Nichtwähler bei Bundestagswahl 2025: Auswirkungen auf die künftige Regierung

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Die Gruppe der Nichtwähler bei einer Bundestagswahl ist in der Regel so groß wie eine Volkspartei. Welchen Einfluss hat sie?

Berlin – Was zählt schon eine Stimme? Immerhin sind rund 59,2 Millionen Menschen wahlberechtigt. Fallen die Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2025 da überhaupt ins Gewicht? Nicht wenige werden sich vor den Neuwahlen die Frage stellen, was ihr Kreuz tatsächlich bewirken kann.

Politische Macht wird in repräsentativen Demokratien wie der Bundesrepublik in der Regel über eine freie, gleiche und allgemeine Wahl von Parteien und Personen verteilt. Das bedeutet auch: Alle Wahlberechtigten haben dasselbe Stimmrecht und Stimmgewicht. Doch nicht alle nehmen das wahr.

Nichtwähler bei Bundestagswahl 2025: Nicht wählen gehen hat Auswirkungen

Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2021 gaben nur 76,4 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme ab. Das bedeutet im Umkehrschluss: Etwa jede vierte Person verzichtete auf ihr Wahlrecht. Damit ist die Gruppe der Nichtwähler bei der Bundestagswahl für sich gesehen so groß wie eine Volkspartei.

Der Anteil der Nichtwähler dürfte bei der Bundestagswahl 2025 ähnlich hoch sein. Einer Umfrage zufolge wollen sieben von zehn Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben. Wie der Digitalverband Bitkom in Berlin Ende Januar mitteilte, ollen elf Prozent der Befragten „auf keinen Fall“ ihre Stimme abgeben, 15 Prozent antworteten mit „eher nein“ auf die entsprechende Frage.*

Bundestagswahl 2021
Wahlberechtigte 61.172.771\t
Wählende 46.707.343\t
Nichtwähler 14.465.428

(Quelle: Bundeswahlleiterin)

Nicht wählen gehen: Wieso wird es Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2025 geben?

Die Politikwissenschaft kennt mehrere Umstände, warum Menschen dem Wahllokal absichtlich fernbleiben. Einer davon ist, dass sie sich für Politik und Parteien nicht interessieren. Oder sie bezweifeln, mit ihrem Kreuz überhaupt etwas verändern zu können. Manche machen ihre Stimmzettel sogar im Wahllokal ungültig – und sehen das als symbolischen Akt, weil sie keine Partei oder Person als wählbar erachten. Hilfe für Unentschlossene und potenzielle Nichtwähler bietet der Wahl-O-Mat.

Grundlegend kann gesagt werden: Die Bereitschaft, zur Wahl zu gehen, ist bei Menschen mit hohem Einkommen und hohen Bildungsabschlüssen stärker als bei Menschen mit weniger Einkommen oder geringerer Bildung. Der Mainzer Politikprofessor Armin Schäfer hat in einer Studie zur Bundestagswahl 2021 festgestellt: „Es sind immer besonders arme Stadtteile, in denen wenige Wahlberechtigte wählen, und die höchste Wahlbeteiligung findet sich in den besten Wohngegenden.“

Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2025: Ist das Parlament wirklich repräsentativ?

Im Grunde spiegeln Parlamente wie der Bundestag oder Landtag nur die Stimmen wider, die wirklich abgegeben wurden und gültig sind. Die gewählten Abgeordneten entscheiden aber über Gesetze, die für alle Menschen in Deutschland oder im Bundesland gelten – nicht nur für diejenigen, die wählen waren.

Je größer die Gruppe der Nichtwähler ist, umso weniger Menschen bestimmen tatsächlich, welche Parteien die Geschicke des Landes steuern sollen. Beispiel Bundestagswahl 2021: Insgesamt machten 11.901.558 Menschen ein Kreuzchen bei der SPD. Damit holten die Sozialdemokraten mit 25,7 Prozent den größten Anteil gültiger Stimmen. Bezieht man in die Rechnung allerdings alle Wahlberechtigten ein, so haben demnach insgesamt nur 19,5 Prozent von ihnen für die SPD gestimmt.

Ein Mitarbeiter des Statistischen Amtes befüllt Wahlurnen für die Bundestagswahl 2025 für die Auslieferung an Wahllokale, fotografiert durch einen Schlitz für die Wahlzettel einer Wahlurne.
Ein Mitarbeiter des Statistischen Amtes befüllt Wahlurnen für die Bundestagswahl 2025 für die Auslieferung an Wahllokale, fotografiert durch einen Schlitz für die Wahlzettel einer Wahlurne. © Bernd Weißbrod/dpa

Nicht wählen gehen: Profitieren extreme Parteien von Nichtwählern bei der Bundestagswahl 2025?

Auf wahlrecht.de heißt es dazu: „Auch wenn immer gesagt wird, wer nicht wähle, wähle extrem – von der Nichtwahl profitieren rechnerisch gesehen alle Parteien, die man nicht gewählt hätte, und zwar proportional zu ihrem Stimmenanteil.“

Tatsächlich bedeutet eine hohe Wahlbeteiligung nicht zwangsläufig, dass extreme Parteien geschwächt werden. Wenn dem so wäre, müsste ein Großteil der Nichtwähler eigentlich Anhänger demokratischer Parteien der Mitte sein. Unter den Nichtwählern sind aber überdurchschnittlich viele Politikverdrossene und Unzufriedene. Deren Proteststimme wollen gerade die Parteien an den extremen Rändern für sich gewinnen.

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In seiner Analyse der Bundestagswahl 2021 schreibt Politikwissenschaftler Schäfer, für die AfD lasse sich „überhaupt kein Zusammenhang zwischen Stimmengewinnen und -verlusten einerseits und der Veränderung der Wahlbeteiligung andererseits feststellen“. (cs/dpa)

* Hinweis: Für die Erhebung befragte Bitkom 1002 Wahlberechtigte in Deutschland ab 18 Jahren telefonisch. Die Umfrage fand zwischen dem 6. und 26. Januar statt.

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