Neue Hoffnung für die Fuchstalbahn? Schongauer bringen „Testphase“ ins Gespräch

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Endstation, bitte alle aussteigen: Für den Personenverkehr ist die Fuchstalbahn bislang nicht freigegeben Der nahtlosen Weiterfahrt steht auch ein Prellbock im Weg. © Herold

2025 sind auf der Pfaffenwinkelbahn zwischen Weilheim und Schongau erneut Sanierungsarbeiten geplant, die einen Schienenersatzverkehr (SEV) wohl unumgänglich machen. In Schongau keimt deshalb die Idee, während der Sperrungen die Fuchstalbahn Schongau-Landsberg zu reaktivieren und eine „Testphase“ einzuläuten. Ein realistischer Plan?

„Aufgrund einer Streckensperrung zwischen Peißenberg und Peiting fährt dieser Zug in wenigen Minuten weiter nach Kaufering. Dort haben sie Anschluss in Richtung München und Augsburg.“ Nein, eine solche Durchsage gibt es weder am Bahnsteig in Schongau noch in den Zügen der Bayerischen Regiobahn (BRB) zu hören. Ändern könnte sich das allerdings schon im kommenden Herbst, wenn auf der Pfaffenwinkelbahn saniert wird. Zumindest wünschen sich das Harald Baumann vom Arbeitskreis Fuchstalbahn der Umweltinitiative Pfaffenwinkel (Peiting) und der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn Oberbayern, Norbert Moy aus Weilheim.

„Wackeldamm“ bei Grasla wird frühestens 2026 saniert

Wie schon im vergangenen Jahr wird auch 2025 wieder ordentlich gewerkelt auf der Nebenstrecke, die Schongau mit der Kreisstadt Weilheim verbindet. Wer nun hoffnungsvoll an die lange angekündigte Sanierung des bekannten „Wackeldamms“ bei Grasla denkt, wird jedoch enttäuscht. Ursprünglich war zwar geplant, die Stelle in diesem Jahr zu stabilisieren, doch daraus wird nun nichts: „Ressourcenengpässe“, begründet die Bahn ihre Entscheidung und schiebt das Projekt um ein weiteres Jahr nach hinten. Norbert Moy kann da nur mit den Augen rollen. Die Stelle sei eine „tickende Zeitbombe“ und gehöre dringend saniert, bemerkt er im Gespräch mit der Heimatzeitung.

Stattdessen anpacken möchte der Infrastrukturbetreiber DB InfraGo den Abschnitt zwischen Peißenberg und Peiting, um dort Schwellen auszutauschen, erklärt Moy. Zwar spricht die DB von einer Maßnahme, die während der Herbstferien stattfinden soll. Der Bahnexperte geht jedoch davon aus, dass die Arbeiten „mehrere Wochen“ in Anspruch nehmen werden. Keine rosigen Aussichten also. Droht nun wieder der gefürchtete SEV-Wahnsinn?

Schongauer wünschen sich „Testphase“ für Fuchstalbahn

So weit muss es nicht kommen, hakt Harald Baumann vom Arbeitskreis Fuchstalbahn ein. Vor einem Jahr, als es aufgrund einiger Baustellen auf der Pfaffenwinkelbahn direkte Überführungsfahrten der BRB-Züge von Schongau nach Augsburg gab, sei eine Idee aufgekeimt, erzählt er. Freunde der Fuchstalbahn waren sich einig: „Jetzt braucht es nur noch die Fahrgäste.“

Harald Baumann und Norbert Moy sind sich sicher: Ist die Pfaffenwinkelbahn gesperrt, kämen Pendler aus dem Schongauer Raum wohl deutlich schneller nach München, wenn die anstatt des SEV die Fuchstalbahn nutzen könnten. Doch kommt die Strecke, auf der seit 1984 kein Personenverkehr mehr stattfindet, tatsächlich als Ersatzbus-Alternative in Frage? Freilich müsste zuvor ordentlich angepackt werden, gesteht Baumann.

„Behelfsbahnsteig“ benötigt

Möchte man mehr als nur einen Expresszug über die Schiene schicken, fehlt es an weiteren, ausreichend eingerichteten Haltepunkten. Auch ein „Behelfsbahnsteig“ am Schongauer Bahnhof müsste kurzfristig aus der Taufe gehoben werden, ergänzt Moy. Denn bislang kann von Gleis drei, wo der Dieselzug der BRB in Schongau hält, nicht auf die Fuchstalbahn eingeschert werden. Stand jetzt sei die Infrastruktur in Landsberg ebenfalls nicht auf einen Pendelverkehr der Personenzüge ausgelegt. „Natürlich geht das nicht von heute auf morgen“, gesteht Moy. Gestorben ist die Idee für ihn aber noch nicht.

Gespräche mit der Bahn und Entscheidungsträgern der Anrainergemeinden stehen noch aus, erklärt Baumann. Dass von ihrem Vorschlag jeder begeistert sein wird, bezweifelt Moy: „Ich fürchte, da wird es auch viele Bedenken geben.“ Mit einer solchen „Testphase“ könne man allerdings „Erfahrungen sammeln“, gibt Baumann im Hinblick auf eine mögliche Reaktivierung der Strecke zu verstehen.

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Um die Rentabilität einer Betriebsaufnahme zu prüfen, läuft derzeit eine Potenzialanalyse. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) will zusammen mit den Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau im ersten Quartal „ein erstes Ergebnis der Potenzialuntersuchung diskutieren und die weiteren Randbedingungen abstimmen“.

Ergebnis der Potenzialuntersuchung soll bald diskutiert werden

Während die Reaktivierung der Fuchstalbahn also noch Zukunftsmusik ist, herrscht auf der Pfaffenwinkelbahn Betrieb. Dass sich unter die bestehenden Langsamfahrstellen aber regelmäßig neue Vertreter jener lästigen Zunft mischen, wie kürzlich zwischen Schongau und Peiting, verärgert Moy. „Als Dauerzustand ist das nicht akzeptabel“, schimpft er. Nach dem „Brandbrief“, den er 2023 veröffentlicht hatte, habe sich „nicht viel getan“. Wie der Bahnexperte erfahren haben will, sind die Fahrgastzahlen auf der Pfaffenwinkelbahn mittlerweile sogar rückläufig.

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