Das erwartet Sie nach der Wahl - Welche Parteien Ihre Rente an der Börse retten wollen und was Sie dazu wissen müssen
Was kann die Politik tun, damit die Menschen in Deutschland auch künftig eine auskömmliche Rente erhalten?
Weniger Abhängigkeit vom Umlageverfahren in der gesetzlichen Rente ist notwendig. Wichtig sind daher Maßnahmen, die eine zusätzliche Altersvorsorge mit Aktien attraktiver machen. Denn Aktien, Aktienfonds und Aktien-ETFs erwirtschaften langfristig attraktive Erträge von durchschnittlich sechs bis neun Prozent pro Jahr.
Sie sind damit ein ideales Instrument der Altersvorsorge. Andere Länder wie Schweden, Australien oder die USA haben schon vor längerer Zeit ein Ansparverfahren mit Aktien in der staatlich geförderten Altersvorsorge eingeführt. Durchschnittliche Geldvermögen pro Einwohner von 315.000 Euro (USA), 173.000 Euro (Schweden) und 172.000 Euro (Australien) sind das Resultat einer überaus erfolgreichen Aktienanlage, auch über die Altersvorsorge.
In Deutschland verfügen die Menschen lediglich über durchschnittlich 95.000 Euro, was unter anderem daran liegt, dass Aktien und Aktienfonds noch keine große Rolle in unserer Altersvorsorge spielen. Wir sollten den Vorbildern aus dem Ausland in allen drei Säulen der Altersvorsorge, der gesetzlichen Rente ebenso wie der betrieblichen und privaten Vorsorge, folgen.
Was sind die Vorstellungen der Grünen und der FDP für eine Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente?
Die Grünen wollen in der gesetzlichen Rente das Konzept des „Generationenkapitals“ der scheidenden Regierung aufgreifen. Mittels öffentlicher Darlehen soll in der gesetzlichen Rente ein Kapitalstock („Bürger*innenfonds“) aufgebaut werden, der unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien unter anderem in deutsche und europäische Start-ups und Wachstumsunternehmen investiert.
Der Fonds soll auch der privaten und betrieblichen Altersvorsorge offenstehen. Das ist ein guter Schritt, allerdings muss bei der derzeitigen Haushaltslage darüber nachgedacht werden, ob eine Schuldenfinanzierung das richtige Mittel der Wahl ist. Eine Nachhaltigkeitsorientierung kann in der Geldanlage eine Rolle spielen, wenn sie im Einklang mit einem wichtigen Prinzip der Aktienanlage steht, der Risikostreuung.
Die FDP macht auch einen Vorschlag zu einer Aktienrente in der ersten Säule und orientiert sich an dem schwedischen Modell, bei dem ein Teil der Rentenbeiträge am Kapitalmarkt angelegt werden. In Schweden spart jeder Erwerbstätige mit 2,5 Prozent seines Gehaltes für das Alter. Die Anlage der Gelder erfolgt fast vollständig in Aktien- und Mischfonds.
Worauf setzt die SPD?
Die SPD setzt hingegen überwiegend auf die zweite Säule, die betriebliche Altersvorsorge. Dort will man das Sozialpartnermodell, eine betriebliche Altersvorsorge, auf das sich die Tarifpartner einigen müssen, ausweiten. Dieses Modell lässt die Nutzung von Aktien in der Anlage der Altersvorsorge zu.
Inwiefern eine Art Tarifbindung sinnvoll ist, ist zu hinterfragen, denn bisher konnten sich die Tarifpartner nur in wenigen Branchen auf ein Modell einigen. Die größte Einzelgewerkschaft in Deutschland, die IG Metall, hat sich sogar explizit gegen dieses Modell ausgesprochen.
Was versteht die CDU/CSU unter ihrer Frühstart-Rente?
Originell für die deutsche Rentenpolitik ist der Vorschlag der CDU/CSU, die eine Frühstart-Rente einführen möchte. Der Staat gibt jedem Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren monatlich 10 Euro für ein Wertpapierdepot mit Aktien und anderen für die Altersvorsorge geeigneten Finanzinstrumenten. Ausgezahlt wird das Geld erst mit Renteneintritt.
Nach dem 18. Geburtstag kann dieses Depot mit eigenem Geld weiter bespart werden. Die Stärken des Aktiensparens werden so bestmöglich genutzt. Bei einer monatlichen Sparrate von 10 Euro ergibt sich bei einer Rendite von 6 Prozent über 60 Jahre ein Vermögen 66.000 Euro, bei 9 Prozent sogar 245.000 Euro.
Ein zusätzliches Schmankerl ist, dass alle Erträge aus dem Depot steuerfrei sein sollen. Dieses Konzept sollte unbedingt weiterverfolgt werden, denn damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Bei Anlagezeiträumen von rund 60 Jahren erwirtschaften Aktien attraktive Renditen für ein ansehnliches Renteneinkommen. Die Leute befassen sich mit Finanzdingen und lernen hoffentlich, wie man sein Geld am besten vermehrt.
Was ist das Altersvorsorgedepot der FDP?
Die FDP möchte in der privaten Altersvorsorge das Konzept des Altersvorsorgedepots aufgreifen, das in der aktuellen Legislatur von der Regierung geplant war. Dabei handelt es sich um ein staatlich gefördertes Wertpapierdepot, mit dem die Menschen für das Alter vorsorgen können. In anderen Ländern sind Altersvorsorgedepots fest etabliert, wie eine Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Deutschen WertpapierService Bank zeigt.
Beispiele aus dem Ausland verdeutlichen auch, dass Altersvorsorgedepots eine große Chance für eine aktienorientierte Altersvorsorge sind. In den USA sind die Individual Retirement Accounts mit einem durchschnittlichen Aktienanteil von 65 Prozent die zentrale Säule der Altersvorsorge. In Frankreich sparen mit dem Plan épargne retraite mehr als zehn Millionen Franzosen für das Alter. Der Aktienanteil beträgt dort im Schnitt 54 Prozent. Das Altersvorsorgedepot sollte daher unbedingt auf die Agenda der nächsten Regierung.