Billig in Bayern, teuer in Thüringen - Wie Energiekosten vor allem den Osten Deutschlands belasten

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Die Strompreise in Deutschland zählen zu den höchsten weltweit. Eine aktuelle Analyse zeigt außerdem, dass die Belastung der Energiepreise in Ostdeutschland deutlich höher sind als in Westdeutschland.

Heidelberg – Die Strompreise in Deutschland sind eine der höchsten weltweit. Laut Umfrage des Vergleichsportal Verivox sorgen sich rund 70 Prozent der Deutschen um die Entwicklung der Strompreise. Nun hat eine weitere Verivox-Analyse signifikante Unterschiede der Energiepreise innerhalb Deutschlands ergeben. Die Belastung der Energiepreise im Osten von Deutschland ist dabei höher als im Westen - um rund 22 Prozent. Davon betroffen ist vor allem das Bundesland Thüringen. Am geringsten sind die Aufwendungen für Energie in Bayern. Das hängt vor allem mit der Einkommensdifferenz zusammen - aber auch Netzgebühren spielen hier eine Rolle.

Im Bundesland Thüringen ist die Belastung durch die hohen Energiepreise am stärksten.
Im Bundesland Thüringen ist die Belastung durch die hohen Energiepreise am stärksten. © IMAGO

Deutschland im weltweiten Vergleich in Top 10 der höchsten Strompreise - Ostdeutschland deutlich teurer

Deutschland belegt im weltweiten Vergleich Platz neun der höchsten Strompreise, wie eine Analyse des Vergleichsportal Verivox im ersten Quartal dieses Jahres zeigt. Die höchsten Strompreise gibt es in Bermuda mit 42,52 Eurocent die Kilowattstunde (kWh). Im Vergleich: In Deutschland kostete eine Kilowattstunde im ersten Quartal 32,8 Eurocent. Am billigsten ist der Strom im Iran, dort sind es 0,23 Eurocent pro kWh. „Im europäischen Vergleich ist Deutschland dennoch gut durch die Energiekrise gekommen“, schreibt Verivox in einer Pressemitteilung zur Analyse. In Deutschland war der Strompreis 2022 auf einem Hochpunkt von 43,02 Eurocent pro kWh und hat sich seit dem etwas erholt; 2020 waren es noch 29,36 Eurocent pro kWh.

Deutlich schlechter im Schnitt kommt dabei der Osten von Deutschland im Vergleich zum Westen weg. Die Kosten für Wärme, Strom und Sprit sind im Schnitt rund 22 Prozent höher als in Westdeutschland, zeigt die neue Analyse von Verivox. Als Grundlage für den Vergleich bezieht das Portal die Kosten eines durchschnittlichen Haushalts mit einem jährlichen Wärmebedarf von 12.000 kWh, einem Stromverbrauch von 3500 kWh und einer Fahrleistung von 13.300 Kilometern im Jahr.

Das Ergebnis: Die durchschnittlichen bundesweiten Energiekosten pro Haushalt für August 2024 betragen 4297 Euro im Jahr. In Westdeutschland kommt ein Durchschnitt von 4280 Euro zusammen, im Osten sind es 4380 Euro im Jahr - das macht nominale Mehrkosten von 2,3 Prozent.

Ost-West-Differenz von 22 Prozent - Hohe Netzgebühren und niedrigeres Einkommen

In die Berechnung nicht miteinbezogen sind jedoch die Einkommensunterschiede von Ost und West. Durch den geringeren Einkommensdurchschnitt in Ostdeutschland fällt auch die Belastung der Energiekosten mehr ins Gewicht. Verivox rechnet dabei mit einem durchschnittlichen Einkommen in Westdeutschland von etwa 58.333 Euro und in Ostdeutschland von 48.977 Euro. Aufgerechnet auf die Energiekosten in beiden Teilen Deutschlands, ergeben sich kaufkraftbereinigte Kosten von 4139 Euro im Westen und 5042 Euro pro Jahr im Osten - das ist bereits ein Unterschied von 22 Prozent.

Am stärksten unter den hohen Energiekosten leidet das Bundesland Thüringen - mit 23 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Ebenfalls hoch ist die Belastung in Bremen und Sachsen (mit jeweils 20 Prozent) und Sachsen-Anhalt (19 Prozent). Am geringsten ist die Belastung der Energiepreise in Bayern. Dort liegen die Kosten etwa 10 Prozent unter dem Bundesschnitt. Auch Baden-Württemberg und Hessen kommen gut weg, mit 8 bzw. 5 Prozent unter dem Schnitt.

Verivox führt als Grund die geringeren Einkommen in den ostdeutschen Bundesländern an, die dort um 16 Prozent niedriger sind. Zudem sind die Energiekosten generell höher: Beim Strom sind es etwa 3 Prozent mehr, beim Heizen rund 5 Prozent. Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, erklärt in der Pressemitteilung den Preisunterschied wie folgt: „Die Energiepreisunterschiede zwischen Ost und West lassen sich zum Teil durch die Netzgebühren erklären. Die Kosten für Betrieb, Unterhaltung und Ausbau des Stromnetzes liegen in Ostdeutschland bei Strom rund 3 Prozent höher, bei Gas rund 10 Prozent“.

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