Finanz-Experte warnt - ETF-Sparpläne könnten bald richtig teuer werden - wegen eines EU-Verbots
Was sind ETF-Sparpläne und warum waren sie bisher bei einigen Brokern kostenlos?
ETFs sind kostengünstige Investmentfonds, die sich sehr gut für den langfristigen Vermögensaufbau eignen. Sehr viele Anleger in Deutschland haben die Vorteile von ETFs in den vergangenen Jahren für sich entdeckt. Laut einer Studie des Anlegerportals extraETF gibt es in Deutschland aktuell knapp 6,8 Millionen ETF-Sparpläne, ein Plus von mehr als 600 Prozent seit 2018. Insbesondere für Kleinsparer ist das Produkt sehr attraktiv. Das liegt auch daran, dass viele Neobroker (Trade Republic, Scalabe Capital) oder Direktbanken (ING) keine Ordergebühren für ETF-Sparpläne erheben. Die Sparpläne sind kostenfrei! Das können die Neobroker bzw. Direktbanken ihren Kunden nur deswegen anbieten, weil die ETF-Anbieter in vielen Fällen die Kosten für die Orderausführung übernehmen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die ETF-Anbieter zahlen in vielen Fällen eine Provision an die Bank, was sich in der Fachsprache „Kickback“ nennt.
Welche Faktoren könnten zu einer Gebühreneinführung bei ETF-Sparplänen führen?
Die EU arbeitet aktuell an einer sogenannten „Retail Investment Strategy“. Im Kern geht es darum, den Verbraucherschutz zu erhöhen und die Interessen der Kleinanleger gegenüber der Finanzindustrie zu wahren. Ein gutes und legitimes Ansinnen – zumindest in der Theorie! In dem Konzeptpapier der EU findet sich nämlich ein Punkt, der genau das Gegenteil bewirken dürfte. Denn es sollen auch „Anreize“ für „Execution-only“-Verkäufe verboten werden. „Execution-only“ bezeichnet Käufe von Finanzprodukten, die ohne Finanzberater geschlossen werden. Dazu zählen auch ETF-Sparpläne, die sich Bankkunden selbstständig bei einem Neobroker wie Trade Republic einrichten. Die Anreize, die verboten werden sollen, sind ebenjene Kickbacks der ETF-Anbieter, die bewirken, dass einige Banken und Broker ETF-Sparpläne gratis anbieten können. Fallen die Kickbacks weg, müssten hunderttausende Bankkunden für ihre einstmals kostenlosen Sparpläne wahrscheinlich Gebühren zahlen.
Wie könnte sich die Einführung von Gebühren auf bestehende Sparpläne auswirken?
Sollten viele Banken und Broker dazu gezwungen sein, wieder Gebühren für ETF-Sparpläne einzuführen, wäre dies insbesondere für Kleinsparer ein enormer Nachteil. Wer bei einer Sparrate von 50 Euro beispielsweise 2 Euro Gebühr für die Orderausführung bezahlen muss, hat eine Kostenquote von 4 Prozent. Viele Anleger könnten sich davon abgeschreckt fühlen. Unverständlich ist das vor allem deswegen, da die EU mit ihrem Konzept eigentlich das Ziel verfolgt, Kleinsparern den Zugang zu kostengünstigen Finanzprodukten mit attraktiven Kapitalrenditen zu ermöglichen. Dies wird allerdings mit diesem Passus zum Kickback-Verbot bei „Execution-only“ eindeutig konterkariert. In Zeiten, in denen private Altersvorsorge immer wichtiger wird, und die Kostenfreiheit bei der Ausführung von Sparplänen ein hohes Gut darstellt, ist das geplante EU-Gesetz leider kontraproduktiv. Gut gemeint bedeutet eben nicht gut gemacht!
Welche Alternativen haben Anleger, falls Gebühren eingeführt werden?
Aktuell sind die Pläne der EU noch nicht verabschiedet. Das Konzeptpapier ist also noch in der Diskussion und es ist gut möglich, dass das Kickback-Verbot für ETF-Sparpläne nicht zur Anwendung kommt. Sollte das Verbot jedoch beschlossen werden, dürften einige Neobroker und Direktbanken sicherlich prüfen, ob sie das Gratis-Angebot von ETF-Sparplänen aufrecht erhalten können. Viele Kleinsparer sollten trotz einer möglichen Gebührenerhöhung bei den Banken und Neobrokern ihre ETF-Sparpläne unbedingt weiter laufen lassen. Die beste Option wäre allerdings, dass der entsprechende Passus aus der Retail Investment Strategy der EU entfernt wird.