TK-Chef macht Beitrags-Ansage für 2026 – und widerspricht Merz-Regierung
Angesichts steigender Ausgaben warnen die Krankenkassen vor neuen Beitragserhöhungen. Worauf Versicherte sich im kommenden Jahr einstellen müssen – und welche Ansätze wenig bringen.
Berlin – Derzeit kennen die Ausgaben der Krankenkassen nur einen Weg: nach oben. Dadurch müssen auch Versicherte mehr zahlen, da die steigenden Finanzen zu höheren Beiträgen führen. Bereits zu Beginn des Jahres 2025 gab es kräftige Anstiege. Viele wechselten daraufhin ihre Krankenkassen. Für das Jahr 2026 rechnet der Chef der größten Krankenkasse Deutschlands mit einem weiteren Anstieg.
Höhere Beiträge bei den Krankenkassen – TK-Chef gibt Prognose für 2026
Die finanzielle Lage der Kranken- und Pflegeversicherung wirkt sich spürbar auf den Geldbeutel der Versicherten aus. Seit Jahresbeginn bis zum Juni 2025 haben acht Kassen ihre Beiträge angepasst, sechs weitere Kassen haben zum 01. Juli 2025 eine Erhöhung ihrer Zusatzbeiträge angekündigt.
Auch der Ausblick für das nächste Jahr dürfte Kassenversicherte wenig erfreuen. „Ich gehe davon aus, dass wir einen Beitragsanstieg von mindestens 0,2 Beitragssatzpunkten haben werden. Es könnten aber auch 0,4 bis 0,5 Punkte werden“, prognostizierte TK-Chef Jens Baas im Gespräch mit Politico am 22. Juli 2025, mit Blick auf mögliche Erhöhungen der Beiträge bei den Krankenkassen und in der Pflege. Für seine eigene Krankenkasse machte der TK-Chef noch keine Angaben. Erst wenn die finalen Zahlen vorlägen, könnte er sich zur Entwicklung der Beitragssätze äußern.

Krankenkassen in finanzieller Schieflage: „Nicht überlebensfähig“
Sollte die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) keine Reformen auf den Weg bringen, sieht es weiterhin düster für die Krankenkassen aus. „Wenn ein System staatliche Hilfen braucht, zeigt das eigentlich nur, dass es allein nicht überlebensfähig ist“, hatte der TK-Chef vor einigen Tagen bereits im Gespräch mit der Zeit klargestellt.
Das Problem ist die wachsende Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Für 2024 bezifferte sich das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen laut Angaben des GKV-Spitzenverbandes auf 6,2 Milliarden Euro. Auch die Pflegeversicherung muss hart kämpfen. Ohne zusätzliche Finanzmittel könnten Pflegekassen auf Liquiditätshilfen angewiesen sein.
Krankenkassen fordern Ausgabenmoratorium und mehr Geld für Bürgergeld-Empfänger
Die Krankenkassen versuchen wiederholt ihre Forderungen auf die Agenda der Merz-Regierung zu bringen – ganz oben ein Ausgabenmoratorium, um die Finanzen zu begrenzen und die Refinanzierung versicherungsfremder Leistungen. Darunter würden auch Leistungen der Kassen für Bürgergeld-Empfänger fallen. Alleine die Kostenübernahme für Leistungen der Bürgergeldbezieher würde laut Baas den Krankenkassen zehn Milliarden Euro Entlastungen im Jahr bringen. Die Bundesregierung plant, die klaffende Finanzlücke bei den Krankenkassen durch Darlehen zu schließen – aus Sicht der Krankenkassen kein langfristiger Lösungsansatz.
Eine weitere Option aus den Reihen der Merz-Regierung wäre die Auflösung einiger Krankenkassen. „Es kann nicht sein, dass wir über Milliardendefizite reden, aber gleichzeitig fast 100 gesetzliche Krankenkassen mitfinanzieren“, zitierte die Bild Klaus Holetschek, Chef der CSU im Bayerischen Landtag. Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen, sieht das ähnlich.
„Mit weniger Kassen und weniger unnötigen Untersuchungen, dafür mit mehr Einzahlern und einer finanziell solideren Basis“. Ähnlich äußerte sich auch Stephan Pilsinger, Vize-Chef des Gesundheitsausschusses im Bundestag. Man müsse überlegen, wo die Kassen Einsparungen vornehmen könnten.
Krankenkassen schließen? TK-Chef widerspricht Merz-Regierung
Eine Reduzierung der Krankenkassen hält Baas allerdings für wenig zielführend. „Man braucht keine 100 Krankenkassen, 30–40 würden ausreichen“, so Baas gegenüber Politico und bezieht sich dabei auf die reine Angebotsauswahl. Viel Geld sparen lassen würde sich dadurch aber nicht. Laut dem TK-Chef ließen sich lediglich 0,5 bis 0,8 der Gesamtkosten sparen, die die bloßen Verwaltungskosten der Krankenkassen ausmachen.