Bergretter klagen über unvorbereitete Wanderer: Touristen erleben Fiasko an Alpen-Bergsee

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Der Gaisalpsee in nahe Oberstdorf in den Allgäuer Alpen liegt auf einer Höhe von etwa 1.500 Metern. © IMAGO / Wirestock

Jeder Einsatz birgt auch Risiken für die Bergretter. Die Selbstüberschätzung der Wanderer führte zuletzt zu einem starken Anstieg der Einsätze.

Oberstdorf – Wanderer in Flipflops, verirrte Bergsteiger, Ausflüge bei schlechtem Wetter: Die Bergretter in den Alpen sind einiges gewohnt. Nun wendete sich die Bergwacht Oberstdorf in einem Beitrag in den sozialen Medien direkt an die Öffentlichkeit und appellierte an die Eigenverantwortung der Freizeitsportler. Auslöser war eine Vielzahl vermeidbarer Rettungseinsätze wegen allzu naiver Wanderer – allen voran zweier Frauen, die mitten in der Nacht ohne Ausrüstung am Berg übernachten wollten.

Zwei Wanderinnen wollen völlig unvorbereitet am Berg übernachten – und müssen gerettet werden

Die Bergwacht der bayerischen Gemeinde Oberstdorf sei zuletzt mit „teils schier unglaublichen Einsätzen konfrontiert und belastet“ worden, hieß es am Mittwoch (13. November) in einer Mitteilung auf Facebook. Ende September etwa sei gegen 23.00 Uhr der Hilferuf zweier Damen vom Bereich des Gaisalpsee eingegangen. Der Hochgebirgssee in der Nähe von Oberstdorf liegt auf einer Höhe von etwa 1.500 Metern. „Die beiden Damen waren mit der Absicht zu Biwakieren am Nachmittag in strömendem Regen zum See aufgestiegen“, so der Bericht.

Doch als die Bergretter mitten in der Nacht bei den beiden völlig durchnässten und frierenden Frauen ankamen, „konnten sie keinerlei geeignete Ausrüstung für ein Biwak in den Bergen, geschweige denn bei Regen vorfinden“, hieß es weiter. Die Liste zu solch vermeidbaren und unnötigen Einsätzen könne allein im Bereich um Oberstdorf noch recht lange weitergeführt werden, klagten die Bergretter. „Wichtiger jedoch scheint uns die Botschaft, die [...] ohne Verurteilung der einzelnen Personen, durch diese Vorfälle aufgezeigt werden kann.“ Diese lautete: „Eigenverantwortung am Berg.“

Bergwacht Oberstdorf ruft Wanderer zur „Eigenverantwortung am Berg“ auf

In jüngster Zeit habe man eine Zunahme von Hilferufen bemerkt, weil Wanderer „von plötzlicher Dunkelheit“ überrascht worden seien. Mangelnde Tourenplanung und unzureichende Vorbereitung sind laut Bergwacht Oberstdorf in vielen Fällen der Grund. „Im Zeitalter von Handy, Outdoor-Apps, digitalen Karten und ständig verfügbarem Internet sowie GPS-Funktionen, scheint es technisch gesehen auf den ersten Blick schier unmöglich, dass sich Wanderer verirren [...]“, zeigt sich die Bergwacht erstaunt. Und doch würden genau solche Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahren stark zunehmen.

Das läge auch daran, dass sich die Wanderer selbst überschätzen. Sie hätten zwar die Karten, könnten sie aber nicht lesen. „Hierbei kann sicherlich keiner App oder Wegbeschreibung in einem Internetforum die Verantwortung beigemessen werden, sondern lediglich der individuellen persönlichen Fähigkeit eine Wanderung zu planen und Gegebenheiten wie das Wetter, die Jahreszeit und persönliche Erfahrung ehrlich zu berücksichtigen“, so das Urteil der Bergwacht. Bergsteiger sollten demnach Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen, aber auch für die Sicherheit der Mitwanderer und die der Rettungskräfte, die unnötig belastet würden.

Der Beitrag der Bergwacht Oberstdorf erhielt innerhalb von zwei Tagen knapp 20.000 „Gefällt mir“-Angaben (Stand: 15. November, 19.30 Uhr). Nicht immer gehen Bergabenteuer so glimpflich aus, wie im Fall der beiden Frauen am Gaisalpsee. Anfang November fand man eine Leiche in einer Tiroler Schlucht in der Nähe einer Hängebrücke. Die Polizei geht von einem Absturz des Wanderers aus. Die Ermittlungen zum Unfallhergang sind jedoch noch nicht abgeschlossen, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur vergangene Woche mitteilte.

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