Finanzen - Anleihen-ETF mit fester Laufzeit: Das steckt hinter den neuen iBonds

Wie funktioniert eine Anleihe?

Wer eine Anleihe kauft, leiht einem Unternehmen oder einem Staat Geld, ähnlich wie bei einem Kredit. Der Gesamtbetrag dieses Kredits wird in mehrere Tranchen gestückelt, die dann zu ihrem Nennwert ausgegeben werden. Dieser kann zum Beispiel 5000 oder auch 100.000 Euro je Tranche betragen. Deshalb ist es für Kleinanleger in der Regel auch schwer, ihr Vermögen über mehrere Anleihen zu streuen. Auf den Nennwert zahlt der Emittent der Anleihe jährlich einen Zins, Kupon genannt. Am Ende der vorher festgelegten Laufzeit erhält der Anleiheinhaber sein geliehenes Geld zurück. Um verschiedene Anleihen eines Unternehmens an der Börse leichter vergleichbar zu machen, werden Kurse von Anleihen nicht in Dollar oder Euro angegeben, sondern in Prozent ihres Nennwerts. Dieser beträgt im Ausgabezeitpunkt 100 Prozent, kann aber im Zeitverlauf schwanken. Dazu gleich mehr. Anleihen können, wie Aktien, börsentäglich gekauft und verkauft werden.

Wie verändern sich Kurse von Anleihen?

Jede Anleihe hat einen festen Rückzahlungsbetrag, den Nennwert, und bietet in der Regel einen festen Kupon. Der Wert der Zahlungsreihe aus allen noch ausstehenden Kuponzahlungen und der Schlusszahlung kann zu jedem Zeitpunkt über den Kapitalbarwert ermittelt werden. Dieser entspricht in der Regel dem Kurs der Anleihe, maßgeblich ist der aktuelle Kalkulationszinssatz. Weicht dieser Zins zu irgendeinem Zeitpunkt der Laufzeit vom Kupon ab, ändert sich der Wert der Anleihe. Steigt der Zins, sinkt der Kapitalbarwert und damit der Kurs. Man kann auch sagen: Die Anleihe wird unattraktiver, weil es am Markt ja jetzt höhere Zinsen gibt. Fällt der Zins, steigt dagegen der Kurs der Anleihe, weil ihr Kapitalbarwert steigt und der Kupon attraktiver wird. Der Anleihenkurs fällt auch, wenn Zweifel aufkommen, ob der Emittent das geliehene Geld bei Fälligkeit zurückzahlen kann. Das ist das Bonitätsrisiko. Deshalb sollten Anleger nur in Unternehmen und Staaten mit einem guten Kreditrating investieren. Diese Bonitätsnoten vergeben Ratingagenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch. Wenn Anleger sicher sind, dass das Unternehmen oder der Staat, dem sie Geld geliehen haben, den Nennwert samt Zinsen bezahlen wird, halten sie die Anleihe bis zum Schluss. Dann sind Kursveränderungen während der Laufzeit irrelevant, denn der Kurs wird sich am Ende wieder den 100 Prozent annähern. Der Einfluss des Marktzinssatzes auf den Kurs nimmt ab, je kürzer die Zeit bis zur Fälligkeit ist.

Was ist das Problem an Anleihen-ETFs?

Anleihen-ETFs legen sich in der Regel auf eine Gruppe von Anleihen mit ähnlicher Restlaufzeit fest. Das heißt aber auch: Wenn ein ETF zum Beispiel in Anleihen mit mindestens 20 Jahren Laufzeit investiert, fällt eine Anleihe aus dem Portfolio heraus, sobald ihre Fälligkeit nur noch 19 Jahre und 11 Monate entfernt ist. Das Problem: Sobald eine Anleihe diese zeitliche Grenze erreicht, muss der ETF sie verkaufen und eine neue Anleihe mit passender Restlaufzeit erwerben. Dabei entstehen meist sogenannte Rollverluste: Die bisherige Anleihe wird möglicherweise unter Wert verkauft, die neue Anleihe muss zum Marktniveau eingekauft werden. Insbesondere bei fallenden Zinsen kann das nachteilig sein, weil die ausgetauschte Anleihe einen höheren Kupon aufwies als die neu zugekaufte Anleihe. Ist der Anleihenkurs allein aufgrund von Zinsveränderungen gefallen, wird dieser Kursverlust realisiert, obwohl ein Anleger dies in seinem Portfolio vermutlich nicht getan hätte.

Was sind die Besonderheiten von Laufzeit-ETFs (iBonds)?

Diese neuartigen festverzinslichen ETFs weisen von vornherein eine feste Laufzeit auf. Alle Anleihen im Portfolio werden zu diesem Zeitpunkt fällig, mindestens im gleichen Kalenderjahr. Abgerechnet wird in der Regel zum 30. Dezember des Jahres. Durch die feste Zusammensetzung soll sichergestellt werden, dass die Anleger keine Rollverluste erleiden. Am Ende der festgelegten Laufzeit wird der ETF aufgelöst und die Anleger werden ausbezahlt.

Was sind die Vor- und Nachteile von Laufzeit-ETFs?

Jeder iBonds kann, wie ein normaler ETF, täglich während der Laufzeit gehandelt werden. Steigen die Zinsen und sinken deshalb die Kurse im ETF-Portfolio, können Anleger also auch aussteigen. Sinken die Zinsen und der Kurs des Laufzeit-ETFs steigt deshalb, können sie vorzeitig verkaufen und ihre Gewinne realisieren.

Ein Nachteil kann dadurch entstehen, dass die am Anfang getroffene Auswahl fix ist. Sollte sich während der Laufzeit herausstellen, dass der Laufzeit-ETF ein Klumpenrisiko enthält, ist dies nicht mehr korrigierbar. Anders als bei normalen ETFs verändert sich die Zusammensetzung der Portfoliopositionen während der Laufzeit also nicht.

Wie leicht oder schwer sich so ein starres Portfolio am Markt managen lässt, wenn Anleger einmal tatsächlich Gelder aus dem iBonds abziehen, lässt sich derzeit noch nicht abschließend beantworten.

Für wen machen Laufzeit-ETFs Sinn?

Für Anleger, die ihr Geld über einen festen Zeitraum investieren möchten, weil sie bereits wissen, wann sie ihr Geld wieder benötigen, machen ETFs mit fester Laufzeit sehr viel Sinn. Zumal sie ähnlich wie ETFs das Anlage- und Bonitätsrisiko breit streuen.

Anders als bei klassischen Anleihen-ETFs wissen Anleger von vornherein, welche Verzinsung sie erzielen werden. Wer vorzeitig aussteigen möchte, partizipiert zudem stärker von Zinsänderungen. Insbesondere wenn die Zinsen fallen sollten, dürften die Kurse der Laufzeit-ETFs schneller steigen als die von Anleihenfonds oder -ETFs.

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