Gedenkfeier in Frankreich: Russland eingeladen, Putin nicht willkommen - Sprecherin äußert sich
Frankreich betont, Russland eingeladen zu haben. Von russischer Seite wird das dementiert. Präsident Putin wird wegen des Ukraine-Kriegs offiziell ausgeschlossen.
Paris – Im Zeitraum vom 1. bis 16. Juni dieses Jahres hält Frankreich eine groß angelegte Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des sogenannten D-Days ab. Der Gedenktag bezieht sich auf die Landung von rund 150.000 alliierten Soldaten, die am 6. Juni 1944 die Strände der Normandie erreichten, um in Frankreich gegen die Soldaten des Deutschen Reichs zu kämpfen.
Putin nicht erwünscht – Macron zelebriert Gedenken in Frankreich ohne den Russland-Machthaber
Jedes Jahr um den 6. Juni finden in der Normandie im Nordwesten Frankreichs zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken des D-Day statt, darunter Feuerwerke, Konzerte und historische Tanzveranstaltungen. Alle fünf Jahre werden die Jubiläen darüber hinaus mit internationalen Zeremonien, Gedenk- und Festakten begangen.
In diesem Jahr findet die internationale Gedenkveranstaltung mit Staatsoberhäuptern aus aller Welt am Donnerstag, dem 6. Juni 2024, in Saint-Laurent-sur-Mer statt. Frankreich lädt auch Russland ein, sich zu beteiligen – Russlands Präsident Wladimir Putin bleibt den Organisatoren zufolge jedoch von der Einladung ausgenommen, berichtet nun der britische Guardian. Grund sei den Organisatoren zufolge der Krieg gegen die Ukraine.
Organisatoren mit Botschaft an Putin: Frankreich folgt keinem Geschichtsrevisionismus
„In Anbetracht der Umstände wird Präsident Putin nicht eingeladen, an den Gedenkfeiern zur Landung in der Normandie teilzunehmen“, wird das Organisationskomitee der Befreiungsmission vom Guardian zitiert. Jedoch begrüße man nach wie vor, dass sich Russland an den Zeremonien zum Gedenken der alliierten Soldaten in der Normandie beteiligt. Letztlich auch, damit „die Bedeutung des Engagements und der Opfer des sowjetischen Volkes sowie sein Beitrag zum Sieg von 1945 gewürdigt werden können“, betonten die Organisatoren.
„Anders als das Kreml-Regime verfolgt Frankreich keine Politik des Geschichtsrevisionismus“, fügten die Organisatoren der Gedenkfeiern anlässlich des 80. D-Day-Gedenktages hinzu.
Russland betont, bislang keine Einladung zum 80. D-Day-Gedenktag erhalten zu haben
Russland äußerte sich inzwischen auch zum Anliegen und betonte, bisher nicht von Frankreich zu den Gedenkfeiern eingeladen worden zu sein. „Bisher haben wir noch keine Bestätigung auf diplomatischem Wege erhalten“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Mittwochmorgen.
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Auch der russischen Botschaft in Paris liegen nach eigenen Angaben keine offiziellen Einladungen zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des D-Day und der Schlacht in der Normandie vor, wie die Tass meldete. „Bis jetzt haben wir keine offiziellen Einladungen von der französischen Seite erhalten“, sagte ein Sprecher der Botschaft.
Der Radiosender Europe 1 hatte zuvor unter Berufung auf seine Quellen berichtet, Frankreich plane, Russland zur Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen in der Normandie am 6. Juni einzuladen. Auch Kreml-Pressesprecher Dmitri Peskow erklärte, der Kreml habe keine derartige Einladung erhalten.
Zur Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestags des D-Day hatte Putin noch teilgenommen
Russlands Präsident Putin war zu den Feierlichkeiten anlässlich des 70. Jahrestages der Landung alliierter Soldaten in der Normandie im Jahr 2014 eingeladen und nahm daran teil. Einige Monate zuvor hatte Russland die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert.
Damals sagte der damalige französische Präsident François Hollande: „Man kann Meinungsverschiedenheiten mit Wladimir Putin haben, aber ich habe nie vergessen und werde nie vergessen, dass das russische Volk Millionen von Menschenleben gegeben hat.“
Angaben von Historikern zufolge sind während des Zweiten Weltkriegs rund 27 Millionen Menschen aus der Sowjetunion ums Leben gekommen, darunter etwa 8,7 Millionen Soldaten und 19 Millionen Zivilisten. Nach den Gedenkfeiern im Juni 2014 trafen sich Putin und der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko im Élysée-Palast zu Gesprächen, nachdem Moskau einen prorussischen Aufstand in der Ostukraine unterstützt hatte.
Macron forderte zuletzt härteren Kurs im Umgang mit Putins Russland
Zu den Gedenkfeiern betreffend des 75. Jahrestags des D-Day 2019, an denen auch Donald Trump teilnahm, wurde Putin nicht eingeladen. Angaben des Élysée-Palastes zufolge sei das aber nicht ungewöhnlich gewesen, da Russland an den wichtigsten Gedenkfeiern des Jahrzehnts bereits teilgenommen hatte.
Bezüglich der Unterstützung ukrainischer Soldaten im Kampf gegen Russland setzte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in den vergangenen Wochen verstärkt für einen offensiveren Kurs zur Verteidigung der Ukraine ein. Zuletzt wurde unter anderem auch bekannt, dass Frankreich erwägt, Nato-Soldaten in die Ukraine zu entsenden. Unter anderem wohl auch aus Sorge davor, Russland könne eine Großoffensive auf die am Schwarzen Meer gelegene ukrainische Stadt Odessa planen, um von hier aus die Krim abzusichern.
Anfang April wurde außerdem öffentlich, dass Macron Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wohl zu einem härteren Ukraine-Kurs drängen wollte. Wie das Wall Street Journal am Mittwoch berichtete, wollte der französische Staatspräsident das Kreml-Regime Putins über „rote Linien“ des Westens künftig im Unklaren lassen und schlug deshalb US-Präsident Joe Biden sowie dem deutschen Regierungschef Scholz einen entsprechenden Strategiewechsel vor. Das Ziel sei eine Position der Zweideutigkeit gegenüber Russland gewesen, schrieb das US-Magazin. (fh)