„Moderne Odyssee“ im Mittelmeerraum: Junge Oberbayerin (20) reiste 50 Tage kostenlos durch Griechenland

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Eva Mayer aus Weilheim (li.) zusammen mit einer weiteren Teilnehmerin des Projekts. © privat

50 Tage kostenlos durch Griechenland reisen? Für junge Erwachsene ist das möglich im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps. Eva Mayer (20) aus Weilheim hat nach ihrem Abitur daran teilgenommen.

Wir sind eine bunt gewürfelte Gruppe, mitten in Griechenland: eine Yogalehrerin, Studentinnen und Studenten, Berufstätige, die von ihrer Arbeit in der Wirtschaft nicht mehr erfüllt sind, ein Filmemacher und Fotograf, der eine Dokumentation über unsere Reise drehen will. Junge Menschen aus verschiedensten europäischen Ländern. Zusammen fahren wir in zwei Vans über die staubigen Straßen, besuchen Gemeinschaften, die es sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst nachhaltig zu leben, und uns einladen, um ihr Wissen an uns weiterzugeben.

Nach Abitur: Junge Oberbayerin reiste durch Griechenland

Tagsüber arbeiten wir, bauen Trockenpfade, pflegen Olivenbäume, streichen ein Gewächshaus; abends sitzen wir am Lagerfeuer, bevor wir unter freiem Himmel Zähne putzen und in unsere Zelte kriechen. Es macht uns glücklich, als wir am Ende der Woche den Steinpfad abgeschlossen haben und zum ersten Mal darüber gehen. Wir teilen Kulturen, backen italienische Pizza, machen Wareniki – ukrainische Teigtaschen – und singen zu griechischen Liedern, deren Text ich nicht verstehe.

Halt in orthodoxem Kloster

Beim Verputzen eines Steinhauses fügen wir Ziegenhaare hinzu, damit der Putz später nicht bröckelt, wie uns Alekos, der Ortsansässige, erklärt. Zwei Koordinatoren begleiten uns, planen die Route und organisieren Events in den kleinen Bergdörfern, durch die wir kommen. Wir spielen dort finnisches Schuhe-Werfen mit den Einwohnern und tanzen danach gemeinsam. Ich habe die Griechen allgemein als Personen erlebt, die große Freude am Tanzen haben, etwa bei einem Panigiri, einem traditionellen Fest. Auch in einem ehemaligen orthodoxen Kloster machen wir Halt. Mittlerweile wird es nicht mehr von der Kirche genutzt, sondern bietet Raum für diverse Workshops im Bereich Permakultur und Landschaftsgestaltung.

Gruppenbild der jungen Freiwilligen bei der „Modernen Odyssee“ durch Griechenland
Gruppenbild der jungen Freiwilligen bei der „Modernen Odyssee“ durch Griechenland: „Wir sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen.“  © privat

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Weilheim-Penzberg-Newsletter.)

In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Zum Beispiel, dass Nachhaltigkeit oft einfacher umzusetzen ist als man denkt – wie etwa durch einen Wurm-Kompost. Dass es manchmal Kleinigkeiten wie Komposttoiletten oder eine effiziente Gartengestaltung sind, die viele Ressourcen sparen. Aber auch der soziale Aspekt war bedeutend. Mit den gleichen Menschen leben und arbeiten, die Hochs und Tiefs des Alltags teilen, sich auf die anderen einlassen. Wir haben die unterschiedlichsten Geschichten und lachen doch gemeinsam, während wir Zumba tanzen. Wir sind zu Freundinnen und Freunden, zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Ich kam anfangs mit dem Wunsch, mehr über Nachhaltigkeit lernen zu wollen, aber ohne die anderen Freiwilligen wäre die Zeit nicht halb so schön gewesen. Ich erinnere mich besonders gerne an Geburtstage, die wir während des Sonnenuntergangs am Meer gefeiert haben.

Viele Chancen für junge Erwachsene

„Moderne Odyssee“ hieß unser Projekt übrigens, angelehnt an die Irrfahrten des Odysseus, welcher nach langer Zeit mit vielen Erfahrungen im Gepäck verändert nach Hause zurückkehrt. Es ist eines unter vielen Projekten – auf der Website des ESK (siehe Kasten) gibt es eine Datenbank mit zahlreichen Möglichkeiten, ob es um die Arbeit mit Geflüchteten in Polen geht, die Renovierung einer Kirche in Frankreich oder eben die Unterstützung ländlicher Gemeinschaften in Griechenland. Aktuell verschärft das Auswärtige Amt die Reisehinweise für das beliebte Urlaubsland.

Das „Europäische Solidaritätskorps“

„Für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für solidarisches Handeln über Grenzen hinweg. Für ein demokratisches und nachhaltiges Europa.“ Das sind die Leitlinien des „Europäischen Solidaritätskorps“ (ESK) – einem Programm der Europäischen Union, das grenzüberschreitende und lokale Aktivitäten fördert, die der Gemeinschaft zugutekommen. Mit der Möglichkeit, europaweit an Freiwilligendiensten teilzunehmen, biete man „jungen Erwachsenen eine inspirierende Aufgabe“, heißt es auf der ESK-Webseite: „Sie können gestalten, lernen und etwas für die Gemeinschaft bewegen.“

„Verpflegung und Unterkunft werden gestellt, die Reisekosten übernommen, es gibt sogar ein kleines Taschengeld“, berichtet die Weilheimerin Eva Mayer: „Ich habe dadurch die Chance bekommen, sieben Wochen verschiedene nachhaltige Projekte in Griechenland zu besuchen – gemeinsam mit 15 anderen Freiwilligen unter anderem aus Portugal, Georgien und Frankreich.“ Nähere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.solidaritaetskorps.de.

Auch die „Moderne Odyssee“ wird es nächstes Jahr wieder geben – mit einer neuen Besatzung an Bord. Wer also noch auf der Suche nach einer Sommerbeschäftigung ist, kann sich im Netz durch die vielen Möglichkeiten klicken, hier ist für jeden etwas geboten.

VON EVA MAYER

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