BMW bringt neues Antriebskonzept auf die Straße – „extrem drehmomentdicht, extrem effizient“
Eine neue Antriebstechnik aus München könnte E-Mobilität revolutionieren: BMW plant den Einsatz eines Elektromotors, der leistungsstärker und effizienter denn je ist.
München – Elektroantriebe werden stetig weiterentwickelt, um bestehende Schwachpunkte wie Reichweite oder Ladegeschwindigkeit zu verbessern. BMW setzt nun große Hoffnungen in die Innovation eines Münchner Start-ups, die im Bereich E-Mobilität eine neue Ära einleiten könnte.
Der nach Herstellerangaben „revolutionäre Elektromotor mit Doppelrotor“ von DeepDrive wird von dem Münchner Premiumhersteller bereits Praxistests unterzogen und dahingehend auf den seriellen Großeinsatz vorbereitet.
BMW nutzt neuen Elektromotor mit innovativer Antriebstechnik
Auf der IAA 2021 wurde nach Angaben von BMW der Kontakt mit DeepDrive geknüpft, das im vergangenen Jahr auf der Automesse in München-Riem einen bahnbrechenden Doppelrotor-Radialfluss-Motor präsentierte. Nach einem mittlerweile beendeten Pilotprojekt mitsamt Prüfstandsergebnissen zündet BMW mit dem Technologiepartner die nächste Stufe zur Realisierung.
Die innovative Antriebstechnik wurde mithilfe von Zulieferer Continental umgesetzt. Eine neue Investmentrunde bescherte DeepDrive jüngst weitere 30 Millionen Euro für die Produktion und Weiterentwicklung. Experten zweifeln offenbar nicht, dass die nächste Generation von Elektroautos mit der neuen Antriebstechnologie vom Band rollt.
Radialfluss-Doppelrotormotor von DeepDrive
Das Münchner Start-up hat ein innovatives Doppelrotor-System entwickelt, bei dem ein Stator gleichzeitig zwei Rotoren – einen innen und einen außen – antreibt. Die Aggregate sind leicht, kompakt und besonders effizient, da sie viel Drehmoment mit wenig Energieverbrauch erzeugen. Laut BMW kann das Konstrukt im Vergleich zu einem herkömmlichen Elektromotor bis zu 150 Kilogramm an Gewicht einsparen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass sich die Innovation in einem E-Auto sowohl als zentraler Antrieb als auch direkt an den Rädern (Radnabenmotor) platzieren lässt.
Innovativer Antrieb: Technologie von BMW und DeepDrive mit mehreren Vorteilen
Die moderne Fassung des Konzepts Radnabenmotor bietet eine direktere Kraftübertragung, da Getriebe und Wellen überflüssig sind. Das kommt dem Wirkungsgrad zugute (Continental spricht von 20 Prozent) und erhöht die Effizienz der Rekuperation (Rückgewinnung von Bremsenergie). Darüber hinaus entsteht mehr Platz im Innenraum des Elektroautos, weil weniger Bauteile benötigt werden.

BMW schwärmt über die neue Motorentechnik, dass die ersten Tests sogar besser als erwartet verliefen. „Die Musterteile von DeepDrive haben die angekündigten Eigenschaften meistens übertroffen“, wird Karol Virsik, Leiter Forschung Fahrzeug bei BMW, in einer Mitteilung zitiert. „Das ist in so einer frühen Phase mit einer komplett neuen Technologie schon ungewöhnlich.“
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DeepDrive-Gründer Felix Pörnbacher sagt in einem Video: „Es gibt Millionen Art und Weisen, wie man elektrische Antriebe bauen kann. Wir haben eine gefunden, die extrem drehmomentdicht und extrem effizient ist.“
DeepDrive macht bei Elektromotoren nicht nur mit BMW gemeinsame Sache
Wann erfolgt die Markteinführung? Der serielle Produktionsbeginn des innovativen Elektromotors könnte laut DeepDrive im Jahr 2028 stattfinden, womöglich in BMW-Elektroautos der „Neuen Klasse“. Die Antriebstechnik ist sowohl für Hochvoltsysteme mit 400 als auch mit 800 Volt ausgelegt.
Von dem Doppelrotormotor hat DeepDrive den Angaben zufolge mehrere Varianten entwickelt. Eine davon trägt die Bezeichnung RM 1800, mit bis zu 1800 Newtonmeter Drehmoment und einem Gewicht von 35 Kilogramm. Ein herkömmlicher Elektromotor, wie er zum Beispiel bei Volkswagen zum Einsatz kommt, wiegt fast dreimal so viel.
DeepDrive ist derweil nicht an BMW gebunden – das erfolgreiche Start-up arbeitet mit acht der zehn größten Autohersteller an Testprojekten. „Unsere Mission ist es, die Automobilbranche zu revolutionieren, indem wir den Herstellern wegweisende Lösungen für die effiziente und kostengünstige Produktion von E-Fahrzeugen zur Verfügung stellen“, zitiert das Branchenportal Electrive.net Pörnbacher. (PF)