Sinnflut: „Es gibt Interessenten“
Erding - Schon seit vergangenem Jahr schwebt das Damoklesschwert über dem Fortbestand des beliebten Festivals, denn einer der Veranstalter möchte sich zurückziehen. Doch jetzt haben sich Interessenten gemeldet.
„Auf alle Fälle sind wir nächstes Jahr wieder dabei, es muss weitergehen“, das war die einhellige Meinung aller befragten Händler und Gastronomen nach elf verregneten Festival-Tagen am letzten Sinnflut-Wochenende in Erding.
Schon seit vergangenem Jahr schwebt das Damoklesschwert über dem Fortbestand des beliebten Festivals, das heuer zum 31. Mal stattfand. Wie berichtet, möchte Peter Feller, Veranstalter neben Börnie Sparakowski, die Verantwortung abgeben. Die Erdinger und auch viele Besucher außerhalb der Landkreisgrenzen beunruhigte diese Ankündigung, ist das Event doch eine feste Größe im Kulturkalender der Stadt.
Sparakowski meinte gestern im Gespräch mit der Heimatzeitung, dass er ständig von allen Seiten darauf angesprochen worden sei. Und er verrät, dass es Interessenten gebe. Sogar mehrere, allerdings sei noch nichts in trockenen Tüchern.
Perspektive für Zukunft schaffen
Feller klärt auf: „Es ist ja nicht so, dass ich das Festival loswerden möchte. Ich möchte eine Perspektive für die Zukunft schaffen“, sagt der 70-Jährige, und bezüglich der Interessenten meint er: „Ich bin zuversichtlich.“ Als Berater werde er definitiv weiter zur Seite stehen.
Sparakowski (70) möchte weitermachen: „Da steckt mein ganzes Herzblut drin, das hält mich jung.“ Er freut sich über das Interesse, sagt aber: „Da sind von beiden Seiten noch viele Fragen offen. Da müssen wir uns in Ruhe zusammensetzen, auch die Stadt miteinbeziehen.“ Für die ist er voll des Lobes. „Die Kommunikation war von der Vorbereitung bis jetzt sehr gut.“
Einige Händler, darunter Wolfgang Krönauer vom gleichnamigen Cafézelt, wollten schon vergangenes Jahr die Stadt mehr in der Pflicht sehen. „Das ist so ein tolles friedliches Fest, und wie man heuer sieht: Die Erdinger kommen, auch wenn es regnet“, sagte Krönauer, der seit mehr als 20 Jahren mit von der Partie ist.
Auch die andere Marktbetreiber und Gastronomen ließen sich vom Regenwetter die Laune nicht verderben. „Auf die Erdinger ist Verlass“, freute sich Václa Fiser aus Tschechien. Seit 15 Jahren verkauft er Keramik auf dem Festival. Mittlerweile hat er viele Stammkunden. Zwei Monate, je 16 Stunden am Tag, töpfere er jedes Jahr für das Erdinger Festival. Heuer blieb die Laufkundschaft aus. Das habe sich schon bemerkbar gemacht.
„Auf die Erdinger ist Verlass“
Besonders schätzt Fiser die gute Atmosphäre. „Die Besucher sind freundlich, wir Händler feiern gemeinsam Geburtstag und freuen uns, wenn wir uns treffen. Wir sind wie eine große Familie.“ Das sehen auch Alex Schlawjinski aus Dorfen und Stefan Selbertiner aus München so, die sich freudig im Café Krönauer begrüßten. Schlawjinski bietet schon lange Waren auf Sinnflut an, heuer zum ersten Mal Vintage-Dirndl. Er war mit dem Umsatz zufrieden. „Es gibt bessere und schlechtere Jahre, das weiß man als Händler. Es ist alles gut.“ Das ist auch die Einschätzung von Selbertinger, der seit 20 Jahren in Erding vertreten ist, seit zehn Jahren mit seinem Silberdinger-Schmuck, den er selbst kreiert und auf Bali fertigen lässt. „Die Erdinger sind immer da“, sagte er über seine vielen Stammkunden.
Neuling Lukas Rieder, der erstmals vegane Spezialitäten auf Sinnflut anbot, war begeistert: „Das hier ist genau unsere Klientel. Wir hoffen sehr, dass wir nächstes Jahr wieder kommen dürfen.“
Das positive Feedback von allen Seiten freut die Veranstalter außerordentlich. „Wir sind sehr dankbar, dass sich so viele Fans und Besucher nicht vom Regen abhalten ließen.“ Auch die Rückmeldungen der Künstler seien voll des Lobes gewesen, vor allem für die guten Tontechniker, die unter erschwerten Bedingungen haben arbeiten müssen. Nur zwei Veranstaltungen unter freiem Himmel, die Aufführung des Circus Imago und Taekwondo, mussten abgesagt werden.
Am letzten Abend kam dann ohne Regenunterbrechung bei der Coverband Ois live das typische Sinnflut-Feeling auf, und Annette und Thomas Plasa aus Erding machten aus dem Pink-Floyd-Klassiker „Wish You Were Here“ kurzerhand „Wish Sinnflut Would Always Be Here“.