das nicht mit der Datenschutz-Grundverordnung der EU vereinbar sei. Bei DeepSeek sei unklar, in welchem Ausmaß Nutzerdaten in die Volksrepublik übermittelt werden, sagte Deutschlands oberste Datenschutzbeauftragte gegenüber den Funke-Medien.

DeepSeek unter Spionage Verdacht? Warum Deutschlands oberste Datenschützerin ein Verbot fordert

Die KI-Anwendung steht bereits seit Längerem in der Kritik westlicher Staaten. Specht-Riemenschneider folgt damit ihrer Amtskollegin auf Berliner Landesebene, Meike Kamp. Diese hatte DeepSeek im Juni bei Google und Apple als rechtswidrigen Inhalt gemeldet und die Plattformen aufgefordert, eine Sperrung zu prüfen.

Tätigkeitsbericht Datenschutzbeauftragte
Louisa Specht-Riemenschneider, Deutschland oberste Datenschützerin, will Chinas Super-KI DeepSeek aus den App-Stores verbannen. © Michael Kappeler/dpa

„DeepSeek hat gegenüber meiner Behörde nicht überzeugend nachweisen können, dass Daten deutscher Nutzer:innen in China auf einem der Europäischen Union gleichwertigen Niveau geschützt sind. Chinesische Behörden haben weitreichende Zugriffsrechte auf personenbezogene Daten im Einflussbereich chinesischer Unternehmen“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Berliner Datenschutzbehörde.

Auch Tschechien, USA und Australien haben DeepSeek bereits verbannt – wegen Sicherheitsrisiken

Specht-Riemenschneider hält Kritik an hohen Datenschutzanforderungen für unangebracht. Datenschutz sei ein Vertrauensgarant – und könne sogar ein Standortvorteil sein: „Was Innovation hemmt, ist Rechtsunsicherheit im Markt. Und die rührt auch von einem Wildwuchs in der Digitalgesetzgebung her.“

Zuletzt hatte auch die tschechische Regierung die Nutzung von DeepSeek in staatlichen Behörden untersagt. Eine Analyse der nationalen Behörde für Cyber- und Informationssicherheit ergab, dass das Risiko eines Zugriffs chinesischer Behörden auf sensible Daten als sehr hoch eingeschätzt wird. Damit folgt Tschechien dem Beispiel der USA, Südkoreas, Italiens, Taiwans und Australiens.

Zweifel an DeepSeeks Autonomität: Server stehen in China und Behörden könnten auf Daten zugreifen

Das zentrale Problem: Die Dienste von DeepSeek werden über Server in der Volksrepublik China betrieben. Laut eigenen Angaben erhebt das Unternehmen automatisch personenbezogene Daten wie Gerätemodell, Betriebssystem, Tippverhalten, IP-Adresse sowie weitere Adressdaten. Darüber hinaus sollen sämtliche Eingaben, die Nutzer in die Chatbot-Modelle DeepSeek-V3 und DeepSeek-R1 tätigen, nach China übertragen werden. Laut DeepSeek erhalten chinesische Behörden nur bei Strafverfolgungen oder bei illegalen Aktivitäten Zugriff auf Serverdaten. Westliche Regierungen bezweifeln diese Darstellung jedoch.

Ein hoher US-Regierungsbeamter erklärte gegenüber Reuters, DeepSeek leite im großen Stil Nutzerdaten und Statistiken an Chinas Überwachungsapparat weiter. Zudem habe das Unternehmen versucht, über Briefkastenfirmen in Südostasien Hochleistungschips des US-Konzerns Nvidia zu beschaffen – obwohl deren Export nach China seit 2022 untersagt ist.

Ein KI-Shootingstar mit Schattenseiten – Was hinter DeepSeeks „Generative Reward Modeling“ steckt

Der seit Januar verfügbare Dienst sorgte für Schlagzeilen und gewann innerhalb kürzester Zeit Millionen Nutzer. Nach dem Launch zeigten sich selbst führende KI-Experten aus dem Silicon Valley beeindruckt von DeepSeek. Das Unternehmen wirbt damit, dass seine Chatbots mindestens so leistungsfähig seien wie westliche Konkurrenten wie ChatGPT von OpenAI oder Claude von Anthropic. Zugrunde liegt den Modellen ein quelloffenes Sprachmodell, das in der Entwicklung deutlich kostengünstiger gewesen sein soll. Für erneutes Aufsehen sorgte DeepSeek vor wenigen Tagen mit der Präsentation einer neuen Technologie namens Generative Reward Modeling (GRM). Die gemeinsam mit der Universität Tsinghua entwickelte Methode verbessert die Schlussfolgerungsfähigkeit großer Sprachmodelle (LLMs) deutlich.

Sie soll es der KI ermöglichen, eigene Bewertungsmaßstäbe zu entwickeln und auf dieser Basis selbstständig Feedback zu geben. Diese Form der Eigenreflexion unterscheidet sich laut den Forschern deutlich vom klassischen Ansatz, der auf rechenintensives Training zur Leistungssteigerung setzt. Dank GRM soll die KI künftig nicht nur ressourcenschonender, sondern zugleich präziser arbeiten.

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