Nach Tod von Franziskus: Papst-Nachfolger aus Europa gilt als Favorit – noch keine 60 Jahre alt

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Im Zuge des Konklaves nach dem Tod von Franziskus wird ein neuer Papst gewählt. Mit nur 59 Jahren könnte Kardinal Tolentino Papst werden.

Rom – Der Papst ist tot: Franziskus ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben. Jetzt muss ein neues Oberhaupt für die katholische Kirche gewählt werden. Potenzielle Anwärter auf das Papstamt gelten als „Papabile“. Derzeit sind 135 Kardinäle im Konklave stimmberechtigt, wobei alle zum Zeitpunkt des Todes von Papst Franziskus unter 80 Jahre alt sein müssen. Einer der jüngsten unter ihnen ist der 59-jährige Portugiese, Kardinal Jose Tolentino de Mendonca, der auch als „Dichter-Kardinal“ bekannt ist.

„Du bist Poesie“: Papst-Anwärter stand verstorbenem Franziskus sehr nahe

Geboren ist er am 15. Dezember 1965 auf der Urlaubsinsel Madeira. In Portugal ist er als Schriftsteller bekannt und hat mehrere Literaturpreise gewonnen. In seiner offiziellen, vatikanischen Biografie wird erwähnt, dass Tolentino für die Beziehung zwischen Literatur und Theologie 2014 Portugal beim Welttag der Poesie vertrat. Zudem ist er seit mehreren Jahren Kolumnist der Zeitung Expresso mit der Titel „Was Wolken sind“.

„Du bist Poesie“, sagte Papst Franziskus zu Tolentino de Mendonca, als er ihn am 6. Oktober 2019 zum Kardinal ernannte, schreibt der Vatikanexperte Gerard O‘Connell im Jesuitenmagazin America Magazine. Im September 2022 wurde er zum Präfekten des Dikasteriums für Kultur und Bildung berufen. Damit sollte er frischen Wind in die kirchlichen Bildungsstätten bringen.

Kardinal Tolentino de Mendonca ist in Rom als „Dichter-Kardinal“ bekannt. Der Portugiese gilt als Favorit bei der Papst-Wahl.
Kardinal Tolentino de Mendonca ist in Rom als „Dichter-Kardinal“ bekannt. Der Portugiese gilt als Favorit bei der Papst-Wahl. © VATICAN MEDIA/imago

Kardinal Tolentino erregte mit zwei besonderen Aktionen Aufmerksamkeit. Im Juni 2024 lud er hunderte Komiker aus aller Welt zu einem Treffen mit dem Papst im Vatikan ein. Unter den prominenten Gästen war auch die amerikanische Schauspielerin Whoopi Goldberg, bekannt aus den Filmen „Sister Act“ und „Sister Act 2“. Bei der Biennale in Venedig organisierte er zudem ein Treffen des Papstes mit Künstlerinnen in einem Frauengefängnis.

Papst-Anwärter gehört zum progressiven Flügel der Kirche

Kardinal Tolentino wird dem progressiven Flügel der Kirche zugerechnet, dessen Ansichten denen des verstorbenen Papstes Franziskus ähneln. Der Pressedienst Vatican News zitierte vergangen Sommer Passagen aus einem Interview mit der argentinischen Tageszeitung La Nacion. „Wir alle spüren das Leiden, die Fragen, die Dramen. Niemand kann da gleichgültig bleiben. Ich fühle mich in dieser Zeit der Kirche als Erfüllungsgehilfe der Vision von Papst Franziskus“, so Kardinal Tolentino de Mendonca.

Zur Kirchenkrise sagte er: „Ich sehe diese Zeit nicht pessimistisch, sondern mit Hoffnung, weil ich viele Männer und Frauen sehe, die bereit sind, der Kirche eine zweite Chance zu geben.“ Auf die Frage nach der größten derzeitigen Herausforderung antwortete der Papst-Anwärter: „Das ist die Übersetzung der christlichen Erfahrung in die Sprache unserer Zeit. Diese Erfahrung kann nicht festgekettet bleiben in einer Sprache, die wir aus der Vergangenheit geerbt haben.“ Ein Kardinal aus Guinea ist dagegen der Wunsch-Papst der Rechten.

Möglicher Papst-Nachfolger wuchs in portugiesischer Kolonie auf

Kardinal Tolentino verbrachte seine Kindheit in Afrika. Als jüngstes von fünf Kindern wuchs er in der damaligen portugiesischen Kolonie Angola auf. Nach dem Rückzug der Portugiesen 1975 musste seine Familie fliehen. Diese dramatischen Erlebnisse prägten ihn, wie er im Interview mit dem America Magazine erzählte. Sein Interesse am afrikanischen Kontinent und Lateinamerika ist daher groß.

Schon früh ebnete sich sein Weg zur Kirche. Bereits im Alter zwischen zehn und elf Jahren trat er in ein Priesterseminar in Funchal ein. Er studierte an der Katholischen Universität von Portugal in Lissabon und wurde 1990 zum Priester geweiht. 2012 wurde er Vizekanzler der Katholischen Universität von Portugal, bevor Papst Franziskus ihn 2018 in den Vatikan berief.

Ob Kardinal Tolentino de Mendonca im Konklave eine Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann, bleibt abzuwarten. Denn die Konkurrenz ist groß. Auch ein deutscher Kardinal gilt als Favorit auf das Papstamt. Dagegen will ein von Franziskus abgesetzter Kardinal ebenfalls beim Konklave mitmischen. (kas)

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