Trump-Vertrauter Grenell hält Deutschland für „schlimmer als Russland und den Iran”
Das deutsche Außenministerium spottet über Trump und sorgt für einen Eklat. Ein Vertrauter schießt zurück, und auch eine Politologin wundert sich.
Berlin – Ein Scherz, der zum Politikum wird: Ein X-Beitrag des deutschen Außenministeriums sorgt für Ärger in den USA. Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, prangert diesen an und sieht ihn gar als offensichtliche Wahlbeeinflussung, die „schlimmer als Russland und des Irans“ sei.
Was war passiert? Das Auswärtige Amt hatte auf Äußerungen des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump im TV-Duell mit seiner Konkurrentin Kamala Harris reagiert. Trump wiederholte in der Debatte die Unterstellung seines Vizekandidaten J.D. Vance, illegal eingewanderte Migranten in Springfield im US-Bundesstaat Ohio äßen Katzen und Hunde.

Deutsches Außenministerium nimmt auf Trump-Falschaussagen Bezug
US-Medien zufolge sind den Behörden in Springfield derartige Fälle nicht bekannt. Das Ministerium von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nahm darauf in einem Beitrag auf der Plattform X Bezug: „PS: Wir essen auch keine Katzen und Hunde.“
Im ersten Teil des Posts widersprach das deutsche Ministerium der Behauptung Trumps aus dem TV-Duell, Deutschland sei nach einem gescheiterten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wieder dazu übergegangen, „normale Kraftwerke“ zu bauen. „Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Das deutsche Energiesystem ist voll funktionsfähig, mit mehr als 50 Prozent erneuerbarer Energien“, hieß es dazu in dem Post. „Und wir schließen Kohle- und Atomkraftwerke ab, statt welche zu bauen. Spätestens 2038 wird die Kohle vom Netz sein.“
US-Politologin kritisiert deutsches Außenministerium: „Diplomatisches Fehlverhalten“
Grenell war der X-Beitrag offenbar ein Dorn im Auge. „Wir sehen dies eindeutig und werden entsprechend handeln“, schrieb er auf der Plattform X. Er wurde 2018 vom damaligen US-Präsidenten Trump als Botschafter nach Deutschland geschickt und hat sich damals im politischen Berlin kaum Freunde gemacht. Er wird als Kandidat für den Posten des US-Außenministers gehandelt, sollte Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen.
Meine news
Auch andere Beobachter kritisierten den Beitrag des deutschen Außenministeriums als nicht neutral genug. So schrieb die sonst zurückhaltende Georgetown-Politologin Emma Ashford: „Vielleicht bin ich altmodisch, aber es scheint mir diplomatisches Fehlverhalten zu sein, wenn sich das Außenministerium eines Landes in die (knappe) Wahl seines Sicherheitsgaranten einmischt.“
Es wird spannend im US-Wahlkampf
Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.
Außenministerium verteidigt X-Beitrag, Bundesregierung unterstützt
Das Baerbock-Ministerium verteidigte seine Worte: „Ziel ist es, im Ausland ein faktenbasiertes Deutschlandbild zu vermitteln. Dazu gehört auch, in den sozialen Medien diskutierte, inkorrekte Aussagen zu widerlegen.“
Auch die Bundesregierung hat Trumps Aussagen zurückgewiesen, wonach es in Deutschland Probleme mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien gebe. „Ich weiß nicht, was der Präsidentschaftskandidat damit meint“, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Trumps Aussagen „haben wir mit gehöriger Verwunderung wahrgenommen und halten sie auch nicht für wirklich nachvollziehbar“. Auch ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums äußerte, dass „viele Fakten“ gegen Trumps Aussage stehen. (cgsc mit dpa)