Übermäßige Schläfrigkeit am Tag: Ein Alarmsignal für erhöhtes Demenzrisiko?
Eine Studie aus den USA zeigt: Übermäßige Schläfrigkeit am Tag könnte mehr als nur Erschöpfung bedeuten. Sie könnte ein Hinweis auf ein erhöhtes Demenzrisiko sein.
Bronx – Wer tagsüber häufig müde ist, kann das oftmals auf den stressigen Alltag zurückführen. Doch es könnte auch mehr dahinterstecken, wie eine Studie aus den USA zeigt. Müdigkeit tagsüber und mangelnde Begeisterung sind demnach mögliche Anzeichen für ein erhöhtes Risiko für Demenz. Im Fokus der Forscher stand das motorisch-kognitive Risikosyndrom, kurz MCR.
MCR-Syndrom als Warnsignal: So lässt sich Demenzrisiko früh erkennen
Das MCR-Syndrom ist ein Warnsignal auf dem Weg zur Demenz. Obwohl Menschen mit MCR noch nicht an Demenz erkrankt sind, haben sie ein erhöhtes Risiko, diese neurologische Erkrankung zu entwickeln. Symptome des MCR-Syndroms können eine verminderte Gehgeschwindigkeit, leichte Gedächtnisprobleme oder Aufmerksamkeitsstörungen sein. In einem Maße, die über das normale Altern hinausgehen.
Die Studie des Forscherteams rund um Victoire Leroy vom Albert Einstein College of Medicine in der Bronx in den USA, identifiziert zwei weitere Symptome, die zu den Kernsymptomen von MCR gehören: übermäßige Tagesmüdigkeit und mangelnde Begeisterung. Die Forscher untersuchten den Schlaf der Studienteilnehmer mit dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) im Detail. Wer tagsüber müde ist hat demnach ein dreimal höheres Risiko, an MCR zu erkranken.
Über die Studie
Die Studie „Association of Sleep Disturbances With Prevalent and Incident Motoric Cognitive Risk Syndrome in Community-Residing Older Adults“ erschien am 6. November 2024 in der Fachzeitschrift Neurology.
Das Forscherteam Victoire Leroy, Emmeline Ayers, Dristi Adhikari und Joe Verghese vom Albert Einstein College of Medicine in der Bronx untersuchte 445 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die im Durchschnitt 76 Jahre alt waren und zu Studienbeginn nicht an Demenz litten.
Die Datenerhebung in Form von Befragungen zu Schlaf- und Gedächtnisproblemen sowie einem Test der Gehgeschwindigkeit erfolgte jährlich von 2011 bis 2018. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug im Schnitt drei Jahre.
Frühe Hilfe, bessere Behandlung: „Kognitiven Abbau verhindern“
35,5 Prozent der Studienteilnehmer, die unter Tagesmüdigkeit oder mangelnder Begeisterung litten, entwickelten drei Jahre später das motorisch-kognitive Risikosyndrom. Im Vergleich dazu litten nur 6,7 Prozent der Personen ohne diese beiden Symptome später an dem Syndrom. Wer an MCR leidet, hat in der Folge ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Demenz zu erkranken. „Die Feststellung der Beziehung zwischen Schlafstörungen und MCR-Risiko ist wichtig, da ein frühes Eingreifen die beste Hoffnung zur Vorbeugung von Demenz sein kann“, hieß es von den Autoren der Studie.
Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Demenz ist erklärbar. „Schlaf spielt eine Rolle bei der ‚Beseitigung‘ von Neurotoxinen, die sich im Gehirn angesammelt haben“, erklärte die Forscherin Victoire Leroy gegenüber CNN. Frühere Studien hätten zudem gezeigt, dass Menschen mit Schlafmangel eine größere Ansammlung von Proteinen aufweisen, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung stehen. „Es besteht die Möglichkeit, dass Menschen Hilfe bei ihren Schlafproblemen bekommen und kognitiven Abbau im späteren Leben verhindern können“, so Leroy weiter.
Meine news
Demenzzahlen steigen dramatisch: Frühe Diagnose kann Fortschreiten der Krankheit verlangsamen
In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Demenz und diese Zahl wird voraussichtlich bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen über 65 Jahre ansteigen. Das geht aus Daten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft hervor. Je früher die Demenz erkannt wird, desto besser kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden, beispielsweise durch medikamentöse Behandlung.
Die Untersuchung des US-Forschungsteams leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Krankheit. Es gibt jedoch auch Einschränkungen in der Studie: Die Bewertung der Schlafqualität basiert auf der Selbsteinschätzung der Teilnehmer und nicht auf objektiven Messmethoden wie der Polysomnographie in einem Schlaflabor. Das kann zu subjektiven Fehleinschätzungen führen, insbesondere bei Menschen mit Gedächtnisproblemen.